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Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Titel: Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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Sie reagierte zu langsam. Viel zu langsam.
„Komm, wir müssen weg, egal wohin!“, schrie er sie an und zerrte sie brutal am Arm. Schockiert taumelte sie auf die Füße, wehrte sich zum Glück nicht, sondern folgte ihm. In wildem Zickzackkurs, wie Chyvile es ihn jahrelang gelehrt hatte, rannte Jordre los, zog dabei Pera mit sich. Sie blickten beide nicht zurück, um zu sehen, welche Kreatur den Lärm verursachte, der in ihrem Rücken erscholl.
„Wo ist Ledrea?“, rief Pera.
„Fort, ich weiß es nicht!“ Grimmig wich Jordre einem ziellos peitschenden Baumtentakel aus. Zumindest waren sie noch getarnt, Chyviles Schutzzauber war intakt. Andernfalls wären sie längst in Stücke gerissen worden.
„Da hoch, schnell! Und nicht mehr bewegen!“ Sie kauerten sich auf einem Felsen zusammen, versuchten die Moose, die auf ihm wuchsen, nicht zu berühren. Das gesamte Land war wie ein einziger, riesiger Organismus, der von Osmeges Bewusstsein gesteuert und bewacht wurde, jedes denk- und empfindungsfähige Lebewesen diente seinem Willen …
Nein.
So schlimm war es nicht. Noch nicht. Denn dann könnten sie nicht einen Schritt auf den Boden setzen, ohne dass die Gräser und Kräuter und womöglich die bloße Erde selbst dem Dunklen verriet, wer dort lief. Sie könnten kein Wort sprechen, ohne dass die Luft und alles, was atmete und hören konnte, dem Feind davon berichteten.
Unterschätze deinen Gegner nicht. Überschätzen darfst du ihn aber genauso wenig. Das hatte Chyvile ihm beigebracht. Es schmerzte, an sie zu denken, rasch verdrängte er den Gedanken. Er spürte, dass Pera vor Angst zitterte, er nahm sie in die Arme und drückte sie an sich.
„Wo ist Ledrea?“, wisperte sie. „Ist ihr etwas zugestoßen? Warum ist die Traumwelt zerbrochen?“
„Ich weiß es nicht. Hör zu, wir müssen ruhig bleiben. Osmeges Macht ist groß, doch im Augenblick sind wir sicher. Er kann nicht alles kontrollieren, immer nur ein gewisses Gebiet, auf das er sein Bewusstsein konzentriert. Vermutlich hat er etwas gespürt, als wir aus der Traumwelt gepurzelt sind und einfach eine Masse von Chimären losgejagt.“
„Und was tun wir jetzt, Jordre?“ Es fühlte sich gut an, wie sie sich an ihn klammerte. Viel zu gut! Es lenkte ihn ab. Widerstrebend löste er sich aus der Umarmung und versuchte sich einzureden, dass es kein Bedauern war, das kurz über Peras hübsches Gesicht gehuscht war – er wollte sich keinen falschen Hoffnungen hingeben.
„Wir müssen einfach abwarten. Wenn wir Glück haben, zieht seine Aufmerksamkeit vorbei, und wir können ungehindert weiterlaufen.“
„Und wenn wir Pech haben?“
„Dann schickt er weitere Heerscharen von Monstern los, die auch in dieser Richtung blind nach uns suchen. Aber das glaube ich nicht. Schau, sie bleiben in Flussnähe und wissen nicht, wohin wir geflohen sind.“ Tatsächlich wirkte das Gewusel von Pflanzen und Chimären orientierungslos und bewegte sich von ihnen beiden fort, zum Wasser hin. Dort, wohin Chyvile stets flüchten würde.
„Wenn wir jetzt keinen Fehler machen, können wir gleich weiter. Ledrea wird uns einholen, falls … Sie wird uns einholen.“ Er lächelte verkrampft, wissend, dass er Pera nicht beruhigen konnte. Irgendwie musste er sie ablenken! Fieberhaft überlegte er, kam aber immer nur bis an den Punkt, dass er sich rettungslos in sie verliebt hatte und seinen rechten Arm dafür geben würde, wenn sie ihn dafür wenigstens ein kleines bisschen mochte. Fragen konnte er sie nicht, ohne sein Gesicht zu verlieren, also was sonst?
Ohne nachzudenken packte er den linken Ärmel seines langen Überwurfs und riss einen Stoffstreifen ab. Mit großen Augen starrte Pera ihn an, als er sich den Stoff um sein Handgelenk wickelte. Einen Moment lang sank Jordre der Mut – wenn sie ihm das Ritual verweigern würde, was dann? Es wäre ein deutliches Zeichen, dass sie ihn nicht einmal als Gefährten wollte …
Doch da griff sie zu und half ihm, den Knoten zu vollenden, bot ihm ihren linken Arm dar und gestattete, dass er sie an sich fesselte.
„Ich schwöre, dass ich aus freiem Willen bereit bin, den Bund mit dir zu schließen. Ich schwöre, dass ich deine Kinder als die meinen anerkennen werde. Ich schwöre, dass ich dich mit all meiner Kraft vor jeder Gefahr beschützen werde und niemals Gewalt gegen dich richten will. Ich schwöre, dass ich dich liebe, Pera von Navill.“ Mit wild klopfendem Herzen wartete er auf ihre Reaktion – der letzte Satz war bei der Bundzeremonie nicht

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