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Rocking Horse Road (German Edition)

Rocking Horse Road (German Edition)

Titel: Rocking Horse Road (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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Matches hatte gewinnen lassen. Er hat uns später erzählt, daß der Ball jedesmal an haargenau der gleichen Stelle der Wand einschlug. Er wartete ab.
    »Und?« fragte sie, als ihr schließlich klar wurde, daß Matt nicht wieder gehen würde. Sie würdigte ihn dabei keines Blickes.
    »Ich will mit dir über Lucy reden.«
    »Verdammte Hurenscheiße.« Noch ein Grund, weshalb sich Jungs vor Sarah in acht nahmen, war, daß sie noch übler fluchen konnte als der beredsamste von ihnen. »Hast du keine Augen im Kopf? Ich bin beschäftigt.«
    »Wir haben uns gefragt, ob du vielleicht weißt, wer sie umgebracht hat.«
    Was Detektivarbeit anlangt, war das ziemlich neben der Spur, aber immerhin brachte die Frage Sarah dazu, ihr Tennistraining zu unterbrechen. Der Ball prallte von der Wand zurück, rollte an Matts Füßen vorbei und blieb am Schiedsrichterstuhl in einer Pfütze liegen. Zum ersten Mal sah Sarah Matt an. Er sagte, sie hatte die fast zu Schlitzen geschwollenen Augen von Muhammad Ali nach seiner Niederlage gegen Holmes. Matt Templeton zufolge sah Sarah aus, als hätte sie ein Jahr lang nicht geschlafen.
    »Wenn ich wüßte, wer sie umgebracht hat, würde ich das der Polizei erzählen, verdammte Scheiße.«
    Matt schwieg. Seine Stellung am unteren Ende einer weiblichen Hackordnung hatte ihn gelehrt, wann er den Mund zu halten hatte. Sarah holte ihren Tennisball. Dabei kam sie nahe an Matt vorbei, und der spürte schon ihre Knöchel in seinem Arm und erstarrte. Aber Sarah hob einfach den nassen Ball auf und donnerte ihn wieder gegen die Wand.
    Wumm. Wumm. Wumm. Dazwischen der Ton der Saiten.
    Matt wartete eine ganze Weile, aber Sarah sagte kein Wort mehr. Er sah ein, daß sie den ganzen Tag Bälle gegen die Wand schlagen würde.
    Er war schon außerhalb des Drahtnetzes, das den Platz umschloß, als Sarah ihm nachrief. »Hey, du Scheißkerl!« Er kam zurück und sah, daß Sarah am Drahtnetz stand, den Schläger lose in der Hand. Sogar aus der Entfernung konnte er Sarahs umränderte Augen sehen, und er fröstelte.
    »Sie ist mit irgendeinem Typen gegangen, wollte mir aber nicht sagen, wer es war.« Damit drehte sie sich abrupt um. Matt hätte nicht tiefer in seinen Grundfesten erschüttert sein können, wenn sie ihn wirklich geschlagen hätte.
Die Neuigkeit, daß Lucy Asher einen Freund gehabt hatte, mit all ihren Implikationen, schlug hohe Wellen der Bestürzung in Jim Turners Garage. Sie befleckte die Erinnerungen an Lucy, die wir so sorgfältig gesammelt hatten und über die wir nun eifersüchtig wachten. Nun entstanden andere Bilder, ungebeten und unerwünscht. Grant Webb fragte ganz offen nach der Möglichkeit, daß sie »es mit ihm gemacht« hatte, doch er wurde niedergezischt. Er verschanzte sich hinter einem mürrischen Schweigen. Allein der Gedanke war eine Beleidigung für die Lucy, der wir in diesem langen heißen Sommer Leben eingehaucht hatten.
    Mit fünfzehn sahen wir überall Sex. Natürlich in Amy Trousedale, aber auch jedes andere halbwegs attraktive Mädchen, dem wir auf der Straße begegneten, umwehte der Hauch von Sex. Wir beobachteten alle Frauen und Mädchen in Badeanzügen am Strand, stierten jedes spärlich bekleidete Model auf Plakatwänden, Zeitschriften oder in der TV-Werbung an. Jeder halbwegs schlüpfrige Witz, den wir bei unseren Vätern hörten, jeder Filmstreifen, jeder rotgeschminkte Mund, jedes Kichern und jedes nackte Frauenbein, alles schien nur dazu da, uns zu erregen. Die ganze Welt war eine unterschwellige Botschaft an uns. Aber mit Lucy Asher war es etwas anderes. Lucy stand außerhalb unserer hormonalen Obsessionen. Wir konnten nicht glauben, daß Lucy der schuldbeladenen Welt unserer Phantasien angehörte. Lucys Name konnte nicht in einem Atemzug genannt werden mit dem von Amy oder all den anderen Frauen. Sie bildeten eine andere Spezies. Sie schwammen zwar im selben Meer, doch in verschiedenen Tiefen. Wir stimmten alle darin überein, daß, wenn Lucy überhaupt einen Freund gehabt hatte, sie sicher nur ein, zwei Mal mit ihm im Kino gewesen war und er höchstens ihre Hand halten durfte – mehr auf gar keinen Fall.
    Wir tendierten dazu, diese neue Information unter den Tisch fallen zu lassen, doch Pete Marshall insistierte: »Das ist unsere erste richtige Spur. Wir müssen da dranbleiben. Das sind wir Lucy schuldig.« Das war an dem Tag, an dem Matt mit Sarah Fogarty gesprochen hatte. Wir hatten uns nach der Schule in der Garage getroffen, zum ersten Mal seit mehreren Wochen

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