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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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drehte Virena ihr Glas zwischen Daumen und Zeigefinger. Was für zarte, schöne Hände sie hatte!
    »Und was würde dich interessieren?«
    Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich mit dem Gedanken gespielt, Obst- und Gemüsehändler auf einem Markt zu werden. Es gab bereits konkrete Pläne, aber dann war doch alles im Sande verlaufen.
    »Etwas in der Sicherheitsbranche vielleicht. Die entsprechende Ausbildung und die nötige Berufspraxis habe ich. Möglicherweise könnte ich positive Referenzen bekommen, wenn das Schmiergeld hoch genug ist. Hauptsache, es riecht nicht mehr nach Polizei.«
    Sie nahm den letzten Schluck und stellte das Glas auf das Tablett.
    »Es ist spät, und ich bin müde. Legst du dich auch hin?«
    »Nein, ich bleibe noch ein Weilchen sitzen. Ich muß ja morgen früh nicht arbeiten. Das sage ich übrigens ganz ohne Bitterkeit.«
    Als Virena schlafen gegangen war, machte ich mich über die Zeitungsstapel her, zwei Tages- und zwei Abendzeitungen für jeden Tag der beiden Wochen. Virena hatte gewußt, daß ich sie lesen wollte, egal, was darin stand, und sie für mich aufgehoben.
    Es war erstaunlich, was man über das Sündenregister des »Kriminalinspektors« herausgefunden hatte. Die Tageszeitungen hielten sich mit ihren Kommentaren zurück, druckten jedoch Stellungnahmen hoher Vorgesetzter, die meine Schurkereien verurteilten und beklagten, daß ich Schimpf und Schande über das Korps gebracht hätte. Die Abendblätter werden ja für einen anderen Markt produziert und haben alle Hemmungen längst über Bord geworfen. Sie brachten täglich mehrere Seiten über mich und meine Karriere und gingen, was die Persönlichkeitsrechte betraf, bis an die Grenze des Erlaubten. »Wie die Motte vom Licht scheint dieser Mann aus irgendeinem Grund von Gewalttaten angezogen zu werden. Seine nächsten Kollegen wollten sich nicht äußern, aber aus Insiderkreisen verlautet, daß X von einem manischen Hang zur Gewalt beherrscht wird.« Wie die Motte vom Licht! Die Leser mußten glauben, daß kein Tag verging, an dem ich nicht einem Verdächtigen die Ohren abbiß. Was war das für ein netter »Insider« gewesen, der solchen Quatsch von sich gegeben hatte? Sune Bengtsson? Oder hatten die Reporter ihren Informanten einfach erfunden?
    »Entgegen der landläufigen Meinung kommen wenige Polizisten in eine Situation, wo sie ihre Waffe im Dienst anwenden müssen. X dagegen hat bereits an mehreren Schußwechseln teilgenommen. Er wurde verwundet und mindestens zwei, vermutlich aber drei oder mehr Menschen starben durch seine Kugeln.« Was wußten die Journalisten oder die Leser über die Hintergründe? Jedesmal war ich nach gründlicher Untersuchung des Falles entlastet worden; ich hatte mir nichts vorzuwerfen. Hätte ich nur einen regelwidrigen Schuß abgegeben, wäre ich verwarnt oder suspendiert worden. Wer diese Artikel las, mußte glauben, daß ich mit gezogener Pistole durch dunkle Gassen schlich und finsteren Typen auflauerte, um mich mit ihnen auf Leben und Tod zu duellieren. Und das Wörtchen »manisch« sollte dem Leser wohl suggerieren, daß meine wilden Schießereien von einem irren Kichern begleitet waren.
    Jeder Journalist wußte, um wen es ging, jeder Anwalt, jeder Polizist; rund um diese Personen weitete sich der Kreis der Eingeweihten, und nur ein mental gestörter hundertfünfjähriger Greis, der sich nur noch für aufgeweichte Kekse interessierte, hatte noch nicht mitbekommen, wer jener ominöse »Kriminalinspektor X« war. Erstaunlich, daß mir noch keiner vorgeschlagen hatte, auf Tournee zu gehen, mit eigener Band und Backgroundsängerinnen. Sensationeller Erfolg für Gangster-Hassel und seinen berüchtigten Mörder-Rap!
    Virena hatte recht, ich war nicht mehr derselbe Mensch wie vor der Verhaftung. Natürlich war ich verbittert, verhärtet und sann auf Vergeltung für alles, was sie mir angetan hatten, für das Mißtrauen, für den Verlust an Menschenwürde, für die Schädigung meines Rufes als Polizist, für die Verzweiflung am Leben. Ich wußte zwar noch nicht, an wem ich meine Rachlust stillen konnte, aber ich würde es ihnen heimzahlen.
    Um vier Uhr morgens schlief ich ein und erwachte erst, als Virena sich aufmachte, Elin zur Schule zu bringen, bevor sie selbst ihren Job im Karolinska-Krankenhaus antrat. Der Küchentisch war gedeckt; es gab Tee oder Kaffee und viel Brot und Käse.
    »Ich hätte Elin doch heute wegbringen können«, sagte ich.
    »War es nicht schön auszuschlafen, ohne geweckt zu

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