Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
Vom Netzwerk:
konnten. Solange die politische Aktivität anhielt, war die Straße ein wichtiger Austragungsort von Diskussionen und Wahlwerbung.
    Fazit
    Der normale Alltag gewöhnlicher Männer in Rom und im Römischen Reich war bestimmt von der Familie, von Geschäften und gesellschaftlichen Kontakten sowie von Ängsten und Sorgen, nicht anders als bei einem großen Teil der Menschheit überhaupt. Der Dichter Horaz, Sohn eines Freigelassenen, sagt es so:
     
    [Der … erzählt:] Volteius Mena sei sein Name; er sei Auktionator mit geringem Vermögen, aber unbescholten und dafür bekannt, daß er zur rechten Zeit rührig sei, dann auch wieder ausruhe, und zu erwerben aber auch zu genießen verstehe. Er finde sein Vergnügen im Verkehr mit seinen bescheidenen Vereinsbrüdern, an seinem eigenen Herd, an den Festspielen und nach seinen Geschäften am Sport auf dem Marsfeld. (
Epistulae

Briefe
1,7,55 – 59)
     
    Der normale Römer führte ein Leben, das sich von dem der Elite mehr oder weniger stark unterschied. Kontakte zwischen beiden Schichten ergaben sich zwangsläufig – im Geschäftsleben, in rechtlichen Fragen und in der Verfolgung ihrer Interessen, wenn nötig mit Gewalt. Aber in seiner Welt und in seinen Anschauungen spiegelte sich die Realität der eigenen Existenz in ihrem engen Bezug zu Freigelassenen, Sklaven und gewöhnlichen Frauen. Er suchte seinen Weg getreu dem eigenen moralischen Kompass, lebte in Furcht und in Hoffnung und setzte auf Aberglauben, Magie und Religion, um sich die Nöte seiner Welt zu erklären und ihrer Herr zu werden.

EIN EIGENES LEBEN:

GEWÖHNLICHE FRAUEN
    R ömische Frauen lebten in einer Welt, die von einer eindeutig männlichen Auffassung ihres Geschlechts und ihrer Stellung geprägt war, einer Auffassung, die von der Elite für den eigenen Stand formuliert worden war, von den normalen Männern jedoch weithin geteilt wurde. Wie immer es sich im wirklichen Leben bewährte, das Ideal ist bei Johannes Chrysostomos zutreffend beschrieben. In seiner Darstellung einer zweifachen Ordnung der Gemeinschaft um einen männlichen und einen weiblichen Mittelpunkt spiegelt sich ein Denken, das für die klassische Antike insgesamt kennzeichnend war:
     
    Die Aufgabe der Frau ist es, für Kinder, für ihren Ehemann und für ihr Heim zu sorgen … Denn das menschliche Tun ist in zwei Bereiche geteilt, einen, der das Leben außer Haus, und einen, der das Leben im Hause betrifft; »öffentlich« und »privat«, wie wir sagen könnten. Gott hat jedem Geschlecht eine Rolle zugeteilt; die Frauen haben für das Haus zu sorgen, die Männer für die öffentlichen Angelegenheiten, für das Geschäftliche, für rechtliche und militärische Aufgaben – für das gesamte Leben außerhalb des Hauses. Denn eine Frau kann keinen Speer werfen oder einen Pfeil abschießen; vielmehr kann sie spinnen, Tücher weben und alle anderen häuslichen Geschäfte übernehmen – und sie hervorragend ausführen. Sie ist nicht befähigt, im Stadtrat zu sprechen, kann aber ihre Meinung sagen, was den Haushalt betrifft. Ja, oft hat sie sogar ein besseres Verständnis für die häuslichen Bedürfnisse als der Ehemann. Zwar kann sie keine öffentlichen Pflichten übernehmen, doch ist es sehr befriedigend, gut geratene Kinder aufzuziehen, die das Licht unseres Lebens sind. Sie ist befähigt, Sklavinnen, wo nötig, zu disziplinieren und den Überblick über den ganzen Haushalt zubehalten. Sie hält alle Unruhe fern und befreit ihren Ehemann von allen Sorgen, wenn sie die Verantwortung für die Speisekammer, das Spinnen der Wolle, das Kochen und die Bekleidung und alle anderen Aufgaben übernimmt, die für Ehemänner unpassend sind. Sie kann diese sogar besser ausüben, als ein Ehemann es könnte, selbst wenn er versuchen würde, diese Aufgaben zu übernehmen. (
Quales ducendae sint uxores

Welche Frauen zu heiraten sind
4)
     
    In dieser Vorstellung befangen, setzte die römisch-griechische Welt die Behauptung der körperlichen und geistigen Minderwertigkeit der Frauen in jede mögliche Fuge des Lebens ein. Kaum ein Mann hätte Plautus widersprochen, der in seiner Komödie
Die Bacchen
(41) schrieb:
Miserius nihil est quam mulier
(»Nichts ist elender als eine Frau«). So tief saß die Überzeugung vom Wert allein des Mannes, dass zum Beispiel im apokryphen Thomasevangelium Maria, die Mutter Jesu, zum Mann werden muss, um des Himmelreichs teilhaftig zu werden:
     
    1. Simon Petrus sprach zu ihnen: Maria soll von uns weggehen; denn die

Weitere Kostenlose Bücher