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Rolf Torring 084 - Der Geisterzug

Rolf Torring 084 - Der Geisterzug

Titel: Rolf Torring 084 - Der Geisterzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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Boden war sanft geneigt und glatt. Es war empfindlich kalt geworden. Die Nähe des Vindhya-Gebirges machte sich in der Nacht deutlich bemerkbar. Je tiefer wir in die Schlucht kamen, um so weniger spürte ich die Kühle. Die Schlucht hatte die Hitze des Tages wohl gut gespeichert und gab sie jetzt ganz langsam ab.  
      Unter den festanliegenden Gasmasken wurde die Wärme besonders unangenehm. Der Schweiß rann mir das Gesicht hinunter. Die Maske ließ jedoch ein Abtrocknen nicht zu.  
      Als wir den Grund der Schlucht erreicht hatten, beugten wir uns nieder, um die Hand über winzig kleine Löcher im Boden zu halten. Einen Luftzug verspürten wir nicht, aber eine eigenartige Kühle, die auf der bloßen Haut nach Sekunden schon ein Gefühl der Wärme hervorrief. Das mußte die Kohlensäure sein, Kohlensäure in gasförmigem Zustande. Wie gut war Rolfs Voraussicht gewesen!  
      Ohne die Masken hätten wir nicht wagen können, weiter in die Schlucht einzudringen.  
      Wahrscheinlich wurde die Kohlensäure, wie Rolf weiter vermutet hatte, zu bestimmten Tages- und Nachtzeiten stärker, zu anderen nur ganz minimal hochgepreßt. Die Folge der Perioden mußte der Bande bekannt sein. Sie verschwanden also regelmäßig, wenn der Kohlensäuredruck zu stark wurde. Wenn sie morgens, mittags und abends aus der Schlucht herausgaloppierten, hatte wohl der Hauptdruck begonnen. Gegen allzu viel Kohlensäuregas schützte ja auch die Maske nicht. Außerdem mußten sie auf ihre Pferde Rücksicht nehmen. Wenn die Kohlensäure durch ihre Schwere in der Regel auch am Boden lagert, wurde sie bei verstärktem Druck aus dem Erdinnern auch höher getrieben.  
      Wir brauchten kaum zu befürchten, jetzt einen Feind in der Schlucht zu treffen.  
      Langsam und vorsichtig drangen wir vor. Als wir fünfzig Meter weitergegangen waren, gab es keine kleinen Löcher im Boden mehr. Er war völlig glatt.  
      Kein Riss, kein Sprung war zu entdecken. Als Rolf ein Streichholz ansteckte, brannte es mit ruhiger, gelb-bläulicher Flamme.  
      Rolf nahm die Maske ab. Wir folgten seinem Beispiel. Es war eine Erholung, wieder frei atmen und sich den Schweiß aus dem Gesicht wischen zu können.  
      „Merkwürdig," meinte Rolf, „aus welchem Grunde verlassen die Schatzsucher, wie wir sie ruhig nennen wollen, die Schlucht, wenn es hier Stellen gibt, die völlig frei von Kohlensäuregas sind? Ob sie glauben, bei stärkeren Kohlensäureausbrüchen am Eingang der Schlucht auch hier gefährdet zu sein?"  
      „Wir scheinen die Herren des Geländes zu sein," meinte ich. „Laß uns jetzt Schatzsucher spielen"  
      „Wir müssen uns erst vergewissern, daß nicht irgendwo Posten zurückgeblieben sind, die in einem Augenblick, in dem wir es am wenigsten vermuten, über uns herfallen. Laß uns die Masken wieder aufsetzen. Zuerst spürt man die Wirkung der Kohlensäure nicht. Es könnte sein, daß hier auch das für die Menschen und Tiere giftige Gas in der Luft hängt, wenn vielleicht auch schwächer, so daß wir es im Anfang nicht spüren — und mit einem Male fallen wir um und werden ohnmächtig."  
      Mit lebhaftem Bedauern folgte ich dem Gebot. Es war so schön gewesen, ohne Maske herumlaufen zu können. Aber Rolf hatte recht: wir befanden uns auf gefährdetem Gebiet.  
      Als wir wieder zwanzig Meter vorgerückt waren, sahen wir in der Felswand eine große gähnende Öffnung. Wir wandten uns der Seite — es war die linke — zu. Die Öffnung war groß genug, um einem Menschen in gebückter Haltung zu erlauben, darin zu verschwinden.  
      Der Boden unter uns war ganz glatt. Kleine Löcher im Boden konnten wir nicht bemerken. Wir behielten trotzdem die Masken auf. Es war möglich, daß im, Innern der Höhle der Wand Kohlensäure entströmte.  
      Als ich hinter Rolf und Pongo in die Öffnung eintrat — Rolf war etwa fünfzehn Meter vor mir —, hörte ich ein ganz zartes, leises, singendes Zischen. Sicher wieder Kohlensäure, die irgendwo den Wänden oder dem Boden entströmte. Da wir uns aber in einer Höhle befanden, die akustisch ihre eigenen Gesetze haben mochte, konnte es möglich sein, daß die entströmende Kohlensäure das feine Geräusch hervorrief.  
      Vor mir sah ich einen schwachen Streifen vom Lichtkegel, der aus Rolfs Taschenlampe fiel. Pongo, der vor mir ging, verdeckte zumeist den Schein. Die Öffnung hatte sich gleich nach einem Meter zu einem schmalen Gang verengt.  
      Um mich zu überzeugen, was die Höhle

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