Rolf Torring 054 ~ Die Indianer Südamerikas
lange Streifen, wie ich es von Pongo bei Tari gesehen hatte, drehte sie zusammen und fesselte meinen Gegner.
Als ich ihm noch einen Knebel gegeben hatte, kam Pongo herbei, prüfte kurz mein Werk und hob den immer noch Bewußtlosen auf, um ihn mittels einer Liane an den nächsten Baum zu binden.
Kaum war er damit fertig, als die Dunkelheit hereinbrach.
„Ah," rief Rolf im gleichen Augenblick, „das haben wir schlecht gemacht! Wir müssen die fünf Indianer so verbergen, daß sie bei einer Suche durch ihre Stammesgenossen auf keinen Fall gefunden werden können. Also hinein mit ihnen ins Dickicht."
„Rolf, die Indianer werden sie doch finden, denn jetzt in der Dunkelheit werden wir bestimmt deutliche Spuren hinterlassen. Weshalb uns also noch mit dem Verstecken aufhalten."
„In einer Beziehung hast du ja recht," gab Rolf zögernd zu, „aber es wäre doch auf jeden Fall sehr gut, wenn wir sie derartig verstecken könnten, daß sie nicht gefunden werden."
„Massers, Gefangene auf Bäume schaffen, dort festbinden," schlug da Pongo vor.
Donnerwetter, das ist richtig," rief Rolf erfreut "Pongo, du hast doch wieder den rechten Ausweg gefunden. Aber wie wollen wir das machen? Im Dunkel wird es nicht ganz einfach sein.'
„Pongo auf Baum klettern, Liane herabwerfen, Massers Gefangene anbinden, Pongo sie hochziehen."
Noch während er diese Worte sprach, hatte Pongo schon eine Liane ergriffen und kletterte empor. Wir sahen seinen riesigen Körper einige Sekunden lang schattengleich hinaufschweben, dann verriet uns nur noch das leise Knarren der Liane, daß er immer höher strebte.
Endlich hörten diese Geräusche auf. Nach wenigen Sekunden fiel eine mäßig dicke Liane herunter, und Pongo flüsterte von oben herab:
„Massers Gefangenen anbinden."
Schon während Pongo emporkletterte, hatte Rolf den Häuptlingssohn Tari abgeschnitten und herausgeschleift. Wir banden ihn schnell an das herab geworfene Ende der Liane, Rolf rief leise „Hinauf!", und im nächsten Augenblick schwebte der Indianer nach oben.
Fünfmal hintereinander ging diese eigenartige Beförderung vor sich, dann kam Pongo wieder hinunter und sagte leise:
Gefangene gut versteckt. Pongo sie ganz fest gebunden, sich nicht befreien können."
„Ganz großartig," sagte Rolf erfreut. „Jetzt haben wir doch einen gewissen Rückhalt, wenn wir möglicherweise Unglück hätten und gefangen genommen würden. Ich glaube kaum, daß der Häuptling sich sträuben wird, uns gegen seinen Sohn und die anderen Krieger freizulassen."
„Dann können wir doch einfach ganz offen ins Dorf gehen," schlug ich vor. „Wenn wir heimlich einzudringen und den Gefangenen zu befreien suchen, dann riskieren wir höchstens einige Giftpfeile."
„Vor denen du einigen Respekt zu haben scheinst," lachte Rolf leise. „Doch wir wollen es ruhig probieren, können wir den Gefangenen so befreien, sind wir in noch größerem Vorteil."
„Nun, mir soll es recht sein, gehen wir."
Aber entgegen meinen zuversichtlichen Worten empfand ich doch eine geheime Unruhe, als wir jetzt die Lichtung verließen und den schmalen Pfad betraten. Der Häuptling dieses Indianerstammes schien sehr umsichtig und energisch zu sein.
Umsichtig, daß er sich mit keiner Miene verraten hatte, als er mich erblickte, energisch, daß ihm die vier Indianer gehorcht hatten und trotz der Dunkelheit in den Wald aufgebrochen waren, denn im allgemeinen lieben die südamerikanischen Indianer den dunklen Urwald absolut nicht, den ihre Phantasie mit allen möglichen bösen Dämonen bevölkert
Pongo schlich natürlich voran. Hinter ihm ging Rolf, während ich den Schluß machte, — sehr zu meinem Bedauern, denn angenehm ist es nie, als letzter zu gehen.
Wir hatten uns gegenseitig angefasst und gingen sehr langsam vor. Es war ja leicht möglich, daß der vorsichtige Häuptling des Stammes auf dem Pfad selbst noch Posten aufgestellt hatte, auf die wir unter Umständen stoßen mußten.
Endlich machte Pongo halt. Er war jetzt an dem Querweg angelangt, der auf das Indianerdorf zuführte. Einige Sekunden verstrichen, dann drehte sich der Riese um und flüsterte:
„Große Feuer brennen. Anschleichen sehr schwer sein."
„Dann müssen wir versuchen, uns einen Weg durchs Dickicht zu bahnen," entschied Rolf nach kurzem Überlegen, „dann kommen wir vielleicht unbemerkt und
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