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Rockoholic

Rockoholic

Titel: Rockoholic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Skuse
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beibringen, dass ich einen bösartigen Tumor habe. »Wir müssen die Wahrheit wissen. Seine Fans verdienen es, zu erfahren, wo er ist, richtig?«
    Â»Wenn Sie’s wirklich wissen wollen, nein, ich finde nicht, dass sie’s verdienen«, blaffe ich. »Warum können Sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen?«
    Â»Weil er eine Berühmtheit ist, und das macht ihn zu einer Person des öffentlichen Interesses. Und weil sich die Öffentlichkeit um ihn sorgt und es nun mal mein Job ist, herauszufinden, ob es ihm gut geht. Er kämpft immer wieder mit Depressionen. Mit seiner Drogensucht.« Sie sagt es ganz leise, so als würde sie mit ihren Worten unsere Nachbarn schockieren.
    Â»Und?«
    Â»Ich verfüge über Insiderinformationen, dass sein angeblicher Aufenthalt in einer Entzugsklinik vor ein paar Jahren in Wahrheit die Folge eines Selbstmordversuchs gewesen ist. Er hatte sich von einer Brücke gestürzt. Ihm war nichts passiert, aber … Tja, und jetzt hat man bereits gemunkelt, er habe es wieder versucht, doch nachdem deine Fotos aufgetaucht sind, haben alle wieder die Hoffnung, dass er wohlauf ist, vielleicht sogar glücklich. Dass er sich einfach bloß eine Auszeit nimmt. Du verstehst, was ich meine?«
    Ich nicke und bete insgeheim, dass weder Halley noch Mum aus der Küche herauskommen, um nachzusehen, wo ich bleibe. Ich höre das Klink-klink , mit dem die Teller leer gekratzt werden.
    Â»Ich meine, wäre es nicht großartig, wenn man ihn endlich finden würde?«, sagt sie. »Wenn du selbst diejenige sein könntest, die seiner Fangemeinde mitteilt, dass es ihm gut geht?« Sie sieht mich an, als wäre ich einer dieser misshandelten Welpen auf den Plakaten vom Tierschutzverein. »Jetzt überleg noch mal. Ich gebe dir noch eine Chance, okay. Wo ist er?«
    Wo ist er? Nicht ›wo war er‹ oder ›was ist deiner Meinung nach passiert‹ … Wo ist er, hat sie mich gefragt. Sie weiß Bescheid!
    Â»Es ist in Ordnung«, sagt sie, »niemand wird’s dir übelnehmen. Wenn du seine Privatsphäre schützen willst, ist das sehr ehrenwert von dir. Aber warum deckst du ihn? Was will er von dir? Schuldest du ihm irgendwas? Stehst du in irgendeiner Beziehung zu ihm? Hat er dich bedroht, nachdem du die Aufnahmen gemacht hast? Ist er gewalttätig geworden? Wo ist das Handy, mit dem die Fotos geschossen worden sind? Hat er es zerstört?«
    Â»Nein …«
    Â»Hör mal, ich würde vermutlich das Gleiche tun, wenn Michael Ball beschließen würde aus dem Showbusiness auszusteigen und zum Zirkus zu gehen, oder was weiß ich. Wenn ich herausfände, wo er ist, und er mich bitten würde seinen Aufenthaltsort geheim zu halten, ich würde es tun.«
    Â»Wer ist Michael Ball?«
    Â»Ach, ein Sänger.« Sie lacht. »Wahrscheinlich nicht ganz deine Altersklasse. Hör mal, wenn du Jackson Gatlin in Nuffing gesehen hast, wobei nur Gott allein weiß, warum er in Nuffing ist, dann kannst du’s mir sagen. Ich werde allen genau erklären, wie sich die Sache verhält. Und wer weiß, vielleicht kann ich ja ein paar Tickets für die Amerika-Tour der Regulators für dich auftreiben? Vielleicht zusammen mit Flugtickets? Ein paar Fanartikel? Ja?«
    Sie ist auf der richtigen Fährte, das weiß sie. Sie zieht echt alle Register: auf die Tränendrüse drücken, Kreuzverhör, Bestechung. Sie ist wie ein kleines Kind, das unbedingt einen Keks naschen will. Sie kommt immer wieder an, bis sie endlich einen Happs ergattert hat, und sobald sie einen Happs ergattert hat, will sie den ganzen Keks. Sie wird mit Jackson sprechen wollen, sie wird die Story groß rausbringen wollen. Sie wird ihn wieder ins Rampenlicht zerren wollen und er muss dahin zurückkehren, wo er war, ehe ich ihn da rausgeholt habe. Aber das wird er nicht wollen. Eher will er sterben. Was soll ich bloß sagen? Ich muss mit Mac sprechen.
    Und in dem Augenblick liebe ich meine Mum über alles in der Welt.
    Â»Jode, magst du Vanillesoße oder Sahne auf deinen Kuchen?«, ruft sie. Ausnahmsweise klingt ihre Stimme mal wie eine süße Melodie, die sich wohltönend in die Luft erhebt, und nicht wie eine dreckige schwarze Kanonenkugel, die mir auf die Füße rumst.
    Â»Okay, hören Sie. Ich muss jetzt wirklich wieder rein. Das ist meine Mutter.«
    Â»Dann komme ich morgen noch mal vorbei.

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