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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
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dem sich normalerweise zwei
tirones
gegenüberstanden. Nicht ausnahmslos allerdings, denn eine pompejanische Inschrift berichtet von einem
tiro
, der gegen einen erfahrenen Kämpfer antrat – und siegte, nicht nur einmal, sondern zweimal im Verlauf derselben Spiele:
     
    Marcus Attilius, Anfänger [
tiro
], gewonnen. Hilarus aus Neros Schule, 14 Kämpfe, 12 Siege, unterlag. Marcus Attilius, 1 Kampf, 1 Sieg, erneut gewonnen. Diesmal hat Lucius Raecius Felix, 12 Kämpfe, 12 Siege, verloren. (
CIL
IV 10236)
     
    Und ein weiteres Beispiel frühen Erfolges:
     
    Spiculus aus Neros Schule, gewonnen, Anfänger [
tiro
]
    Aptonetus, gestorben, ein freier Mann, 16 (Kämpfe) (
CIL
IV 1474, Pompeji/nach Hunink, Nr. 405)
     
    Hatte man sich als erfolgreicher
tiro
sozusagen die Sporen verdient, war die Karriere gesichert. Der Gladiator konnte kämpfen, solange er lebte und sich vermarkten ließ, ob mit Manager oder auch in eigener Regie. In einigen Fällen zumindest blieben dienstentlassene Gladiatoren auch als Trainer oder Manager weiterhin im Geschäft; die alten Gladiatoren, die in Ephesos neben den jungen bestattet sind, scheinen ein Beispiel dafür zu sein.
    Die Lebensbedingungen konnten hohen Erwartungen entsprechen, mussten es aber nicht. Es gab überfüllte Unterkünfte; einige Männer schliefen in Feldbetten oder auf Matratzen am Boden. An anderen Orten waren die Verhältnisse wahrscheinlich besser. Die zwei erhaltenen Gladiatorenschulen
(ludi),
beide in Pompeji, sind relativ weiträumig, nicht zur Stadt hin abgeschlossen, und die Waffen waren offenbar unbewacht. Das heißt, die dort lebenden Gladiatoren konnten kommen und gehen, wie es ihnen beliebte, und die Manager machten sich offenbar keine Sorgen, die Männer könnten zu den Waffen greifen und eine Revolte à la Spartacus vom Zaun brechen. Nahrung, wenn auch sehr einförmige, war reichlich vorhanden. Die beliebteste war ein mit Kohlehydraten gesättigter Haferschleim, die
sagina
. Von Galen wissen wir, dass sie Bohnen und Gerste enthielt, was den Gladiatoren auch den Scherznamen
hordearii,
»Gerstemänner«, eintrug. Bohnen als Hauptnahrungsmittel der Gladiatoren sind auch in rabbinischen Quellen erwähnt. Dank dieser Kombination von Getreide und Bohnen entwickelten die Männer eine kräftige Statur und gewaltige Muskeln. Die Angaben der antiken Quellen werden durch forensische Untersuchungen bestätigt, die an den Knochen von Gladiatoren aus Ephesos vorgenommen wurden; die Nahrung diente dazu, die Männer »vollzupumpen« und durch die Zufuhr von Fett die Knochen zu schützen.
    Trainer, vermutlich selbst ehemalige Gladiatoren, waren zur Hand, um die einzelnen Kampfarten, zum Beispiel des
thrax
oder des
secutor,
einzuüben. Daneben gab es medizinische Helfer. Der berühmteste unter ihnen, der Arzt und Forscher Galen, benutzte die Behandlung verwundeter Gladiatoren, um seine Kenntnisse der menschlichen Anatomie zu erweitern. Die Verhältnisse sind also durchaus mit denen in einem Militärlager zu vergleichen – bis auf die Nahrung, die bei den Gladiatoren vermutlich besser war.
    Die
familia
war aber nicht nur ein Trainingslager; sie schuf auch menschliche Nähe. Eine Inschrift aus dem Süden Spaniens berichtet von der Bestattung eines Gladiators durch seine
familia:
     
    Ein Gladiator und Wagenkämpfer mit Namen Ingenuus, aus der Gladiatorenschule
ludus gallicus
, 25 Jahre alt, Sieger in 12 Wettkämpfen, von Geburt Germane, liegt hier. Seine ganze
familia
errichtete dies auf eigene Kosten. Möge die Erde dir leicht sein! (
CIL
II 2 /7, 362, Córdoba)
     
    In einer Inschrift aus Smyrna heißt es, dass die
familia
ihre Mittel zusammenlegte, um einem ihrer Gladiatoren die Begräbnisehren für seinen kleinen Sohn zu ermöglichen. Eine dritte aus Telmessos berichtet, dass ein Gladiator den Grabstein für einen Gefährten aus seiner Trainingsschule errichtete.
    Wie sich diese Bindungen auf Gladiatoren auswirkten, die ihren Gefährten aus derselben
familia
im Kampf gegenübergestellt wurden, werden wir nie wissen. Wenn 49 Paare aus einer einzigen
familia
die Klingen kreuzten, ist kaum auszuschließen, dass auch Freunde gegeneinander antraten:
     
    49 Gladiatorenpaare aus der Schule des Capinius werden auf Kosten des Kaiserhauses in Puteoli kämpfen am 4. Tag vor den Iden des Mai, am Vortag der Iden sowie am 17. und 15. Tag vor den Kalenden des Juni (d. h. am 12., 14., 16. und 18. Mai). Sonnensegel werden aufgezogen. … (
CIL
IV 7994, Pompeji/Schumacher, Nr.

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