Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roemisches Roulette

Roemisches Roulette

Titel: Roemisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Caldwell
Vom Netzwerk:
einer Wahrheit, die sonst niemand kennen durfte.
    Das fremde Paar stand nun vor mir, doch ich murmelte nur: “Hallo. Entschuldigen Sie mich”, und verschwand um sie herum. Die Frau stieß ein kurzes Lachen der Empörung aus.
    Ich durchquerte den Raum und fasste Nick am Ellbogen. “Ich muss mit dir reden.”
    Ohne mich anzusehen, hielt er mich am Handgelenk fest. So wie seine Finger meinen Arm umschlossen, erinnerten sie mich an Handschellen.
    Er erzählte gerade die Pointe einer Geschichte aus der Zeit seiner Facharztausbildung, die er bereits auf vielen Partys zum Besten gegeben hatte. “… also habe ich dem alten Mann gesagt, er könne entweder die Bettpfanne oder das Bett benutzen. Nur dass dann niemand das Bett neu beziehen würde.”
    Wieder schallendes Gelächter von den Männern, die ihn umringten. Allerdings bezweifelte ich, dass sie die Geschichte wirklich lustig fanden.
    “Nick”, wiederholte ich nachdrücklich.
    Er sah mich an. “Hallo Liebes.” Dann zu den Männern: “Kennen Sie meine Frau Rachel?”
    Sie nickten mir zu und schauten mich interessiert an.
    Nick begann mit einer weiteren Anekdote aus seiner Zeit als Facharztanwärter, irgendetwas über einen Mann, der einen Tacker falsch herum benutzt hatte.
    “Nick”, unterbrach ich ihn, “ich muss mit dir reden.”
    “Eine Sekunde, Liebes.” Er fuhr mit der Geschichte fort.
    “Nick”, sagte ich diesmal lauter, und die Männer sahen irritiert zwischen Nick und mir hin und her.
    Sein Griff um mein Handgelenk verstärkte sich. Ich stellte mir vor, wie meine Hand von der Blutversorgung abgeschnitten wurde. “Eine Sekunde, Rachel”, erwiderte er und sprach die Worte überdeutlich aus.
    Ich blickte auf die Hand, die meinen Arm umklammerte. Ich dachte daran, wie Nick immer nur auf seinen eigenen Nutzen bedacht war. Arzt oder nicht, er stellte sein Leben an erste Stelle, selbst wenn es bedeutete, das Leben eines anderen zu zerstören. Irgendwann könnte
ich
es sein, die er plötzlich entbehren kann, dachte ich. Oder unser Kind.
    “Nein, jetzt”, sagte ich energisch. Die Blicke der Männer ignorierte ich geflissentlich. “Ich muss jetzt sofort mit dir sprechen.”
    Er lächelte seine Zuhörer heiter an. “Bitte entschuldigen Sie uns für einen Moment, meine Herren.”
    Ich führte ihn an eine entfernt gelegene Wand, vor der kleine Schnitzereien ausgestellt waren, denen die Partygäste bisher jedoch kaum Beachtung geschenkt hatten.
    “Ich kann das nicht”, sagte ich. “Wir können das nicht.”
    Er starrte mich an. Er wusste, was ich damit meinte.
    Sein Gesichtsausdruck wurde traurig. “Wir werden es schaffen, Rachel.” Er küsste mich auf die Stirn und beugte sich dann ein Stück herunter, sodass wir uns auf gleicher Augenhöhe befanden. Er roch nach sauberer Wäsche und Shampoo. “Sie lieben uns. Alles ist gut.”
    “Nichts ist gut.”
    “Entspann dich.”
    “Wie könnte ich? Und wie kannst du es?”
    Er stellte sich wieder aufrecht hin. Dann seufzte er und gab mir noch einen Kuss auf die Stirn. “Es ist alles vorbei. Endlich. Vorüber. Verstehst du?” Von neuem sagte er: “Wir haben es geschafft.”
    Ich schwieg. Ich bemerkte zwei Frauen, die auf uns zukamen. “Rachel! Nick!”, riefen sie fröhlich.
    Ich drehte mich um und begrüßte sie. Ich spürte Nicks Erleichterung, als ich mit ihnen über das köstliche Buffet und die interessante Auktion sprach, die in wenigen Minuten beginnen sollte. Sie verloren kein Wort darüber, ob sie an unserer Unschuld zweifelten, und ich verriet nicht, dass ich mich selbst die ganze Zeit gefragt hatte, ob wir Mörder waren, es aber erst jetzt mit Sicherheit wusste.
    Als Nick den Frauen ihre Fragen zum Ausschuss beantwortete, spürte ich einen stechenden Schmerz im Bauch und musste mich zusammenreißen, um mich nicht auf der Stelle zu übergeben. Noch ein Stich und noch einer. Eine der Frauen warf mir einen skeptischen Blick zu. Nick schien nichts zu merken. Dann war es vorbei. Ich holte tief Luft. Wasser. Ich brauchte Wasser. Ich verspürte den Drang, mir Wasser ins Gesicht zu klatschen, das sich schweißnass und klebrig anfühlte.
    Ich entschuldigte mich und ging in Richtung Toilette. Auf dem Weg bemerkte ich, dass die Leute auf mich zeigten, mir neugierig zulächelten.
    Etwa zwei Meter vor der Toilettentür wurde es ganz warm in meinem Bauch – genau dort, wo vorher der Schmerz gesessen hatte. Dann spürte ich dieselbe Wärme zwischen den Beinen. Einen Moment lang blieb ich stehen und

Weitere Kostenlose Bücher