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Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Diehl , Thomas Heise , Claas Meyer-Heuer
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»Einige Kollegen verstummten, als sie die Waffen sahen. Ihnen wurde bewusst, was man damit anrichten kann.«
    Auch Tätowierer und Sat.1-Fernsehstar Dennis Kofoldt wird zum Messerstecher. Er rammt dem Sohn eines Bandidos-Unterstützers eine Klinge in die Lunge. Grund für die Bluttat: Der junge Mann, 22, aus Preetz hatte ein Bandidos-Logo im Display seines Handy gespeichert.
    Im Januar 2010 kommt es dann zu dem Überfall im Sandwichladen. Vermutlich sechs maskierte Bandidos stürmen die Subway-Filiale in Neumünster und überfallen drei Red Devils. Nur ein Angreifer vermummt sich nicht: Peter Borchert. Die Polizei findet später Blut an seiner Cargo-Hose. Im April 2011 verurteilt ihn das Landgericht Kiel zu drei Jahren und neun Monaten Freiheitsstrafe. Eine Sicherungsverwahrung ordnet das Gericht nicht an. Es fehlt ein Gutachten, das die Gefährlichkeit Borcherts belegen soll. Der beauftragte Psychiater vermochte es nicht zu erstellen, weil er nicht über genügend Informationen zu Borcherts Persönlichkeit verfügte. Er hatte sich persönliche Gespräche mit dem Untersuchungshäftling gewünscht, doch Borchert weigerte sich. Schweigen ist Gold.
    Im April 2010 verbietet der schleswig-holsteinische Innenminister die Neumünsteraner Bandidos, da sie nach Ansicht der Behörden gegen das deutsche Vereinsrecht verstoßen haben. Doch die Rocker kümmert das wenig. Sie verlegen ihr Clubheim 300 Meter hinter die deutsch-dänische Grenze und nennen sich fortan Bandidos »Padborg«. Die Männer leben natürlich weiterhin in Kiel und Neumünster. Erst als Peter Borchert 2011 seine Haftstrafe antreten muss, kühlt sich die Szene im Norden merklich ab.
    Janez MC – Aufbau Ost auf Rockerart
    Seit 1990 gilt in Thüringen das Grundgesetz. Totalitäre Systeme sind damit laut Verfassung verboten. Ausgerechnet in Weimar aber, wo 1919 die erste demokratische deutsche Verfassung entstand, leben die Einwohner seit dem Jahr 2006 wieder in Angst vor einem absolutistischen Despoten. Der westdeutsche Rocker Janez E. gründet in Weimar ein Bandidos-Chapter und inszeniert sein persönliches Gangsterdrama. In ihrem Vereinsheim an der Bahnhofstraße führen sich Janez E. und seine Anhänger auf wie die »Unantastbaren«. Sie entstellen Menschen mit dem Messer, vertrimmen Autofahrer oder schlagen Gegner halbtot, zunächst ungestraft. Der Rechtsstaat stottert.
    Obwohl die Rocker ihre Taten öffentlich begehen, mauern Zeugen eisern. »Bei Aussagen gegen die Bandidos wird die Zunge schwer«, sagt ein beteiligter Ermittler. Sogar die Opfer können sich vor Gericht angeblich nicht mehr erinnern, wer ihnen das Messer quer durchs Gesicht gezogen hat. Über der Stadt hängt eine Wolke der Angst, mit der verrückten Bande will sich niemand anlegen. Man dreht sich weg oder verlässt am besten gleich die Bar, wenn Männer auftauchen, die auf ihren Lederjacken einen mexikanischen Banditen tragen. Die Harley-Gangster inszenieren das Schiller-Stück »Die Räuber« auf ihre eigene Art und Weise – und ganz Weimar ist ihre Bühne.
    Janez E. hat sich seine Werte und Idole unter die Haut stechen lassen. Der örtliche Bandidos-Chef braucht im Jahr 2008 nicht aufzuzählen, was für ihn wichtig ist. Er muss nur sein T-Shirt ausziehen und seine Tattoos herzeigen. Unter seinem Bauchnabel kreuzen sich ein Revolver und eine Machete – die traditionellen Waffen des mexikanischen Banditen. Der Sombrero-Gangster ist die Symbolfigur des weltweit agierenden Bandidos MC . Auf das Brustbein hat sich Janez E. keinen Geringeren als Jesus von Nazareth tätowieren lassen.
    So widersprüchlich und extrem wie sein Körperschmuck ist auch der Charakter des Janez E. Auf seinem Rücken über der Gürtellinie prangt der Name seines toten Kampfhundes »Chato«. Janez E. erklärt dazu in einem Gespräch: »Menschen sind mir scheißegal. Nur Hunde sind mir wichtig.«
    E. wächst nach eigner Aussage im schlimmsten Viertel der Maggi-Stadt Singen im südlichen Baden-Württemberg auf. Seine Mutter ist eine deutsche Sintiza, der Vater Slowene. Doch der Vater verlässt die Familie früh und kommt nur gelegentlich vorbei, um Geld zu bringen. Dann versteckt sich das Kleinkind, denn Janez fürchtet die Ohrfeigen, für die sein alter Herr keinen Anlass braucht. In der Grundschule presst Janez E. seinen Mitschülern die Brötchen ab. Wer sich weigert, kriegt Backpfeifen. Staatliche Heime übernehmen später seine Erziehung. Er schafft einen Hauptschulabschluss und schließt eine Ausbildung zum

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