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Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Titel: Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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hatte.
„Nimm einen deiner Steine“, flüsterte Jordre. Sie nahmen beide einen von Chyviles Aquamarinen in die Hand, beobachteten die Heerscharen von Chimären, die sie bereits umzingelt hatten, zu Land, vom Wasser her und aus der Luft. Niemand konnte sie wahrnehmen, doch wenn die Massen über sie hinwegrollten, würde das keinen Unterschied mehr machen.
„Dort.“ Pera wies nach rechts, wo der Ansturm am geringsten war. Dies war der einzige mögliche Fluchtweg.
„Ich zähle bis drei, wir werfen die Steine, und rennen, bis wir tot umfallen. Denk daran, das wird eine Springflut geben, ich habe keine Ahnung, wie schlimm. Sieh nicht zurück, ob ich falle oder nicht, versprich mir das, Pera. Meine Mutter sagte, diese Dinger sind mächtig, also kannst du darauf vertrauen, sie sind schlimmer als all deine Alpträume.“ Jordre vibrierte vor unterdrückter Panik, die er in Peras Augen gespiegelt sah.
„Nun los!“ Ihre bebenden Finger schlossen sich um seine Hand, ihr Blick ließ keinen Zweifel, dass sie nicht loslassen würde, solange sie noch atmen konnte. Gemeinsam zählten sie, warfen die Steine mitten in das größte Gewimmel, sprangen voran, soweit sie nur konnten und rannten um ihr Leben. Die Erde bebte, dröhnte, schüttelte sich wie ein wildes Tier. Pera und Jordre stürzten, zogen sich gegenseitig wieder hoch und versuchten zu entkommen. Doch die Springflut, die sie entfesselt hatten, war zu gewaltig. Plötzlich war überall Wasser, es riss alles mit sich, was in seinem Weg lag, Chimären, Bäume und eben hilflose Orn. Jordre konnte nichts weiter tun, als Pera zu umklammern und zu versuchen, sie an seiner Seite zu halten. Schwimmen war sinnlos, zu stark die entfesselten Ströme. Das Wasser spielte mit ihnen wie ein übermütiges Kind, tauchte sie unter, warf sie gegen Hindernisse, bis Jordre nicht mehr wusste, wo oben oder unten war. Pera wurde ihm entrissen, er konnte es nicht verhindern, nicht einmal schreien, denn sofort war das eisige Wasser da, das versuchte, in seine Lungen zu fließen. Kurz, bevor er sich dem Schmerz und der Angst ergeben wollte, spürte Jordre noch einen Ruck an seinen Armen, als würde jemand oder etwas nach ihm greifen.
Eine Chimäre, seltsam, wie lange es gedauert hat … so endet es also, dachte er . Dann wusste er nichts mehr.
     
     

11.
     
„Nola, Chyrsk, Menschen, verfeindete Sippen – die Liste eurer Feinde ist wesentlich länger als die eurer Verbündeten. Sollte uns das zu denken geben?“
Überliefertes Zitat aus einem Gespräch zwischen Egmolis, Anführer der Nola, und einem Loy-Sippenführer, ca. 580 n. Gründung der Stadt
     
Eiven folgte dem Flusslauf. Er versuchte sich auf seine Umgebung zu konzentrieren, seit einigen Minuten befand er sich im Gebiet der Bussard-Sippe. Der Waffenstillstand mit dieser Gruppe war stabiler als mit den meisten anderen, es hatte sogar gelegentliche Bündnisse gegen die Silberfalken oder Eulen gegeben. Man musste nicht um Leib und Leben fürchten, wenn man sich nur der Grenze näherte. Trotzdem waren es eher Feinde als Freunde, und Eiven war allein. Würde man ihn so tief im fremden Territorium aufspüren, wäre der Angriff unvermeidlich. Kein Spion würde sich allein über die Grenze wagen, darum würden die Bussarde ihn unweigerlich für einen Ausgestoßenen halten.
Nicht zu Unrecht!, dachte er bitter. Sofort schob er alle Gedanken von sich, konzentrierte sich auf jedes Geräusch, jeden noch so kleinen Laut. Jedes verdächtige Fehlen eines Lautes. Er wagte nicht zu fliegen, am Boden war er zwar langsamer, konnte sich allerdings leichter verstecken. Glücklicherweise war der Wald im gesamten Bussardgebiet sehr dicht – was bedeutete, dass es hier zwar besonders aufmerksame Patrouillen geben würde, diese sich aber mehr auf die inneren Gebiete konzentrieren würden, nicht auf die Grenze zu einer Sippe, mit der sie verbündet waren. Über den Baumwipfeln sah er die sanften Erhebungen der Bergausläufer. Welches Gebirge war es noch einmal?
Entmutigt blieb Eiven stehen, eine Welle der hoffnungslosen Verzweiflung packte ihn. Er wusste, dieser Abschnitt um den Fluss herum gehörte zu seiner Sippe, die umliegenden Wälder hingegen den Bussarden – das Ergebnis merkwürdiger Territorialkämpfe. Seine Mutter hatte ein, zweimal erzählt, dass sie vor Jahren hier gewesen war, um heilkräftige Kristalle aus einem Bergwerk zu holen, das vor langer Zeit von Menschen gegraben und aufgegeben worden war.
Mutter …
Aber wie das Gebirge hieß, zu dem

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