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Rolf Torring 122 - Tibetanische Geheimnisse

Rolf Torring 122 - Tibetanische Geheimnisse

Titel: Rolf Torring 122 - Tibetanische Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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Professor Kennt wollte unbedingt eine der Türen hier öffnen, Rolf aber schüttelte immer wieder verneinend den Kopf. Wenn man uns zu früh entdeckte, konnten wir nicht damit rechnen, etwas von den alten Geheimnissen des klösterlichen Lebens kennen zu lernen.  
      Der Gang führte in eine große, reich mit Teppichen geschmückte Halle. Da wir bisher im Kloster nur nüchterne Zellen gesehen hatten, wirkte der Prunk der Halle besonders stark auf uns. Der Saal wurde von kleinen Öllämpchen schwach erhellt. Im Hintergrunde erhob sich ein Altar; wir schienen uns also im großen Betsaal des Klosters zu befinden. Hinter dem Altar war ein schwerer Vorhang gespannt; er verhüllte vielleicht das Heiligtum des Klosters.  
      Ich machte Rolf Zeichen, daß wir uns an der Wand entlang zu dem Vorhang schleichen könnten. Rolf nickte, blieb aber noch stehen, als ob er etwas erwartete. Ich blickte meinen Freund erstaunt an, er machte mir jedoch ein Zeichen, mich ganz ruhig zu verhalten. Auch Professor Kennt war erwartungsvoll stehengeblieben, als ob er auf ein fernes Geräusch lauschte. Ich strengte nun auch meine Ohren an und schloß sogar die Augen, um auf das unendlich leise Geräusch mit größerer Konzentration hören zu können.  
      Aus weiter, weiter Ferne klang Musik zu uns herüber, die von Minute zu Minute ein wenig stärker, voller und damit auch lauter wurde. Es klang wie Orgelmusik, aber die Tonfolgen waren wohl nicht auf einer Orgel erzeugt  
      Die Musik war unserem Ohre in ihrer atonalen Folge irgendwie fremd und klang doch angenehm.  
      Allmählich wurde sie lauter, bis sie brausend den Saal durchdrang. Woher sie kam, konnten wir nicht feststellen. Sollte sich das Instrument irgendwo in der Halle befinden?  
      Plötzlich ergriff Professor Kennt meinen Arm und zog uns geschwind hinter einen dicken Pfeiler. Mit dem Kopfe deutete er zur Seite. Wir waren über das Bild, das sich uns bot, nicht wenig erschrocken: an der dem Vorhang gegenüberliegenden Seite hatte sich eine Tür geöffnet. Langsam betraten viele Mönche in weiten, dunkelbraunen Kutten den Saal. Ihnen voran schritt — der Bergheilige; er trug noch das gleiche Gewand, das wir an ihm oben auf der Bergkuppe gesehen hatten. Zu der brausenden Musik wirkte der stumme Zug wie ein Geisterzug.  
      Ich zählte etwa zwanzig Mönche, die bis nahe an den Altar heran schritten und sich dort im Halbkreis niederknieten. Den Oberkörper beugten sie zur Erde hinab. Der Bergheilige schritt bis zum Altar, wo auch er niederkniete. Alles ging geräuschlos vor sich.  
      Nach zehn Minuten stillen Gebetes erhob sich der Bergheilige, wandte sich zu den Mönchen um und sprach mit gedämpfter Stimme zu ihnen. Wir konnten die Sprache, die er redete, nicht verstehen. Die Mönche verharrten bewegungslos in der Stellung, die sie zu Anfang eingenommen hatten.  
      Ich befürchtete, daß wir jeden Augenblick entdeckt werden könnten, und ahnte nicht, daß der Bergheilige und seine Mönche unsere Anwesenheit längst bemerkt hatten und daß der ganze Aufzug nur eine Komödie war.  
      Wir betrachteten voller Anteilnahme das Schauspiel, das sich uns bot, während die Musik etwas leiser geworden war. Ich glaubte, daß der Heilige bald den Vorhang, vor dem er stand, aufziehen würde, aber es geschah etwas ganz anderes.  
      Der Bergheilige stieß plötzlich einen Schrei aus. Die Mönche sprangen wie von der Tarantel gestochen auf und stürzten sich auf uns. Fast im gleichen Augenblick wurde ich von hinten gepackt und von starken Armen so heftig umklammert, daß ich mich trotz verzweifelter Gegenwehr nicht bewegen konnte. Es dauerte nur Sekunden, bis ich neben Rolf und dem Professor, die auch im Handumdrehen überwältigt worden waren, am Boden lag.  
      Auf einen Wink des Bergheiligen wurden wir aufgehoben und fortgetragen. Vorher hatte man uns genau abgefühlt, die Waffen abgenommen und sie vor dem Altar niedergelegt.  
      Nach dem Transport durch schwach erleuchtete Gänge wurden wir in einem Raume niedergelegt, der wie eine Gefängniszelle aussah.  
      Wir schwiegen lange. Professor Kennt war der erste, der den Mund zu einer Frage auftat:  
      „Was werden die Mönche mit uns anstellen?"  
      Rolf war ärgerlich, daß wir überlistet worden waren, und meinte, ohne die Frage sofort zu beantworten:  
      „Wir hätten öfter hinter uns sehen sollen"  
      Kennt gab sich damit nicht zufrieden, sondern wiederholte seine Frage. Jetzt sagte Rolf:  
     

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