Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolf Torring 122 - Tibetanische Geheimnisse

Rolf Torring 122 - Tibetanische Geheimnisse

Titel: Rolf Torring 122 - Tibetanische Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
Vom Netzwerk:
„Was sollen die Mönche schon mit uns anstellen, Professor?! Das ist Ihnen ebenso klar wie mir!"  
      „Vielleicht holt uns Pongo noch heraus," versuchte ich zu trösten.  
      „Hoffentlich!" nickte Rolf.  
      „Vielleicht können wir uns auch gegenseitig die Fesseln lösen," meinte ich. „Die Leute scheinen keine große Übung in derlei Dingen zu besitzen. Ich habe das Gefühl, als ob meine Fesseln sehr locker säßen. Ich will nach deinen Fesseln sehen, Rolf."  
      In der Dunkelheit der Zelle wälzte ich mich zu Rolf hin und betastete seine Fesseln. Sie saßen sehr lose. In wenigen Minuten gelang es mir, Rolfs Hände frei zu bekommen.  
      Jetzt war es für ihn eine Kleinigkeit, seine Bein- und Fußfesseln zu entfernen und uns der Reihe nach zu befreien. Die Zelle verlassen konnten wir allerdings nicht, die Tür war verschlossen und besaß auf der Innenseite nicht einmal eine Öffnung, die zum Schloß geführt hätte.  
      Nach einer Weile meinte Rolf:  
      „Die Fesseln saßen so locker, daß ich fast glaube, wir sollten uns selber befreien." Er tastete die Wände ab.  
      „Hier in der Tür ist die uns ja bekannte kleine Öffnung," meinte er dann, „wir sollen wahrscheinlich eine Weile am Leben erhalten werden, bis sich unser Schicksal erfüllt."  
      „Vielleicht bietet sich doch eine Fluchtmöglichkeit," sagte ich.  
      „Fliehen, ja!" bestätigte Professor Kennt. „Aber nicht ohne unsere Waffen. Man hat sie vor dem Altar niedergelegt."  
      „Ob man sie dort liegen läßt, scheint mir fraglich," gab Rolf zu bedenken. „Na, wir müssen halt abwarten."  
      Stunden vergingen. Kein Mensch ließ sich an der Öffnung unserer Zelle sehen. Wir hatten uns an die Erde gelegt und waren bald eingeschlafen  
      Als ich erwachte, lag ich noch immer im Dunkeln, aber ich roch etwas — das konnte nur Essen sein.  
      Da Rolf und der Professor noch schliefen, tastete ich mich zur Tür hin und fand dort in der Ecke drei Näpfe, die warmes Essen enthielten. In jedem Napf steckte ein Holzlöffel.  
      Rasch weckte ich die Gefährten. Da unser Hunger sehr groß war, hatten wir die Mahlzeit bald hinter uns. übrigens war das Essen schmackhaft und nicht schlecht zubereitet. Die Mönche verstanden zu kochen.  
      „Verhungern läßt man uns also nicht," sagte nach dem Essen Rolf befriedigt.  
      „Hoffentlich kommt bald jemand, mit dem wir reden können," fügte der Professor hinzu.  
     
     
     
      4. Kapitel  
      Geheimnisse des alten Klosters  
     
      Eine Weile war es still zwischen uns. Plötzlich sagte Professor Kennt:  
      „Ich glaube, wir hätten das Zeug nicht so schnell essen sollen. Fühlen Sie nicht auch, daß Ihre Gliedmaßen absterben? Meine sind schon ganz kraftlos."  
      Ich erschrak. Als ich den Arm heben wollte, brachte ich ihn nicht mehr hoch. Wenn ich nicht mit dem Rücken an der Wand gelehnt hätte, wäre ich wohl längst umgesunken.  
      Rolf äußerte sich, daß er das gleiche Gefühl verspüre wie der Professor. Eine schöne Bescherung!  
      „Mir fällt schon das Sprechen schwer," meinte Rolf langsam.  
      Das war alles, was er vorbrachte. Ich wollte ihm antworten, aber ich brachte keinen Laut mehr über die Lippen. Ich fühlte, wie mein Körper allmählich kälter wurde. Wenn ich nur gewußt hätte, ob ich noch sehen konnte!  
      Doch! Das konnte ich noch. Nach einer Weile schimmerte ein schwacher Lichtschein draußen auf dem Gang auf und drang in unsere Zelle, deren Tür bald darauf geöffnet wurde. Sechs Mönche betraten den kleinen Raum, zwei von ihnen trugen eine Öllampe in den Händen. Sie betrachteten uns lange, dann hoben sie uns auf und trugen uns fort.  
      Wieder ging es durch viele Gänge, bis die Mönche, die uns trugen, endlich in einem kleinen Saal haltmachten, wo sie uns auf eine Bank setzten, so daß unser Rücken durch die Wand gestützt wurde. Wir konnten den Raum deutlich erkennen; er wurde von vielen Öllampen erhellt und machte den Eindruck des Studierzimmers eines Arztes. Mitten im Raum stand eine mit einem Tuch bedeckte Bahre, an den Wänden zogen sich Regale hin, deren Bretter mit kleinen und großen Flaschen angefüllt waren. Alle möglichen Apparate waren im Raum verteilt, Retorten, Gläser und Waagen, Bronzekübel und Mörser. Wie in einer Hexenküche, mußte ich denken.  
      Die sechs Mönche hatten wieder den Raum verlassen, ohne auch nur ein Wort an uns gerichtet zu haben. Hören konnten wir gut, das

Weitere Kostenlose Bücher