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Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol

Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol

Titel: Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Hutchinson
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mit dem Kopf, als würde er einem Beat lauschen, den niemand außer ihm hören kann.
    »Voll krank, ey«, sagt er.
    »Was?«

    Er hebt den Kopf und deutet Richtung Fluss. Und dort – vom unteren Teil der Brücke, baumelt ein Mann. Der Mann pendelt langsam im Wind, das Seil ächzt. Der Mann ist tot, seine Zunge quillt heraus, unter der Haut seines Gesichts haben sich kleine Hämatome gebildet. Seine Augen sind weit aufgerissen, seine Haut ist fahl. Er hat lange Haare und trägt ein langärmliges Sweatshirt. Auf der Vorderseite seiner Jeans zeichnet sich ein dunkler Fleck ab.
    »Ich hab gesehen, wie er’s getan hat«, sagt Uncle. »Ich hab hier in der Dunkelheit gesessen und zugeguckt, wie er das Seil angebracht hat und wie er gesprungen ist und gezuckt hat. Ich hab gesehen, wie er’s bereut hat, hab den Schmerz in seinen Augen gesehen, aus denen die Tränen geschossen kamen, bis kein Blut mehr in sein Gehirn floss.« Uncle lächelt nicht aus Freude, sein Lächeln ist gezwungen. »Ich hab gesehen, wie das Leben aus ihm gewichen ist.«
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll, ich sehe zu, wie der Mann im Nachtwind schlackert, als hätte er sich die Gelenke ausgekugelt.
    »Die Sanis werden ihn abschneiden«, erklärt Uncle.
    »Hast du einen Krankenwagen gerufen?«
    »Ich kann sie nicht anrufen.« Uncle schüttelt den Kopf und schaut, ohne auch nur einen Augenblick den Blick abzuwenden, starr auf die Leiche.
    »Weißt du, wer das ist?«

    »Irgendein Wichser«, erwidert Uncle mit tiefer, ernster Stimme.
    Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sich Uncles Schatten rhythmisch hin und her bewegt.
    »Ist mir beinah auch einmal passiert«, sagt er. »Ich bin fast abgekratzt. Mein Bruder hat mir eine Plastiktüte über den Kopf gezogen und eine Ewigkeit festgehalten.«
    Uncles Augen sind knallrot, aber ich kann nicht sagen, ob er geweint hat.
    »Hast du den Typen gekannt?«
    Uncle, der immer noch sein gequältes Lächeln zur Schau trägt, nickt, ohne den Blick von dem Toten abzuwenden. Das Seil ächzt noch immer. Hin und her. Das Licht der Flammenwerfer auf dem Casino erleuchtet für einen Augenblick die Gesichtszüge des Toten. Seine Augen sind offen, sein Nacken zusammengequetscht. Der nächste Feuerstrahl durchzuckt die Nacht, und ich spüre die Hitzewelle. Das Feuer spiegelt sich im Wasser und verliert sich im Himmel.
    »Krank, oder?«, sagt Uncle und schaukelt hin und her, ohne auch nur eine Millisekunde woanders hinzusehen.

N ach einiger Zeit sind Thorley und ich nicht mehr regelmäßig zur Schule gegangen. Es ist mehr zu einer Option geworden, die man dann und wann wahrnimmt. Ich lebe inzwischen permanent in Thorleys Apartment, habe mir Kissen auf die Couch gepackt, wo ich mir jede Nacht ein Bett baue.
    Meistens wachen wir mitten am Vormittag auf und kommen zu spät zum Unterricht. Wir laufen einfach in der Schule auf, entschuldigen uns nicht für das Zuspätkommen. Wir schlagen uns die Nächte um die Ohren, gucken amerikanische Sitcoms, die die Quote nicht brachten, und ausländische Filme mit Untertiteln. Oder wir setzen uns aufs Dach und starren in die Nacht, beobachten die Lichter und die Flugzeuge, die langsam in der Ferne vorüberziehen. Thorley wirft immer die leeren Corona-Pullen in den Nachthimmel, probiert, wie weit er werfen kann. Wir hören, wie sie tief unten aufprallen und bersten. Er sagt mir, er ziele auf das Bürogebäude, auf ein vorbeifliegendes Flugzeug, auf das Kreuz an der Kirche.
    Wir spielen Brettspiele, messen unseren Scharfsinn bei »Vier gewinnt«-Turnieren in der Nachtluft.

    Wir haben ein Experiment am Laufen, testen, welche Droge die Fähigkeit, das Spiel zu spielen, am meisten beeinträchtigt. Und welche die Leistungsfähigkeit verbessert. Ich erinnere mich, wie Thorley einmal seine Bettdecke als Anorak benutzte und eingemummt und zähneklappernd versuchte seine Züge zu koordinieren, nachdem er etwas eingeworfen hatte, das ihm nicht bekommen war.
    Uncle hat uns von einem Spiel erzählt, das er und sein Freund früher gespielt haben, »Fremde«. Man sucht sich ein ganz gewöhnliches Haus in der Vorstadt aus und beobachtet es. Man klaut die Post, macht eine Liste der Bewohner, kriegt raus, was und wo sie arbeiten, was sie sonst so machen. Man späht sie aus. Die Idee des Spiels ist, so viel wie möglich über die Bewohner herauszufinden, so viel, dass du ins Haus reingehen und so tun kannst, als würdest du dort wohnen. Einfach reinmarschieren, den Fernseher anmachen, dir ein Bier aus dem

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