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Roemisches Roulette

Roemisches Roulette

Titel: Roemisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Caldwell
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sie fragt sich, ob sich das lohnt.”
    “Ach, sie soll es ruhig versuchen”, meinte Nick und hob eine Hand in die Luft. “Man kann nie wissen wie das ausgeht.”
    “Er hat recht”, vernahm ich nun wieder Kits Stimme. “Man kann nie wissen wie so etwas ausgeht.”

8. KAPITEL
    D ie Lichter des Chicago Theatre leuchteten hell. Hip-Hop-Musik drang aus dem Gebäude. Vor dem Eingang reihte sich eine Limousine an die nächste. Eine Blechschlange, die sich bis um die nächste Straßenkurve wand. Männer in Smokings stolzierten den roten Teppich entlang und verschwanden schließlich im Foyer. Die Frauen an ihrer Seite trugen alle Farben des Regenbogens und die LED-Anzeige über dem Eingang verkündete in riesiger goldener Laufschrift
Der Glitz-Ball!
    “Du meine Güte, ein roter Teppich”, scherzte Nick. “Jetzt gehören wir zu den wirklich wichtigen Leuten, Babe.”
    Ich lachte, drückte zärtlich seinen Arm und konzentrierte mich dann darauf, mit den Zehn-Zentimeter-Highheels nicht umzuknicken, die ich am Nachmittag unter Valerie Renworths kundiger Anleitung erstanden hatte. Sie hatte mich morgens angerufen, um über den Ball zu plaudern: Was wir denn anziehen würden, wer sonst wohl alles erscheinen würde und so weiter. Erneut hatte ich das Gefühl, dass sie mich mit ihren Fragen testen wollte. Doch zugleich war ich ihr für ihre Freundlichkeit dankbar. Als ich ihr beichtete, dass ich nicht wüsste, welche Schuhe ich zu meinem neuen Kleid anziehen sollte, bestand sie darauf, sich mit mir in ihrem Lieblingsschuhgeschäft in der Oak Street zu treffen. Dort kommentierte sie die verschiedenen Modelle, die ich anprobierte –
elegant; interessant; etwas gewöhnlich, oder?
–, und war dabei wesentlich einfühlsamer als Kit ein paar Tage zuvor beim Kleiderkauf.
    Ich verließ das Geschäft mit eleganten Schuhen: Sandfarbene Sandalen von Yves Saint Laurent mit Kristallsteinbesatz über den Zehen. Sie waren teurer als das Kleid, doch ich hoffte, über diese Schuhe würde etwas von Valeries mondänem Charme auf mich abfärben. Tatsache war allerdings, dass ich in diesen hohen Dingern keinen vernünftigen Schritt machen konnte. Ein wahrer Albtraum. Also krallte ich mich fester in Nicks Arm, während wir das pompöse Theaterfoyer betraten.
    Drinnen wummerte die Musik. Cocktailbars säumten die Seiten der Eingangshalle, und die Gäste standen mit Martini- und Champagnergläsern in der Hand dicht beisammen und plauderten.
    Plötzlich tauchte vor uns Joanne Weatherby auf. “Da sind Sie ja!” Ihr trägerloses Kleid war von demselben Pink wie ihre geröteten Wangen. “Sie sehen beide wundervoll aus!”
    Sie küsste uns auf die Wangen. Erstaunt beobachtete ich, wie selbstverständlich Nick ihre Begrüßung erwiderte, galante Komplimente zu ihrem Kleid machte und sie fragte, welches Getränk er ihr mitbringen könne. Er hatte sich in dieser Welt unglaublich schnell zurechtgefunden. Jetzt kam es nur noch darauf an, dass wir unsere Position stärkten und Nick zum ordentlichen Ausschussmitglied gewählt wurde. Wir hatten weniger zu bieten als die meisten – keine alten Familienreichtümer und noch relativ wenig eigenes Kapital. Wir würden uns einen festen Platz in dieser Welt also hart erkämpfen müssen, indem wir unser harmonisches Eheleben präsentierten und immer wieder die richtigen Antworten auf die nie verstummenden Fragen gaben. Nick hatte mich gebeten, ein Teil dieser Gesellschaft zu werden, und ich hatte ihm darauf mein Wort gegeben. Nach meinem Seitensprung in Rom war es das Mindeste, bei den Ausschussmitgliedern einen tadellosen Eindruck zu machen.
    Ich strich die Vorderseite meines Kleides glatt und verlagerte das Gewicht von einem Pfennigabsatz auf den anderen. Etwa fünf Metern entfernt erspähte ich Valerie in einer kleinen Gruppe. Sie trug ein rückenfreies schwarzes Kleid und eine elegante Hochsteckfrisur. Als sie meinen Blick erhaschte, betrachtete sie mich rasch von Kopf bis Fuß und hielt dann diskret den Daumen nach oben.
    Ich lächelte erleichtert und formte mit den Lippen ein stummes “Dankeschön”. Dann nahm ich das Champagnerglas, das Nick mir anbot, obwohl ich in letzter Zeit keinen Alkohol mehr getrunken hatte – immerhin bestand ja die Möglichkeit, dass ich bereits schwanger war –, und schenkte Joanne meine volle Aufmerksamkeit.
    “Mein Gott, heute ist einfach
jeder
hier”, sagte sie anerkennend.
    Von hinten drängten neue Gäste ins Theater und rempelten uns an.
    Joanne führte uns einige

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