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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
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Verhältnisse die Soldaten zur Meuterei? Die
Annalen
des Historikers Tacitus enthalten eine berühmte Passage (1,16,67), in der von rebellierenden Soldaten in Pannonien berichtet wird, die sich über die Schrecken ihres Daseins beklagen. Zu den Beanstandungen gehören: unverschämtes Verhalten von Zenturionen und Offizieren, schlechte Bezahlung (allerdings nennt Tacitus hier einen Denar täglich, zu jener Zeit zweifellos ein guter Lohn), häufige und harte Körperstrafen, viele gefährliche militärische Expeditionen, die willkürliche Ausweitung der vorgeschriebenen Dienstzeit sowie Beamte, die die Zuteilung von Land verweigern, das als Belohnung zum Abschluss der Dienstzeit versprochen war. Die Gefahren des Waffendiensts sind zweifellos zutreffend beschrieben: Krieg, schwierige Verhältnisse und die Härte der Disziplin. Wohl konnte es unter gewissen Umständen, und wenn sich ein entsprechender Anführer fand, zu Meutereien kommen, aber in den Quellen wird darüber nur sehr selten berichtet. Und es darf nicht unerwähnt bleiben, dass die Härte des Soldatenlebens im Lauf des zunehmendsesshaften, kampflosen Daseins gemildert wurde, ohne dass die Vorteile schwanden. Vegetius (3,4) spricht von einem Leben »müßig und in Freuden« (fraglos relative Vorstellungen!), dem sich die Soldaten an ihrem Standort hingaben – den Soldaten so willkommen wie ärgerlich für die kommandierenden Offiziere, sobald sie Soldaten für einen Feldzug brauchten.
    Wenn der Dienst beendet war
    Ein einfacher Soldat, der mit Zwanzig in eine Legion eintrat, konnte durchaus damit rechnen, seinen Wehrdienst zu beenden und ein Leben nach der Entlassung zu führen. Er konnte seine Dienstzeit natürlich verlängern, und Inschriften zeigen, dass dies häufig vorkam. Aber nach den üblichen zwanzig Dienstjahren hatte er den antiken Sterblichkeitstabellen zufolge im Alter von etwa Vierzig zumindest noch einige Lebensjahre vor sich. Mit anderen Worten, die Attraktivität des Wehrdiensts bestand unter anderem in der Erwartung einer ehrenhaften Entlassung und eines weiteren Lebens als Veteran; etwa die Hälfte aller Rekruten erreichte diesen Status und erfreute sich einer besonderen Behandlung durch die kaiserliche Regierung.
    Die Soldaten wurden in drei Kategorien entlassen: ehrenvoll, aus Gesundheitsgründen (= ehrenvoll, unter Anrechnung seiner tatsächlichen Dienstzeit) und unehrenhaft. Nur die ersten beiden brachten ihn in den Genuss der Belohnungen, Rechte und Privilegien eines Veteranen. Jährlich wurden ungefähr 6000 bis 7000 Diensttuende als Veteranen entlassen bei einer gleichbleibenden Gesamtzahl lebender Veteranen von vielleicht 50   000 bis 60   000. Reine Veteranenniederlassungen gab es zwar, doch waren sie selten. Nach etwa fünfzig Gründungen im 1. Jahrhundert n. Chr. ging ihre Zahl immer stärker zurück. Um alle Veteranen dieser Zeit unterzubringen, wären ganze 300 Siedlungen nötig gewesen.
    Besonders im östlichen Teil des Imperiums kehrten einige der Entlassenen in ihre Heimatstädte zurück. Andere ließen sich in der Nähe des Ortes nieder, wo sie zuletzt gedient hatten – dies trifft vor allem auf den Westen zu. Weitere landeten in den unterschiedlichsten Gegenden. Eine interessante Gruppe von Inschriften führt diese breite Streuung anschaulichvor Augen. Von fünf Soldaten einer Einheit, die eigentlich in Paestum (Süditalien) angesiedelt werden sollte, sind Entlassungsdokumente in Form von Bronzetäfelchen
(diplomata)
erhalten. Obwohl diese Soldaten keiner Bürgerlegion angehörten, sondern der Flotte, die aus Nichtbürgern bestand, liest man mit einiger Überraschung, wohin es sie verschlug. Die fünf Dokumente wurden weit verstreut aufgefunden: in Kavala (Philippi, Makedonien), Daldodeltzi (Thrakien), Pompeji (Italien, nördlich von Paestum), Agaiola (Korsika) und Slamac Slavonski (Pannonien, heute Kroatien), ein Zeichen dafür, wie die Veteranen landauf, landab im ganzen Reich Wohnsitz nahmen. Andere Veteranen wiederum ließen sich in den
canabae
in unmittelbarer Nähe der Lager nieder, in denen sie ihren Dienst absolviert hatten. So auch Valerius Pudens:
     
    Dem Jupiter Optimus Maximus für die Gesundheit und Sicherheit des Kaisers Hadrian. Die Veteranen und römischen Bürger, die in den
canabae
der Fünften Makedonischen Legion angesiedelt sind, haben dies geweiht, als Gaius Valerius Pudens, Veteran der Fünften Makedonischen Legion, und Marcus Ulpius Leontius Oberste Magistrate der Bewohner der
canabae
waren und

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