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Rocking Horse Road (German Edition)

Rocking Horse Road (German Edition)

Titel: Rocking Horse Road (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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Nebel die ganze Küste ein, manchmal nur New Brighton und manchmal auch nur The Spit. Er hielt sich vormittags für ein paar Stunden, konnte aber auch den ganzen Tag bleiben. Ein- oder zweimal in diesem Jahr legte er sich für einige Tage über die komplette Küste, so daß wir in einer Dämmerwelt lebten.
    Die Torstangen standen erst ein paar Tage, als jemand im Schutz des Nebels den hiesigen Rugbyclub überfiel. Zu dem Zeitpunkt waren wir uns bereits im klaren darüber, daß es ein paar Leute gab, die ganz entschieden der Ansicht waren, die Springboks sollten nicht in Neuseeland spielen. Wir hatten für solche Überlegungen keine Zeit. Wie Pete Marshalls Vater sagte: »Sport ist Sport, und Politik ist Politik.« Aber offenbar waren einige Leute da anderer Meinung. Am ersten Montag im März gingen wir zum Rugbyplatz, um den Schaden mit eigenen Augen zu sehen. Jemand hatte APARTHEID mit knallroter Farbe über die ganze Fassade des Clubhauses geschrieben. Der Stamm des T befand sich genau auf der Mitte der Eingangstür. Schlimmer noch aber war, was sie mit dem Platz angestellt hatten. Sie mußten ein verdammt starkes Unkrautvernichtungsmittel benutzt haben. Zwischen einer der 22-Meter-Linien und der Mittellinie war das Gras an einzelnen Stellen total abgestorben. Wenn man direkt davorstand, konnte man kaum erkennen, was die übergroßen Buchstaben bedeuteten, aber als wir uns auf die Böschung neben dem Feld stellten, konnten wir zwei Wörter deutlich lesen: STOP TOUR.
    Fast jeder auf The Spit war empört. Es wirkte wie ein Terroranschlag. Was für Leute waren das, die mitten in der Nacht ein so wichtiges Element des kommunalen Lebens besudelten? Wir entdeckten jetzt mehr und mehr Zeichen von Tourgegnern. Gelegentlich sahen wir im Bus jemanden, der einen schwarzrot-weißen Button trug mit der Aufschrift: Halt All Racist Tours. Wir musterten die Träger aufmerksam, aber es war nicht auf einen bestimmten Typ begrenzt. Männer wie Frauen trugen die Buttons, wohlhabende Leute und Linksintellektuelle. Sogar ein paar Rentner trugen welche, Leute, die es doch eigentlich besser hätten wissen müssen. Wir fragten uns, wer wohl für den Vandalismus im Rugbyclub verantwortlich sein mochte, konnten uns aber so ganz normal aussehende Leute nicht dabei vorstellen, wie sie nachts Unkrautvernichtungsmittel auf den Rasen sprühten. Wir dachten, wir würden einen Fanatiker erkennen, wenn wir einen sahen.
    Kurz danach tauchten die Plakate in New Brighton auf. Zuerst nur im Einkaufszentrum, dann aber breiteten sie sich auf den Laternenmasten nach Süden aus.
    STOP THE TOUR!
    KUNDGEBUNG UND DEMONSTRATION
    THOMPSON PARK SOUTH BRIGHTON
    8. Juni, 18:30 Uhr
Wegen des Anschlags auf den Rugbyplatz gehörten diese Plakate für uns zu einem unsichtbaren Feind. Wir rissen sie ab und stopften sie in Papierkörbe, wann immer wir konnten. Wir zerrissen sie sogar zu kleinen Fetzen, damit man sie nicht wiederverwenden konnte. Ein paar Tage später hingen neue Plakate da, und wir rissen auch die wieder ab. Aber es schien, als habe derjenige, der sie auf hängte, unerschöpfliche Vorräte. Es war Als Idee, mit Sarah Fogarty über den Mord an Lucy zu reden. »Wenn überhaupt jemand irgendwas weiß, dann sie.« Der Gedanke lag so nahe, daß wir uns fragten, weshalb wir nicht früher darauf gekommen waren. Alle Jungen der South Brighton High School nahmen sich gewöhnlich vor Sarah in acht. Sie hatte nichts als Verachtung für alles Maskuline übrig, und einige Jungen, die sie irgendwie provoziert hatten, prügelte sie so heftig, daß ihnen die Arme taub wurden. Keiner von uns verstand, warum ausgerechnet sie Lucy Ashers beste Freundin gewesen war.
    Wir schickten Matt als Emissär zu Sarah, aus dem einfachen Grund, weil er sechs Schwestern hatte: Er kannte sich mit den komplexen Riten höherer Weiblichkeit am besten aus. Er traf Sarah Fogarty auf dem Tennisplatz der Schule, und zwar allein, was für ein Mädchen in dieser Zeit höchst ungewöhnlich war. Sie schlug Bälle gegen eine Betonwand. Als Sarah in der zehnten Klasse auf unsere Schule kam – ihre Familie war aus Geraldine hierher gezogen –, war sie bereits ein Tennis-As. Regelmäßig schlug sie Mädchen, die drei Jahre älter waren als sie. Nach und nach aber, und aus Gründen, die nur sie selbst kannte, hatte sie den Wettkampfsport aufgegeben und spielte nun nur noch zum Vergnügen.
    Als Matt auf sie zutrat, schlug Sarah die Bälle mit der Vorhand, mit der Brachialgewalt, die sie alle ihre

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