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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
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festhält:
     
    Am 28. Juli hat Florus gewonnen in Nuceria; am 15. August hat er gewonnen in Herculaneum. (
CIL
IV 4299, Pompeji/Hunink, Nr. 329)
     
    Die Überlebenschancen eines Kämpfers konnten sich im Lauf der Zeit tatsächlich verbessern, nicht nur, weil er mit zunehmender Erfahrung seine Fähigkeiten perfektionierte; seinem Besitzer oder Manager gelang es auch, seine Investition zu schützen, wenn der Preis pro Kampf in die Höhe ging. Vielleicht arrangierte er Wettkämpfe gegen schwächere Gegner, vielleicht ließ er den zweiten Gladiator das Handtuch werfen, vielleicht konnte durch ein »ehrenhaftes Unentschieden«
(missio)
eine tödliche Niederlage abgewendet werden. Das Zeugnis von Gladiatoren, die mit der Übergabe des Holzschwerts
(rudis)
offiziell aus dem Dienst entlassen wurden, deutet auf relativ zahlreiche Siege: In den drei Beispielen für Siege, die auf Inschriften vorliegen, sind Zahlen zwischen sieben und achtzehn genannt. Diese Männer hatten sich ihre Entlassung schnell verdient. Doch bei so wenig verfügbarem Datenmaterial ist dazu nicht mehr zu sagen, als dass einige der erfolgreichen Gladiatoren eine lange, andere eine kurze Laufbahn hinter sich brachten. Weder lässt sich im Einzelfall ein Grund angeben, noch kann man sich einen Gesamtüberblick verschaffen.
    Festgehalten werden kann aber: Das Leben eines Gladiators war deutlich kürzer als das von Menschen in anderen Berufen. Hatte ein Römer das Alter von zwanzig Jahren erreicht, konnte er im Schnitt mit ungefähr weiteren 25 Lebensjahren rechnen, während von den erwähnten fünfzehn Gladiatoren nur zwei älter wurden als dreißig; die meisten verloren ihr Leben in der Arena. Diese Einschätzung findet ihre Bestätigung auf dem Friedhof der Gladiatoren, der 1997 in Ephesos entdeckt wurde: Fast alle 67 Skelette stammen von Männern unter dreißig. Die Beschreibungen körperlicher Defekte von Gladiatoren, die der Arzt und Forscher Galen als medizinischer Beistand dieser Männer untersuchte, sowie dieTraumata, die man an den sterblichen Überresten in Ephesos feststellte, lassen den Schluss zu, dass die Männer zu Lebzeiten an ernsthaften Verletzungen litten. Das erklärt wahrscheinlich zum Teil, warum sogar diejenigen, die ihre Kämpfe überlebten, nicht alt wurden.
    Die Güterabwägung, die ein Gladiator bei der Entscheidung für diese Laufbahn traf, liegt auf der Hand: ein Leben, das ihn unmittelbaren Risiken aussetzte, als Preis für ein Leben, das ihm sonst verschlossen blieb. Aber selbst das Risiko hat seine positive Seite: Körpertraining und natürliche körperliche Leistungskraft – heute als Athletentum oder Athletizismus bezeichnet – garantierten einem solchen Mann größere Kontrolle über sein Schicksal, als sie etwa einem Tagelöhner oder selbst einem Soldaten möglich war. Dieses Gefühl einer gewissen Autonomie mochte trügerisch sein, doch einem kräftigen jungen Mann, der im Hochgefühl der Jugend vielleicht ohnehin dazu neigte, sich für unverletzlich zu halten, kann man diesen Glauben verzeihen, vor allem angesichts einer Welt, die so wenig Möglichkeiten bot, in die Sphäre öffentlicher Anerkennung und zumindest relativ guter Lebensbedingungen vorzustoßen.
    Dieser Realität zum Trotz sind die antiken Autoren der Oberschicht ebenso wie moderne Autoren darauf bedacht, fast könnte man sagen fixiert, die Stigmatisierung – die
infamia
– zu betonen, die dem Mann anhing, der als
auctoratus
freiwillig zum Gladiator wurde. Dieselbe Schande, so wird behauptet, traf den freiwilligen Raubtierkämpfer
(venator, bestiarius)
. Diese Fixierung verdankt sich der obsessiven Pflege von Status und Würde bei den Alten und der Bereitschaft heutiger Autoren, diese Obsession bei der Deutung des Gladiatorendaseins als Leitbild zu übernehmen. Auch unter gewöhnlichen Menschen war diese Einstellung vertreten. Artemidor macht dies in einer Traumanalyse deutlich:
     
    Es träumte jemand, er werde in einem Backtrog voll Menschenblut von einigen Leuten getragen und esse von dem geronnenen Blut; dann sei ihm seine Mutter entgegengekommen und habe ausgerufen: »Mein Sohn, du hast mich um meinen guten Namen gebracht!« Darauf hätten ihn die Träger abgesetzt, und er sei nach Hause gekommen. Er ließ sich als Gladiator eintragen und musste viele Jahre lang Kämpfe auf Leben und Tod in der Arena bestreiten; das Verzehren von Menschenblut bedeutete seine rohe und frevelhafte Art, mit Menschenblut seinen Lebensunterhalt zu verdienen,der Ausruf

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