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Roemisches Roulette

Roemisches Roulette

Titel: Roemisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Caldwell
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viel Uhr denn?”
    “So gegen vier.”
    “Da waren wir gerade einkaufen.”
    “Ja, ich habe euch wegfahren gesehen. Deshalb bin ich auch rausgegangen und habe gefragt, ob ich ihr helfen kann. Dann fiel mir ein, dass ich sie von eurer letzten Party kenne. Sie meinte, sie wollte nur mal vorbeischauen.”
    “Hat sie sonst noch etwas gesagt?”
    “Nein. Sie ist dann wieder gefahren.”
    “Ach so.” Das Wasserglas in meiner Hand fühlte sich glitschig an. Vor meinem geistigen Auge sah ich es herunterfallen und auf dem Holzboden in tausend Stücke zerspringen.
    “Ich muss wieder rüber”, unterbrach Melanie meine Gedanken. “Ich wollte es dir nur erzählen.”
    “Natürlich, danke schön.” Ich stellte mein Glas auf dem Geländer ab. “Danke, dass du extra hergekommen bist.”
    Sie drehte sich um und ging denselben Weg zurück, den sie gekommen war. Währenddessen blickte ich mich hektisch um. Ob Kit noch hier war? War es möglich, dass sie sich hinter einem Baum oder der Garage versteckte? Was zum Teufel hatte sie gewollt? Und noch viel wichtiger: Warum hatte ich ihr nur vertraut?
    Eine Stimme hinter mir ließ mich zusammenfahren. “Ist alles in Ordnung?”
    Ich wirbelte herum. “Ja. Valerie, hi. Das war nur unsere Nachbarin. Alles ist bestens. Möchtest du noch etwas Wein?”
    Ich schenkte Valerie von dem Chardonnay nach, half Nick beim Grillen des Gemüses und forderte alle auf Platz zu nehmen. Als es immer dunkler wurde, zündete ich die Kerzen an, die wir auf das Geländer gestellt hatten. Der Rasen wirkte wie ein dunkler Teppich. Ein jeder hätte sich ohne Mühe unbemerkt in unserem Garten verstecken und uns beobachten können. Das wusste ich. Und so suchten meine Augen die ganze Zeit wachsam die Dunkelheit ab.
    “Alles ist bestens”, beteuerte ich mir selbst und wünschte sehnlichst, es wäre wahr gewesen.
    “Und zurück in den nach unten blickenden Hund”, sagte die Yogalehrerin. Sie atmete laut aus, was uns zum Mitmachen animieren sollte. Ein paar Teilnehmer um mich herum seufzten nach alter Yoga-macht-glücklich-Manier. Hätte ich nicht schon auf dem Kopf gestanden, ich hätte spätestens an dieser Stelle die Augen verdreht.
    Dieser Kurs – der den lächerlichen Namen “Yoga für die bereite Frau” trug – brachte eine Menge ungemütlicher Bewegungen und Kopfunter-Stellungen mit sich. Soweit ich wusste, ging es vor allem darum, die Fortpflanzungsorgane zu lockern und dadurch empfängnisfreudiger zu machen. Ich kam mir albern vor dabei mitzumachen, doch Laurence Connellys Assistentin hatte geschworen, dass sie durch diesen Kurs – in Kombination mit dem “Yoga”, das sie und ihr Ehemann praktizierten – schwanger geworden war. Ich dachte mir, da es bei mir noch nicht geklappt hatte, könnte ein Versuch nicht schaden, und außerdem war Yoga schließlich für seine Stress mindernde Wirkung bekannt. Vielleicht würde es mir auch dabei helfen, mich von dem Gefühl zu lösen, dass Kit mir überall hin folgte und stets hinter der nächsten Ecke auf mich warten könnte.
    Tatsache ist doch aber, dass ich nichts mehr von Kit gehört habe, beruhigte ich mich, als ich in der Hochbahn auf dem Weg nach Hause saß. Melanie hatte sie zwar in unserem Garten gesehen, doch seit dem Tag vor drei Wochen, als sie in meinem Büro aufgetaucht war, hatte ich nichts mehr von Kit gesehen oder gehört. Wir waren mit dem Taxi zu meiner Bank gefahren und ich hatte ihr eine Zahlungsanweisung über dreißigtausend Dollar gegeben. Vielleicht war ihr Wort ja doch etwas wert.
    Inzwischen hatte der Herbst hatte Einzug gehalten, und die Blätter verfärbten sich allmählich gelb. Die sechs Blocks von der Bahnhaltestelle zur Bloomingdale Avenue ging ich zu Fuß. Wie immer lächelte ich, als ich unser Haus sah – ein einladender Bungalow, der im Schein altmodischer Straßenlaternen stand. Wir hatten noch eine Flasche Champagner im Kühlschrank. Die würde ich in den Getränkekühler stellen und auf Nicks Heimkehr warten.
    “Heute könnte der Tag aller Tage sein”, hatte er am Morgen verkündet und nervös an seiner Krawatte herumgefingert. “Die Teilhaberversammlung.”
    Ich umarmte ihn und wünschte ihm Glück. Den restlichen Tag wartete ich auf seinen Anruf, der jedoch nicht kam. Hoffentlich bedeutete das, er wollte mir die Neuigkeit am Abend persönlich überbringen.
    Ich schloss die Tür auf und ging ins Haus. Dann schaltete ich das Flurlicht ein, ging durchs Wohnzimmer und machte nach und nach alle Lampen an, bis

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