Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolf Torring 122 - Tibetanische Geheimnisse

Rolf Torring 122 - Tibetanische Geheimnisse

Titel: Rolf Torring 122 - Tibetanische Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
Vom Netzwerk:
nach. Wir werden bald wieder im Besitz unserer Kräfte sein."  
      Auch ich versuchte zu sprechen — es gelang. In allen Gliedern verspürte ich ein eigenartiges Kribbeln. Schon konnte ich die Arme etwas anheben. In kurzer Zeit war der Starrkrampf ganz von mir gewichen. Bei Rolf und dem Professor war es ebenso.  
      »Ich rühre hier kein Essen mehr an," sagte Rolf nach einer Weile. »Von dem Zeug möchte ich nichts mehr zu mir nehmen."  
      »Ich bin anderer Meinung," äußerte sich Kennt. »Das Mittel wurde uns ja nur gegeben, damit wir zur 'Vorstellung' getragen werden konnten, ohne daß man uns fesseln mußte. Ich glaube nicht, daß das Mittel im Mittagessen sein wird, wahrscheinlich morgen früh wieder in dem Brei, den man uns zum Frühstück bringen wird. Morgen früh werde ich nur so tun, als ob ich den Brei zu mir nähme, und ihn statt dessen in die Kanalisation entleeren."  
      Ich pflichtete dem Professor bei, und wir beschlossen, so zu tun, als ob wir keinen Argwohn gegen das Essen hätten.  
      Das Mittagessen, das uns durch die Türöffnung gereicht wurde, da wir nicht schliefen, verzehrten wir bis zum letzten Rest. Es enthielt, wie wir bald feststellen konnten, das Mittel nicht, das uns gelähmt hatte.  
      Ich fragte Rolf, was Pongo wohl jetzt unternehmen würde.  
      »Vorläufig wahrscheinlich nichts," entgegnete mein Freund. »Er wird sich Wurzeln suchen, um etwas Essbares zu haben. Wir haben ja zu einem Abenteuer oft längere Zeit gebraucht, also wird er auch jetzt zunächst abwarten."  
      Über die "Vorstellung", die uns der Bergheilige gegeben hatte, waren wir verschiedener Meinung. Rolf bezeichnete alles als einen Varietetrick, der Professor dagegen nahm an, daß das, was der Bergheilige gesagt hatte, auf Wahrheit beruhe. Ich selber wollte erst die nächsten "Geheimnisse" abwarten, ehe ich mir endgültig meine Meinung bildete.  
      Während der Nacht schliefen wir ruhig. Als wir am Morgen erwachten, war die Öllampe ausgebrannt. Das war uns nur recht, denn so konnten unsere Wächter nicht sehen, daß wir den Morgenbrei wegschütteten.  
      Um nicht ganz mit leerem Magen den kommenden Ereignissen entgegen zuschauen, tranken wir ein paar Schluck Wasser, das uns frisch gereicht worden war.  
      Zu unserem Schrecken setzte nach etwa einer Viertelstunde dieselbe Wirkung wie am vergangenen Tage ein: wir verfielen in Starrkrampf. Wahrscheinlich war das Mittel gar nicht in der dicken Morgensuppe, sondern im Wasser gewesen.  
      Um ein neues „Geheimnis" kennen zu lernen, wurden wir auf die gleiche Art wie am Tage vorher in den durch Öllampen erleuchteten Saal getragen.  
      Der Bergheilige erschien.  
      Plötzlich wurde mir angst und bange: die Mauern des Klosters stürzten geräuschlos in sich zusammen. Ich schwebte in der Luft, ich flog, unter mir zogen die Berge und die dazwischenliegenden Täler dahin. Die Reise ging sehr rasch vonstatten. Bald lag Tibet hinter mir, ich flog über China dahin und — landete auf unserer Jacht, die in einem mir unbekannten Hafen vor Anker lag. Kapitän Hoffmann begrüßte mich freudig, als ich so unerwartet vor ihm stand.  
      „Wo kommen Sie denn her, Herr Warren? Ich vermutete Sie noch in Tibet!"  
      Fragenden Blickes schaute er mich an, und ich erzählte ihm in kurzen Worten, was wir in Tibet erlebt und welche Geheimnisse wir in dem alten Kloster kennen gelernt hatten. Ich schloß mit dem lapidaren Satz:  
      „Ich kam durch die Luft zu Ihnen, Kapitän, und nun bin ich da!"  
      Ungläubig schüttelte unser Kapitän den Kopf und meinte:  
      „Ich habe zwar nicht gesehen, Herr Warren, auf welchem Wege Sie hierhergekommen sind, aber ich kann — wenn ich ehrlich sein soll — nicht recht glauben, was Sie mir da erzählen. Ich nehme an, daß Sie mir einen Bären aufbinden wollen. Kommen Sie mit hinunter! Wir wollen zusammen frühstücken. So eine — Luftreise macht gewiß tüchtigen Hunger!"  
      Obwohl ich keinen Hunger verspürte, ging ich mit in die Kabine hinunter und setzte mich dort an den Tisch. Ich sprach von dem schwierigen Vormarsch durch das tibetanische Land und berichtete gerade von dem Zusammenstoß mit den Bergräubern, als plötzlich Kapitän Hoffmann in einen undurchsichtigen Nebel gehüllt wurde. Ich stieg wieder empor — die Decke der Kajüte bedeutete kein Hindernis. Mit unvorstellbarer Geschwindigkeit flog ich über China zurück und sah mich plötzlich in dem kleinen Saale des Klosters neben

Weitere Kostenlose Bücher