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Rocking Horse Road (German Edition)

Rocking Horse Road (German Edition)

Titel: Rocking Horse Road (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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Sturms, der am 6. Juli 1981 auf Land traf, überraschte alle. Natürlich kennt das Wetter keine festen Regeln. Die Leute vergessen, daß die »Wahine« 1968 von einem Sturm versenkt wurde, der aus dem Nichts zu kommen schien. Das war der Orkan, von dem unsere Eltern mit einem Schaudern sprachen.
    Am Nachmittag verstärkte sich das Heulen des Windes. Obwohl niemand an den Strand gegangen war, um es selbst zu sehen, hörten wir alle die riesigen Wellen auf den Sand krachen. Zwar regnete es noch nicht, aber die Temperatur war stark gefallen. Nach der Schule gingen oder radelten wir auf der Straße, umweht von Abfall aus umgestürzten Mülltonnen und Sand, der uns auf der Haut brannte. Ziemlich durchgeschüttelt kamen wir in der Garage der Turners an. Die Fotos erwarteten uns ausgebreitet auf dem Billardtisch. Der Wind drang durch die Bretterritzen und bewegte sie leicht. Er wirbelte die trockenen Reste von verschüttetem Schafskot in der Ecke auf und bauschte die vergilbten Zeitungsausschnitte an der Wand.
    Es ist keine Übertreibung zu sagen, daß wir entsetzt waren von diesen Fotos. Unser Glaube geriet ins Wanken. Wir konnten die Lucy, die wir gekannt hatten, nicht mit dieser schamlosen Doppelgängerin, die sich da vor uns räkelte, in Einklang bringen.
    Die Bilder waren offenbar bei mehreren Gelegenheiten entstanden. Bei einigen trug Lucy das Haar im Nacken zusammengebunden. Auf anderen hatte sie ein entstellendes Make-up aufgetragen. Unsere Lucy zog einen Schmollmund und posierte wie eine Fremde. Die meisten von uns hatten sie schon einmal nackt gesehen, am Strand, in der halben Stunde bevor die Gerichtsmediziner die Sichtblenden um sie errichteten, aber es war die Art von Nacktheit, die wir mit Kindern, Schwestern und Müttern assoziierten. Es lag eine Unschuld in der toten Lucy, der diese Fotos Hohn sprachen. Unsere sorgsam gehegten Erinnerungen an sie wurden entweiht.
    Wir hatten nicht den geringsten Zweifel, daß SJ Lucy ermordet hatte. Sie mußte erkannt haben, welch einen Riesenfehler sie beging, als sie sich mit jemandem einließ, der sie zu so etwas bringen konnte. Wir erkannten sofort, wie es gewesen sein mußte. Nachdem er sie irgendwie dazu verleitet hatte, für diese Fotos zu posieren, hatte Lucy offenbar versucht, Schluß zu machen. In einem Wutausbruch erwürgte er sie. Das lag auf der Hand. War es nicht ebenso möglich (mehr als möglich: wahrscheinlich), daß er sie von Anfang an überhaupt nur durch eine List (Drogen oder Erpressung) gefügig gemacht hatte? Natürlich, das war es. Was für eine Erklärung konnte es sonst geben?
    Als wir sie nicht mehr ertragen konnten, sammelte Jase Harbidge alle Fotos zusammen. Es stand überhaupt nicht zur Debatte, sie zur Polizei zu bringen, obwohl sie wichtiges Beweismaterial waren, wie uns durchaus bewußt war. Schlimm genug, daß wir sie gesehen hatten. Wir schämen uns nicht, zuzugeben, daß einige von uns sichtbar die Beherrschung verloren, als Jase die Fotos raustrug. Wir standen auf der windgeschützten Seite der Garage unter den letzten Herbstblättern, die sich irgendwie noch an dem Birnbaum festhielten. Die Turners hatten eine rostige alte Stahltonne, in der Jims Vater manchmal Sachen verbrannte. Die Tonne hatte einen Deckel, und innen war sie halb voll mit Blättern und Zweigen, die noch trocken waren. Schweigend sahen wir zu, wie Jase die Fotos in die Tonne kippte. Roy Moynahan hatte wie immer eine Schachtel Streichhölzer mit seinen Zigaretten in der Tasche. Der Wind blies mehrere Streichhölzer aus, bevor wir uns so dicht um die Tonne zusammendrängten, daß der Wind nicht mehr durchkam. Die trockenen Blätter fingen zuerst Feuer, dann die Fotografien. Sie rollten sich ein. Die Chemikalien färbten die Flammen orange und gelb.
    Selbst auf dieser Seite der Garage spürte uns der Südwind auf. Er kreiselte und wirbelte, griff nach dem brennenden Inhalt der Tonne. Niemand hatte daran gedacht, den Deckel wieder auf die Tonne zu setzen, und so flogen nun brennende Blätter und halbe Fotos in die Luft. Sie wurden ein Spielzeug des Winds. Einiges wurde uns ins Gesicht geblasen, so daß wir mit den Händen wedelten und uns auf die Haare klatschten, als würden wir von einem Wespenschwarm angegriffen. Brennende Fotos verfingen sich im Birnbaum oder stiegen höher und flogen über das Dach der Turners. Andere wurden seitwärts geweht, über den Rasen hinweg in die Hecke.
    Einige Monate früher, als die Trockenheit auf ihrem Höhepunkt war, hätten wir die

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