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Roemisches Roulette

Roemisches Roulette

Titel: Roemisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Caldwell
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nicht auf zig verschiedene Arten deutlich gemacht? Wir hatten in Conans Praxis auf dem kastanienbraunen Sofa gesessen. Conan selbst – ein hochgewachsener Mann mit gestutztem grauen Bart – hatte sich auf einem breiten Lehnstuhl niedergelassen.
    Wie hatte Nick es ausgedrückt? “Hör zu, Rach: Ich weiß, das ist unfair, aber ich muss dich um etwas bitten. Ich …” Seine Stimme versagte und er sah mich schuldbewusst an.
    “Sprechen Sie weiter, Nick”, forderte Conan ihn auf. “Hier darf jeder sein Anliegen vortragen.”
    Nick fuhr fort. “Ich wäre dir wirklich dankbar, wenn du nicht so vielen Leuten von unseren … Problemen erzählen würdest.”
    Es war unsere zweite Sitzung bei Conan und ich sah Nick voller Abscheu an. “Du hast mit einer anderen Frau geschlafen.
Immer wieder
, eine Woche lang.” Meine Stimme war laut geworden, und ich bemerkte, dass Conan mich eindringlich ansah. Also atmete ich tief durch und sprach leiser weiter: “Und jetzt verlangst du von mir, dass
ich
darüber schweige?”
    “Es tut mir ja so leid, Rachel”, meinte Nick. Er streckte einen Arm aus und berührte mein Bein. “Wie ich schon sagte, ich weiß, dass es unfair ist. Aber du kennst doch die Leute in meiner Praxis.” Kurz gesagt: Die Teilhaber an der Gemeinschaftspraxis bewerteten nicht nur hervorragende chirurgische Fähigkeiten sowie die Veröffentlichung von medizinischen Studien als positiv, sondern legten auch großen Wert auf karitatives Engagement und ein intaktes Privatleben.
    Ich war davon ausgegangen, dass Nick meinetwillen um unsere Ehe kämpfte; weil er mich liebte; weil er diese große Dummheit begangen hatte. Doch allmählich fragte ich mich, ob er die Dinge vielleicht nur wieder zusammenflicken wollte, um gleichberechtigter Praxisteilhaber und Mitglied im Ausschuss zu werden. Danach könnte er in seinem Leben ohnehin tun und lassen, was er wollte.
    Während ich duschte, mischten sich ein paar Tränen der Wut unter die Wassertropfen. Doch schon einen kurzen Moment später hasste ich mich für meine Unsicherheit und mein Selbstmitleid.
    Ich trat aus der Dusche und wählte drei Mal hintereinander Nicks Mobilnummer. Langsam begann ich, seine fröhliche und zugleich säuselnde Arztstimme zu verabscheuen.
Das ist der Anschluss von Dr. Nick Blakely. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Signalton. Falls es sich um einen medizinischen Notfall handelt …
    Danach rief ich die Rezeption an und bat darum, mir einen Tisch in einem guten Restaurant zu reservieren, das ich zu Fuß erreichen konnte. Ich föhnte mir die Haare und ließ mir dabei die warme Luft aus allen Richtungen um den Kopf blasen, ohne eine Bürste zu benutzen. So kamen meine dunklen, ungezähmten Naturwellen besonders gut zur Geltung. Dann schlüpfte ich in eine schwarze Hose, eine passende Bluse und hochhackige Satinsandalen. Kein Selbstmitleid mehr. Ich hatte keine Ahnung, was Nick gerade trieb, aber ich war in Rom und ich würde jetzt ausgehen.
    Auf dem Weg zum Restaurant machte sich in mir ein Gefühl breit, das ich in Rom immer verspürte: gesättigt, obwohl ich noch nicht gegessen hatte, überwältigt von der Geschichte, obwohl ich mich vor keiner Sehenswürdigkeit in die Warteschlange eingereiht hatte. Schönheit und Historie umgeben einen in Rom. Sie sind allgegenwärtig. Das brachte mich auch an diesem Abend irgendwie auf den Boden der Tatsachen zurück – wenn auch nur für kurze Zeit.
    Bei meinem letzten Besuch in Rom war ich mit Nick Hand in Hand über das Kopfsteinpflaster geschlendert. An besonders überlaufenen Orten hatte ich mich bei ihm untergehakt, und wir waren fast in jeder kleinen Kneipe auf ein Glas Wein eingekehrt.
    Als ich das Dal Bolognese erspähte – das Restaurant, in dem ein Tisch auf mich wartete –, schob ich die Gedanken an Nick beiseite. Das Lokal lag neben der Zwillingskirche an der Piazza del Popolo. Vor der Eingangstür spendeten Sonnenschirme Schatten über weiß eingedeckten Tischen. Dezente klassische Musik drang aus den mit weißen Vorhängen dekorierten Fenstern.
    Ich ging hinein und sah mich um, wobei mein Blick sofort auf einen Mann fiel, der sich mit dem Oberkellner unterhielt. Er trug eine beigefarbene Leinenhose und ein langärmliges, kastanienbraunes Hemd. Sein Haar war dunkelbraun, die Haut sonnengebräunt und von den Augen verliefen feine Linien zu den vollen Lippen. Eine Hand hatte er auf die Schulter des Kellners gelegt.
    Aus irgendeinem Grund drehte sich der Mann zu mir um, beinahe als

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