Rockoholic
Vielleicht können wir in der Stadt einen Kaffee trinken gehen? Oder wir gehen Pizza essen?« Sie lächelt mir zu.
»Ja, okay«, presse ich hervor. Ich weià nicht, was ich anderes sagen soll.
»Gut. Ich treffe dich im The Whistling Kettle in der High Street. Gegen eins.«
»Ja. Okay.«
»Toll, oh, das ist toll, Jody. Du wirst es nicht bereuen. Und ich bezahle, klar? Das ist das Mindeste, was ich tun kann«, sagt sie mit einem gönnerhaften Zwinkern.
Nein, ich bezahle, schieÃt es mir durch den Kopf. Ich muss jetzt die Zeche bezahlen.
»Wer war das?«, fragt Mum, als ich wieder in die Küche zurückkomme. »Du warst ewig lang weg. Ich habe dein restliches Essen in den Ofen gestellt.«
»Jehovas Zeugen«, platze ich heraus. »Der eine von ihnen hat geschielt, drum haben sie mir irgendwie leidgetan.« Es stehen wirklich fast jedes Mal, wenn ich an die Tür gehe, Jehovas Zeugen auf der Matte, und so kommt diese Ausrede gerade sehr gelegen. Ich habe es nie übers Herz gebracht, sie wegzuscheuchen oder ihnen die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Bis mir einer von ihnen erzählt hat, der Himmel habe meinen Opa als Engel gewollt â da hab ich sie regulär zur Schnecke gemacht. »Ich glaube nicht an Engel«, hab ich gesagt. »Ich glaube nur an Jackson.« Und dann habe ich ihnen die Tür vor der Nase zugeknallt.
Und jetzt seht nur, wohin mein Glaube mich gebracht hat.
Die eine übrige Kartoffel und der Rest der Karotten sind unter dem Ofengrill ganz schrumpelig geworden. Ich schlinge meinen Kuchen hinunter und rase gleich nach oben, um Mac anzurufen, bloà dass sein Handy auf die verdammte Mailbox umleitet. Heute Abend ist Probe, das hatte ich ganz vergessen. Am Freitag ist Premiere.
»ScheiÃe!«, sage ich, mein wilder Herzschlag ist das einzige Geräusch in meinen Ohren. Und sie weià es, verdammt noch mal!
Ich kann erst nach zehn Uhr raus, um nach Jackson zu sehen, weil Mum noch ewig um den Geschirrspüler herumschwirrt und Halley im Wirtschaftsraum ihre Wäsche sortiert. Doch ihm gehtâs gut. Ich bringe ihm noch Reste vom Abendbrot, ein bisschen Kuchen mit VanillesoÃe und zwei Gesellschaftsspiele mit â Vier gewinnt und Dr. Bibber. Ich achte darauf, das »Unterhaltungsangebot« regelmäÃig auszutauschen, damit ihm nicht langweilig wird, so wie wir das auch bei den Kindern in der Krippe machen. Als ich hereinkomme, zeichnet er gerade in ein Skizzenbuch, das ich ihm gegeben habe.
»Oh, hey«, sagt er. Er nimmt das Essen entgegen und verputzt alles bis auf den letzten Krümel, abgesehen von den matschigen Rhabarberstücken im Kuchen, die er am Rand seiner Schale aufreiht. Ich sehe ihm einfach zu und lausche seinen Schmatzgeräuschen. Es gibt keine gute Art, ihm von Dinkley zu erzählen, darum erwähne ich sie am besten gar nicht. Er würde nur wieder durchdrehen. Und das will ich nicht noch mal mit ansehen.
Seine Wangen haben ein bisschen Farbe angenommen, nachdem er alles aufgegessen hat. »Und gibtâs irgendwas Neues?«
Ich schüttele den Kopf und lächele. »Nein, nichts Neues.«
KAPITELÂ 18
KLOPF, KLOPF, JEMAND DA?
Ich muss bis zum nächsten Morgen warten, bis ich auf dem Weg zur Arbeit mit Mac über das Dinkley-Desaster sprechen kann. Nach meinem neunten Versuch geht er endlich an sein Handy.
»Mac, Gott sei Dank, wo hast du bloà gesteckt?«
»Ich bin im Playhouse «, sagt er. »Wir sind hier voll am Rotieren. Gestern hatâs bei der Probe mitten in einer Szene einen tierischen Rums gegeben und die halbe Kulisse ist zusammengekracht. Wir waren fast die ganze Nacht mit Reparaturen beschäftigt. Wir mussten alle mit anpacken und â¦Â«
»Eine Reporterin ist gestern bei uns zu Hause aufgekreuzt. Jackson hatte sie schon einmal durchs Fenster gesehen. Sie ist später noch mal zurückgekommen und hat mir eine Milliarde Fragen gestellt. Mac, sie weià es. Sie weiÃ, dass er nicht in Italien war.«
»Wow, wie das denn?«
»Auf einem der Fotos liegt so ein verdammter Flyer vom Nuffinger Markt auf dem Boden und sie hat den Italiener hinterm Tresen wiedererkannt. Was zur Hölle soll ich jetzt tun? Sie ist im Torrance abgestiegen. Und ist wild entschlossen Jackson aufzuspüren.« Lange Schweigepause. Ich kann Mac atmen hören. »Hallo?«
»Ja, ja, ich bin noch dran. Ich denke nach. Wie sieht sie aus?
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