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Rolf Torring 110 - Der Herr von Pomaran

Rolf Torring 110 - Der Herr von Pomaran

Titel: Rolf Torring 110 - Der Herr von Pomaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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Balling hatte aufgehorcht, als Lagens den Namen der Stadt Brunei ausgesprochen hatte, und fragte sofort im Anschluss an den Bericht des jungen Ingenieurs:  
      „Kennen Sie da auch vielleicht den 'Todesweg' in Brunei, Herr Lagens?"  
      „Aber gewiß, Herr Balling! Dort bin ich ja verhaftet worden. Der Weg ist so verrufen, daß ich mir vornahm, das Geheimnis zu ergründen, das dort herrscht. Ich hatte Pech und muß mich deshalb heute unter falschem Namen in der Welt herumtreiben."  
      „Wir laufen später auch Brunei an, Herr Lagens," sagte Rolf. „Mal schaun, was sich da in Ihrer Sache machen läßt. Bis dahin scheint es mir besser, wenn Sie auf unserer Jacht Dienst tun. Da Sie Ingenieur sind, können wir Ihnen ja die Pflege unserer Motoren anvertrauen, die etwas gelitten haben."  
      „Und jetzt erzählen Sie uns einmal," brachte ich das Gespräch wieder auf die näher liegenden Dinge, „was sich auf der Insel ereignet hat, auf der angeblich der Tod in Person wohnen soll."  
      „Sie werden es mir nicht glauben, meine Herren, wenn ich Ihnen versichere, daß ich den Tod selbst gesehen habe. Wir waren mit dem kleinen Dampfer, auf dem ich Heuer genommen hatte, an der Insel vor Anker gegangen. An der Schiffsschraube war etwas nicht in Ordnung. Mit sechs Kameraden verließ ich aus Langeweile das Schiff und durchstreifte die Insel. Plötzlich sahen wir auf einer Bergkuppe eine Gestalt stehen, die einen weiten, dunklen Mantel und einen Schlapphut trug. Wir riefen die Gestalt an. Als sie sich zu uns wandte, blickten wir in einen Totenschädel. Die Gestalt hob den Arm; da sah ich deutlich die Knochenhand.  
      Die Entfernung zwischen der Gestalt und uns war zu gering, als daß wir uns getäuscht haben könnten. Wir liefen rasch zum Dampfer zurück, wo wir dem Kapitän das Erlebnis berichteten. Er lachte uns nicht aus, sagte eigentlich gar nichts und gab, da die Schraube inzwischen in Ordnung gebracht war, sofort den Befehl zur Weiterfahrt. Zwei Stunden später liefen wir auf eine Klippe auf, der Kasten sackte sehr schnell ab. Kein Boot konnte mehr zu Wasser gelassen werden. Ich schwamm mit William, der übrigens ein recht ordentlicher Mensch zu sein scheint, zur Küste und wurde kurz darauf von Fischern gesichtet, die William und mich in ihr Boot zogen. Sonst wären wir vielleicht infolge Ermattung ertrunken."  
      „Halten Sie persönlich die Erscheinung auf der Insel für etwas übernatürliches?" fragte Rolf den jungen Ingenieur. „Oder welchen Vers haben Sie sich auf das gemacht, was Sie mit eigenen Augen sahen?"  
      „Im ersten Augenblick war ich — das muß ich offen zugeben — über die Erscheinung genau so erschrocken wie meine Kameraden. Als ich später über den Fall nachdachte, kam ich zu der Überzeugung, daß es sich um einen Menschen handeln muß, der sich als Tod tarnt, weil er eine ganz bestimmte Absicht damit verfolgt. Unerklärlich bleibt nur, ob der Untergang unseres Schiffes mit der Erscheinung in einen inneren Zusammenhang gebracht werden darf und kann."  
      „In einen Zusammenhang schon, Herr Lagens," antwortete Rolf, „aber nicht in den Zusammenhang, den die meisten Menschen darin sehen werden. Passen Sie auf: Ihr Kapitän war durch Ihren Bericht etwas nervös und vielleicht sogar ängstlich geworden. Das veranlasste ihn, um ganz sicher zu gehen, möglichst in Küstennähe zu fahren. Die Fahrtrinne liegt viel weiter draußen. Da wäre sicher nichts passiert. Außerdem hing er in seinen Gedanken dem nach, was Sie und Ihre Kameraden berichtet hatten, er unterließ also die erhöhte Aufmerksamkeit, mit der er so nahe der Küste seinen Dampfer hätte steuern müssen. Dabei übersah er die Klippe, die ein aufmerksam fahrender Kapitän vielleicht in dem klaren Wasser rechtzeitig bemerkt hätte.  
      Wir werden uns den 'Herrn Tod' einmal ganz aus der Nähe betrachten, Herr Lagens. Kapitän Hoffmann mag mit William reden und ihm das Ziel der Fahrt bekanntgeben. Hoffentlich finden wir die Insel auch im Dunkeln,"  
      „Sie liegt etwas versteckt, meine Herren, wir wählten sie, weil wir eine ganz ruhige Bucht für die Instandsetzungsarbeit an der Schiffsschraube suchten. Aber ich glaube, William wird die Insel auf jeden Fall finden."  
      „Wir wollen es so einrichten, Kapitän," wandte sich Rolf an Hoffmann, „daß wir die Insel bei Nacht anlaufen und vorher nicht gesehen werden. Vielleicht glückt es uns schon in der Nacht unserer Ankunft, die Gestalt zu entlarven

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