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Roemisches Roulette

Roemisches Roulette

Titel: Roemisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Caldwell
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versuchte zu verstehen, was gerade geschah.
    “Rachel!”, hörte ich eine Stimme. Es war eine der Frauen, die ich auf Joanne Weatherbys Dinnerparty getroffen hatte. “Ich habe gehört, Sie mussten eine wahre Feuerprobe durchstehen.”
    “Ja.” Ich legte die Hand auf meinen Bauch. Mir war klar, dass gerade etwas Furchtbares passierte, aber ich wusste nicht genau, was.
    “Es ist einfach schrecklich, was die Polizei unschuldigen Bürgern antut”, sagte sie. Dann hielt sie kurz inne, als erwarte sie eine Reaktion auf das Wort
unschuldig.
    Die Wärme zwischen meinen Beinen wurde intensiver. “Entschuldigen Sie mich.”
    Ich ging um die Frau herum und in den Toilettenraum. In der Kabine raffte ich das Kleid nach oben und zog mir das Höschen herunter. Alles war rot.
    Ich verlor mein Baby.
    Spontanabort
, erklärte der Notarzt Nick und mir.
Passiert in circa fünfzehn bis zwanzig Prozent aller Schwangerschaften. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Die Chancen, nach einem Spontanabort wieder schwanger zu werden, sind sehr hoch.
    Nick machte ein wissendes Gesicht. Er kannte diese Fachbegriffe. Er verstand sie und haderte nicht mit den Grenzen der modernen Medizin; mit der Ungerechtigkeit.
    “Warum?”, wollte ich von dem Arzt wissen. “Warum ist es passiert?”
    Der Arzt – ein Mann indischer Herkunft, der aussah wie zwanzig, den jedoch die gleichgültige Aura eines Menschen umgab, der schon viel erlebt hatte – zuckte mit den Achseln. “Der Fötus konnte aus irgendeinem Grund nicht überleben.”
    Ich warf Nick einen Blick zu. Ich kannte den Grund.
    Der Arzt nahm eine Ausschabung vor, nachdem er mir erklärt hatte, dass ich ansonsten weiter bluten und “die Fehlgeburt einfach zu Hause” stattfinden würde. Das Wort
einfach
erzürnte mich.
    Die gesamte Nacht lief ich zwischen Bett und Badezimmer hin und her. Mein Bauch krampfte sich so schmerzhaft zusammen, dass ich eigenartige bunte Muster sah und mich der Ohnmacht nahe fühlte. Nick war die ganze Zeit an meiner Seite. Er fütterte mich mit Hühnerbrühe. Wir sprachen wenig. Als die Krämpfe nachließen, fiel ich in einen unruhigen Schlaf. Ich hatte Fieberträume von Babys, von Kit, vom Goldgelb eines römischen Morgens.
    Jetzt ist es zwei Uhr mittags. Ich liege in dem Bettzeug, das von meinem Schweiß ganz klamm ist, und denke daran, dass ich noch vor einer Woche – vor meinem Besuch bei Mrs. Kernaghan – glücklich war, schwanger war, bereit war, mit Nick einen Schritt nach vorn zu machen, in unsere gemeinsame Zukunft.
    Nick kommt ins Schlafzimmer. “Soll ich die Vorhänge aufziehen?”
    “Ja, bitte.”
    Draußen ist es wieder grau. Kleine Schneeflocken wehen gegen die Fenster.
    “Soll ich dir etwas Vernünftiges zu essen machen?”, fragt Nick.
    “Nein, danke.”
    Er schweigt, strahlt Nervosität aus. Ich hingegen bin erfüllt von einer unheimlichen Ruhe. “Du solltest zur Arbeit gehen”, sage ich.
    “Nein. Auf keinen Fall. Ich bleibe bei dir.”
    “Du solltest besser gehen.”
    Nick sagt mir, dass er nicht gehen wird. Er wiederholt es immer wieder. Es scheint, als rede er von mehr als nur davon, die Wohnung zu verlassen, um in die Praxis zu fahren.
    Ich drehe den Kopf und sehe seinen besorgten Gesichtsausdruck, den Schmerz in seinen Augen. “Du warst schon viel zu lange nicht mehr in der Praxis”, insistiere ich. “Mir geht es gut. Es ist vorbei.”
    Nick schüttelt den Kopf.
    “Bitte, Nick. Geh und sieh nach deinen Patienten, spricht mit deinen Partnern, beantworte ein paar Anrufe.”
    “Glaubst du wirklich, du kannst alleine bleiben?”
    Seine Frage hallt in meinem Kopf nach. Eigentlich sollte ich ihm diese Frage stellen.
    “Ja.”
    Wieder Stille.
    Nick kommt zum Bett und küsst mich vorsichtig auf die Stirn, als hätte er Angst, mich noch mehr zu verletzen. “Ich bin in ein paar Stunden zurück.”
    Als er weg ist, setze ich mich auf und gehe mit zittrigen Knien in die Küche. Ich trinke den Orangensaft direkt aus der Packung. Ich bereite mir ein Schälchen Haferbrei zu und esse schnell, überrascht, wie gierig mein Körper auf die Nahrung reagiert.
    Als ich satt bin, gehe ich in Nicks Arbeitszimmer. Ich ziehe ein weißes Blatt Papier aus dem Drucker und fange an zu schreiben. Ich erzähle alles. Alles. Ich stecke den Brief in einen Umschlag, klebe ihn zu und adressiere ihn an “Detective John Bacco”.
    Ich schalte den Computer ein und rufe die Website unserer Bank auf. Ich logge mich auf unser persönliches Konto ein. Mit wenigen

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