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Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol

Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol

Titel: Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Hutchinson
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mitgebracht?«
    Ich renne zurück zu unserem Mietvan, zerre die graue Kiste von der Ladefläche und verstaue sie im Kühllaster. Und dann fahren wir raus auf den Highway, der Tequila brennt wie Säure in meiner diebischen Kehle.
    Thorley singt flüsternd vor sich hin, während der Truck durch die Nacht brummt. Die weißen Fahrbahnmarkierungen fliegen im Rhythmus eines Herzschlags unter uns dahin. Das Führerhaus ist mit Papier, aufgerissenen Umschlägen und Panadol-Schachteln übersät. Unten an meinen Füßen liegt unter einer zusammengeknüllten Papiertüte das Foto eines Mannes und einer Frau.
    Ich drehe das weiße Rauschen des CB-Funks leiser, öffne das Fenster, um den Nachtwind zu spüren, der
durch die Bäume rauscht, die aus der Dunkelheit am Straßenrand auftauchen. Ich sehe, wie der Wind auf seinem Weg zu den Sternen jeden einzelnen Ast, jedes einzelne Blatt liebkost, ich lächle glücklich. Und weil ich was auch immer geschluckt habe, und weil das jetzt durch meine Adern pulsiert, klingen Thorleys Songs plötzlich einfach und schön. Meine Atemzüge scheinen eine Ewigkeit vorzuhalten, die Vibrationen des Trucks fühlen sich an, als würden wir schweben.
    Ich sage Thorley, dass wir bald da seien, doch er antwortet nicht, hat die Augen schon geschlossen, während der Truck die schnurgerade Straße entlanggleitet.
     
    Ich erinnere mich, in meinem Traum eine Hupe gehört zu haben, die mich in die wirkliche Welt zurückbeförderte. Auf dem Asphalt quietschende Reifen. Kreischende Bremsen. Die Fahrbahnmarkierungen am Straßenrand und das Gras wirbeln plötzlich nach oben gedreht am Fenster des Kühllasters vorbei. Dunkle Frühmorgenschatten, Scheinwerfer, die schweben wie die Fackeln eines Suchtrupps. Das Dach knickt ein, verformt sich über mir zu einem V, und alles verliert Sinn und Richtung, Glas splittert durch die Luft, zu kleinen, ungefährlichen Diamanten geborsten.
    Etwas spritzt mir ins Gesicht und der Sicherheitsgurt quetscht meine Rippen. Thorleys Arme knallen
gegen Metall, das Lenkrad bewegt sich auf seinen Brustkorb zu. Thorleys Mund steht offen, es sieht aus, als würde er schreien, aber ich kann ihn nicht hören. Alles andere ist lauter, als ich mir vorstellen kann. Der Kühllaster rutscht und schlittert über die Straße, etwas trifft meine Brust, raubt mir den Atem. Ich versuche zu sehen, ob die graue Kiste noch ganz ist, aber der Sicherheitsgurt hat mich kopfüber eingeklemmt. Dann kommt alles zum Halten. Stille. Irgendwo draußen, vor dem verbogenen Führerhaus, brummt ein Motor träge vor sich hin.
    Die Straße ist ganz nah an meinem Gesicht, eine Flüssigkeit rinnt über den Asphalt. Überall liegen Farbpartikel und Glassplitter. Blutstropfen auch. Thorley, die Augen geschlossen, kommt plötzlich wieder zu sich. Zuckt wie ein Patient beim Elektroschock. Er ist panisch, versucht verzweifelt aus dem Kühllaster zu klettern, als ob der ein Monster wär, das ihn zu verschlingen droht. Er wischt sich Glassplitter und Plastikfetzen von seinen Klamotten und krabbelt hinaus, landet auf den Füßen. Ich fass mir an den Kopf, will wissen, ob ich blute. Zwei meiner Finger stehen in die falsche Richtung ab, stoßen gegen das Armaturenbrett. Ich kann sie nicht bewegen.
    Als ich mich aus dem Wrack befreie, sehe ich Thorley, der völlig bewegungslos neben dem Truck steht, die Pupillen so groß wie Zehn-Cent-Stücke. Er starrt auf einen umgekippten, schwer ramponierten Wagen,
einen mit Schrägheck, der vor uns auf dem Dach liegt, die Scheinwerfer immer noch an. Auch die Räder drehen sich noch. Um uns herum nur Chaos. Wrackteile auf der Straße. Ein Streifen abgeschürfter Farbe, Bremsspuren.
    Mein Hirn summt wie eine Mikrowelle. Ich spüre, wie das Blut in meinem Zerebellum brodelt und zischt. Thorley rennt auf eine verlassene Wiese, sein Rücken verfärbt sich grauschwarz, während er sich in der Dunkelheit entfernt.
    Ich gehe so nah an das Auto heran, dass ich den Körper sehen kann, der verdreht und zerschmettert aussieht. Eine ältere Lady mit kurzen Locken, sie trägt eine blaue Trainingshose und ein weißes T-Shirt, auf dem »Dreamworld« steht. Ich geh nah ran, ich kann sehen, dass sie weint, Tränen, die hinter ihren zerbrochenen Brillengläsern aussehen, als wären sie aus reinem Blut. Ich geh nah ran, ich kann flüstern: »Sind Sie in Ordnung?« Dann renne ich Thorley hinterher.
    Er wartet, bis ich ihn einhole, packt mich, als ich an ihm vorüberlaufe. Thorley hat Tränen in den Augen.
    »Du

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