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Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Titel: Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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Priesters und zog sie so behutsam wie möglich in Richtung des Feuers, um die Wunden besser versorgen zu können.
„NEIN!“ Der junge Mann bäumte sich auf und versuchte, sich loszureißen. Zu spät. Thamar hatte die Flammenschrift bereits entdeckt. Keuchend hielt er den Mann fest, wischte trotz dessen Gegenwehr das Blut fort.
„Was hast du mit Inani gemacht?“, brüllte er und schüttelte den Priester durch, der sich schreiend zu wehren versuchte. „Antworte! Was hast du mit Inani zu schaffen?“ Panik erfasste ihn, löschte jeden Gedanken aus. Hatte der Priester sie getötet? Konnte er sich so geirrt haben?
„Nun rede, wo ist sie? Wo? Lebt sie noch? Woher hast du das da?“
Erst, als der Widerstand seines Opfers zusammenbrach, erkannte Thamar, dass er wie wild auf einen wehrlosen Mann einschlug. Entsetzt über sich selbst sprang er auf und rannte einige Schritte in den dunklen Wald hinein. Langsam kam er zur Ruhe und konnte wieder klarer denken. Es widerstrebte ihm, aber er musste nachsehen. Er musste wissen, ob er den Priester in seiner Raserei erschlagen hatte oder nicht!
Zu seiner Überraschung war der junge Mann nicht nur lebendig, sondern bei Bewusstsein. Glasige Augen folgten Thamars Bewegungen, das Gesicht war von Schmerz verzerrt. Seufzend kniete Thamar neben der zitternden Gestalt nieder. Er erkannte deutlich, dass der Geweihte sterben würde, wenn nicht bald etwas geschah, an der Kälte, vielleicht auch an Schock und Erschöpfung. Womöglich hatte er innere Verletzungen. Es war nicht leicht, in dem dämmrigen Licht, das von dem flackernden Feuer geworfen wurde, etwas zu erkennen, doch Thamar war sich sicher, dass er sich die aschgraue Hautfarbe nicht nur einbildete.
„Es tut mir leid“, sagte er leise, ratlos, was er jetzt tun sollte. Er war kein Heilkundiger. Zaghaft streckte er die Hand aus, um nachzusehen, ob er seinen Gefangenen tatsächlich schwer verletzt hatte und ihm womöglich irgendwie helfen könnte; als der junge Mann erschrocken zurückzuckte, gab er den Gedanken sofort auf.
„Liebst du sie?“, wisperte der Geweihte mühsam. Er versuchte vergeblich, sich hochzustemmen. „Inani? Liebst …“
Überrascht von der Frage und der immensen Qual in dem Blick des Priesters fuhr Thamar zusammen.
„Ja“, erwiderte er, zögerte kurz, dann griff er zu und drückte ihn zurück zum Boden, hielt ihn dort, um zu verhindern, dass dieser sich mit seinen Mühen noch weiter verletzte.
„Töte mich, Thamar von Roen Orm. Wenn du nicht willst, dass ich sie ebenso liebe, töte mich“, flüsterte der junge Mann. Tränen liefen über seine bereits regennassen Wangen, stöhnend kämpfte er gegen sich selbst, bis er seine Hände hochheben und die Flammenzeichen vorzeigen konnte.
„Sie ist mein. Ich gehöre ihr. Gerne hätte ich versucht zu verstehen, was das bedeutet … Inani lebt. Ich liebe sie.“ Sein Kopf sank zurück. Dann war er still.
     
     
     

21.
     
„Bete nicht zu den Göttern, wenn du Gnade suchst. Sie können nicht gewähren, was sie nicht kennen.“
Sinnspruch der Hexen
     
Fassungslos starrte Thamar auf den Bewusstlosen nieder. Inani hatte sich einen Sonnenpriester als Gefährten ausgesucht?
„Vielleicht sollte ich dich wirklich umbringen, aus purem Mitleid!“ Er schnaubte ungläubig.
Ihm wurde bewusst, wie kalt ihm war. Eisige Windböen fanden ihren Weg durch seinen schweren Wollmantel, seine durchnässten Hosen schützten ihn nicht mehr vor der Kälte. Das machte klar, wie verzweifelt die Lage für den Priester sein musste. Behutsam lagerte er den verdrehten Körper näher ans Feuer, sprang auf und wühlte in seinem Rucksack. Thamar hatte keine Ersatzkleidung zur Hand, er trug bereits selbst alles am Leib, was er besaß. Fluchend riss er sich den Mantel herunter, legte ihn dem Geweihten um, wickelte ihn zusätzlich in seine Wolldecke. Mehr hatte er nicht. Schnell fachte er das Feuer höher, brachte er Wasser zum Kochen und bereitete einen Kräutertee, den er dem Priester mühsam einflößte. Außer Wärme besaßen die Kräuter keine Heilwirkung, von der er wusste, aber möglicherweise half es ein wenig. Immer wieder verschluckte sich der Besinnungslose, was Thamars überreizten Nerven keinen Gefallen tat. Dennoch brachte es seine Wirkung: Als Thamar den leeren Becher fortstellte, regte sich junge Mann, wenn auch noch matt, und ohne zu erwachen.
Es waren ungefähr drei Meilen bis zum Tempel von Kashuum. Drei Meilen steiler Aufstieg über ungesicherte Steilhänge. Bei diesem Wetter,

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