Roemisches Roulette
schwärmte ich und wirbelte herum.
“Igitt”, meinte Kit. “Mit der Farbe siehst du aus, als hättest du Malaria.”
Ich hörte auf mich zu drehen. “Ehrlich?”
“Orange steht dir nicht.”
“Das ist Mandarine.”
“Und dieser Ausschnitt lässt es irgendwie … ich weiß auch nicht … billig aussehen.”
“Billig?”
Sie zuckte entschuldigend die Achseln.
“Bist du sicher?”
“Jepp.”
Ich seufzte. Dann zog ich das Kleid schweren Herzens aus und versuchte es mit einem klassischen lavendelfarbenen Modell mit schmalen Spaghettiträgern. Es umspielte locker meine Taille und reichte mir exakt bis auf die Füße. Für gewöhnlich musste ich alles kürzen lassen, doch dieses Kleid passte wie angegossen.
Kit sah mich von oben bis unten an und sagte: “Das ist es.”
“Ist das nicht irgendwie langweilig?” Ich betrachtete eingehend mein Spiegelbild.
“Die Farbe betont das Schneewittchenhafte an dir.”
Wir lachten. In der Highschool hatte Kit mich wegen meines dunklen Haares und der blassen Haut stets Schneewittchen genannt.
“Das ist es”, wiederholte sie. “Pack es ein.”
Erleichtert atmete ich auf. Aufgabe erledigt, und Kit und ich verstanden uns bestens. Dieser Einkauf war genau das, was wir gebraucht hatten.
Ich zog das Kleid wieder aus. “Wie geht es deiner Mom?”
Kit war gerade dabei, eines der aussortierten Kleider glatt zu streichen, und kaum hatte ich die Frage gestellt, verharrte sie kurz in ihrer Bewegung. Zum ersten Mal kam es mir unsensibel und dumm vor, Kit um Hilfe beim Kauf eines teuren Kleides zu bitten, wo sie selbst nur wenig oder überhaupt kein Geld besaß.
“Sie wurde entlassen”, antwortete Kit.
“Das ist doch gut, oder?”
Sie zuckte die Achseln. “Ja, schon. Wir konnten uns einen längeren Klinikaufenthalt nicht leisten. Es ist zwar noch zu früh, um sicher zu sein, aber die Ärzte denken nicht, dass die Behandlung angeschlagen hat.”
“Das tut mir leid.” Allmählich gewann ich den Eindruck, als würde ich zu Kit nichts anderes mehr sagen. Ich legte die Hand auf ihre Schulter, aber sie entzog sich der Berührung.
“Manchmal habe ich das Gefühl, ich schaff das nicht mehr”, fuhr sie fort. “Ich gehe mit ihr durch die Hölle, sehe unsere beschissene Wohnung, und dann muss ich daran denken, was andere Leute haben, und … Ich weiß auch nicht. Ich glaube einfach nur, ich kann bald nicht mehr.”
“Ach, Süße”, erwiderte ich und versuchte noch einmal, sie in den Arm zu nehmen.
Sie wich zurück. “Weißt du, ich wollte mal mit dir darüber reden.”
“Über deine Mom?”
“Ja und … na ja, über unsere Finanzen.”
Ich hob das lavendelfarbene Kleid auf und hing es auf den wattierten Bügel. “Okay.”
“Hast du Nick von dem Geld erzählt, das du uns gegeben hast?”
“Nein.”
Kit nickte. “Ich habe mich gefragt, ob du uns nochmal helfen könntest.”
“Ob ich euch noch mehr Geld geben kann?”
“Sie braucht eine regelmäßige Chemotherapie. Und die können wir uns nicht leisten.”
“Und wie viel?”
Kit biss sich auf die Unterlippe. “Fünf.”
“Fünfhundert?”
Sie lachte spöttisch. “Nein.”
“Fünftausend?”
Kit nickte kaum merklich. “Zumindest für den Anfang.”
Ich wurde blass.
“Und ich bräuchte die fünftausend sofort”, setzte sie nach.
“Ich glaube nicht, dass ich das kann.”
Kits Miene blieb starr. “Hast du es nicht flüssig?”
Ich dachte an das Geld, von dem ich vor wenigen Tagen die dreitausend Dollar abgezwackt hatte. Auf dem Sparkonto waren mindestens fünfzigtausend Dollar. Seit ich während der Highschool in einem Bekleidungsgeschäft gejobbt hatte, legte ich Penny für Penny zur Seite. Nick und ich hatten überlegt, das Geld auf unsere gemeinsamen Konten zu transferieren oder es irgendwo sonst anzulegen. Doch ich erklärte ihm, dass es mein Notgroschen war. Etwas, dass ich für unsere Kinder, für unsere Familie ausgeben wollte, wenn wir es wirklich brauchten. Ich konnte es unmöglich verleihen, ohne mit Nick darüber zu sprechen.
Ich hatte schon den Mund geöffnet, um nein zu sagen, da sah ich Kits Gesichtsausdruck – die Lippen zusammengekniffen, als müsste sie ihre Zunge im Zaum halten. Mir kamen wieder ihre hässlichen Worte ins Gedächtnis.
Ich bin diejenige, die von deiner Affäre in Rom weiß.
“Warum tust du das?”, fragte ich sie.
“Wir brauchen Hilfe.”
“Aber warum fragst du mich auf diese Art? Warum hast du mir neulich Abend gedroht?”
“Ich habe
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