Rolf Torring 032 - In den Urwaeldern des Amazonas
dann sagte er plötzlich:
„Massers kommen, hier gut."
Damit drang er in eine schmale Lücke zwischen zwei Tapubuya-Bäumen ein. Mit seinen scharfen Augen hatte er hinter dieser Lücke eine ziemlich große Lichtung entdeckt, auf der sich in der Mitte eine mächtige Ceder erhob.
Der schwarze Riese deutete auf den Baum und sagte nur:
„Dort Lager."
Sofort begriffen wir seinen Plan. Wir mußten ja jetzt unbedingt eine längere Ruhepause machen, denn wir waren wirklich am Ende unserer Kräfte. Vor allen Dingen mußten wir aber auch essen, denn wir waren jetzt schon über acht Stunden ununterbrochen unterwegs. Wenn wir auch den Durst durch den Inhalt unserer Thermosflaschen gekühlt hatten, so machte doch jetzt der Magen sein Recht ganz energisch geltend.
Pongo wollte in der Krone des mächtigen Baumes ein Lager herrichten, in dem wir vor den Indiandern ziemlich sicher waren. Allerdings würden sie uns ja sicher belagern, aber sie konnten nicht gut herankommen, da die Lichtung ein unbemerktes Anschleichen verhinderte.
Wir hatten ja nur nötig, auf zwei Seiten des Baumes Feuer zu entfachen, die wir sogar unterhalten konnten, indem wir von oben herab trockene Zweige in die Glut warfen.
Allerdings mußten wir uns jetzt sehr beeilen, denn die Verfolger konnten bald erscheinen. Während wir eifrig trockenes Holz zum Feuer zusammensuchten, hieb Pongo starke Äste und kleine Bäume ab, die den Untergrund unseres Lagers bilden sollten. Viermal kletterte er mit einem mächtigen Bündel der langen, von allen Nebenästen befreiten Stangen an der Ceder empor, die zum Glück genügende Ast-Stümpfe, an ihrem Stamm aufwies, um einen ziemlich bequemen Aufstieg zu ermöglichen.
Dann rupfte er das lange, breitblättrige Pfeilgras aus, das in dichten Mengen am Ufer des Sumpfes wuchs, und schleppte mehrere Ballen als Unterlage in die Baumkrone hinauf.
Wir hatten inzwischen das Feuer entfacht und das Wasserschwein ausgenommen und enthäutet. Rolf brachte jetzt zwei gablige Äste, die wir zu beiden Seiten des Feuers in den Boden steckten, das Schwein wurde nun auf einen starken Ast gezogen und langsam über der Glut gedreht.
Pongo nickte nur, als er unser Werk soweit gediehen sah, nahm dann unsere leeren Thermosflaschen und verschwand, um Wasser zu holen.
Er ging zurück zum Sumpf, und ich dachte mir sofort, daß er noch weiter westwärts dringen wollte, da dort der Fluß, der den hindernden Sumpf gebildet hatte, klareres Wasser haben mußte. Und auch Rolf hatte denselben Gedanken, denn er sagte plötzlich:
„Hoffentlich stößt er nicht auf die Indianer, denn vielleicht haben diese schon den Baum gefunden, den wir als Übergang benutzt haben."
„Das wird ihnen sicher schlecht bekommen," gab ich zurück. „Aber Rolf, wäre es nicht besser, wenn wir den Professor schon auf den Baum brächten? Wenn die Verfolger plötzlich erscheinen sollten, ist er wenigstens schon in Sicherheit, wir können ja dann ganz schnell hinaufklettern."
„Ja, du hast recht," sagte Rolf, und auch Thomson stimmte bei. Obwohl ich aber diesen Gedanken gehabt hatte, unternahm es doch Rolf, ihn auszuführen. Der Professor konnte ja nur ein Bein gebrauchen, hätte also allein niemals den Stamm trotz der Ast-Stummel erklimmen können. Jetzt nahm ihn Rolf einfach auf die Schultern. Thomson klammerte sich mit den Händen an den Stamm und konnte so sein Gewicht etwas erleichtern, indem er sich an den Ästen hochzog.
Rolf aber stieg ruhig und besonnen empor. Es war ein sehr gefährliches Unternehmen, denn das Brechen eines Astes hätte den Absturz beider zur Folge gehabt. Doch Rolf suchte mit Bedacht nur sehr starke Äste oder deren Stummel aus, die das vermehrte Gewicht gut tragen konnten. Endlich gewann er die frischen Zweige der Krone und entschwand meinen Augen in dem dichten Blätterdach.
Nach einigen Minuten kam er wieder herunter und berichtete:
„Pongo hat ganz großartige Arbeit geleistet, das Lager oben ist einfach ideal. Schade, daß wir nicht immer dort oben bleiben können, aber wir müssen unbedingt diese Nacht uns ausruhen, morgen ist dann Zeit genug, über ein Entkommen nachzudenken. Aha, jetzt scheint unser Braten ja gut zu sein."
Wir nahmen das dampfende Schwein zur Seite und warteten, daß es sich etwas abkühlen sollte. Nach einigen Minuten schnitt Rolf dann ein tüchtiges Stück mit dem zusammensteckbaren Eßbesteck des Professors aus der Keule, nahm die Gabel mit dem heißen Stück zwischen die Zähne und kletterte schnell am Baum
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