Rolf Torring 132 - Rolfs Meisterschuß
uns doch zeigen, wo wir die Neger finden können. Dabei denke ich auch an Ihren Obermaat. Vielleicht befindet er sich bei den Negern in Gefangenschaft."
„Das könnte sein, meine Herren! Bisher konnte ich nichts unternehmen, weil ich, während mein Segler im Hafen lag, immer für Bolago die Auftragsfahrten unternahm. Jetzt habe ich Zeit, Sie zu begleiten, denn Traveller kann die nächste Fahrt allein machen."
2. Kapitel
Ein mächtiger Gegner
Gegen Abend fuhren wir in den Hafen von Gonaives ein. Als die Zollformalitäten erledigt waren, gingen wir an Land und suchten sofort das nächstgelegene Matrosenlokal auf. Rolf wollte ja die Nachricht verbreiten lassen, daß wir ein brennendes Motorboot gesichtet hatten, dessen Bemannung vermutlich ertrunken sei.
Kapitän Holbre war an Bord geblieben und wollte sich an Deck nicht sehen lassen. Auch Pongo und Kapitän Hoffmann mußten auf der Jacht bleiben, da wir annahmen, daß wir bald nach Verbreitung der Nachricht beobachtet würden. Vielleicht schlich sich jemand an Bord, um die Jacht zu durchsuchen.
In dem Restaurant wurden wir kaum beachtet. Da waren alle möglichen Nationalitäten vertreten. Wir setzten uns an einen Tisch in der Nähe des Fensters und unterhielten uns ziemlich laut.
Als der Wirt uns das bestellte „deutsche" Bier brachte, fragte Rolf harmlos, ob in Gonaives ein Motorboot vermisst würde, wir hätten eins brennend auf dem Meere gesehen, es sei vor unseren Augen abgesackt.
Wir wußten, daß in der Stadt niemand von dem Boot wissen konnte, aber Rolf wollte dem Wirt ja nur die Mitteilung machen und erreichte auch gleich den erstrebten Zweck.
„Wie sah denn das Motorboot aus?" fragte der Wirt sofort. „War es weiß, etwa zwölf Meter lang, und trug es eine Kajüte auf dem Vorderschiff?"
„So etwa! Wir haben aber niemand auffischen können. Wahrscheinlich war die Besatzung schon einige Zeit vorher in einem Rettungsboot davongefahren oder über Bord gesprungen, um sich schwimmend zu retten. Wem gehört denn das Boot?"
„Dem Kaufmann Bolago, wenn es das ist, an das ich denke. Er hatte es einem französischen Kapitän namens Holbre anvertraut, der mit dem Boot eine Insel aufsuchen sollte. Vielleicht ist der Benzintank unterwegs explodiert. Es wäre schade, wenn Kapitän Holbre ertrunken wäre, er war ein anständiger Kerl."
„Wir kennen keinen Kaufmann Bolago hier, Herr Wirt. Aber eigentlich müßte man ihm ja die Nachricht überbringen. Haben Sie nicht einen Boten, den Sie zu ihm schicken können?"
„Dort steht gerade Samuel! Er gehört zur Dienerschaft des Kaufmanns. Wenn Sie es erlauben, kann ich ihm die Nachricht mitgeben."
„Natürlich erlauben wir es"
„He, Samuel, komm doch mal her! Die Herren wollen dir etwas mitteilen!"
Am Schanktisch hatte ein Neger gestanden, der sich um nichts, was um ihn vorging, zu kümmern schien. Jetzt kam er an unseren Tisch und grüßte etwas unbeholfen.
„Samuel," sprach Rolf ihn an, „Ich habe soeben vom Wirt gehört, daß dein Herr der Besitzer eines Motorbootes ist, das wir brennend auf dem Meer antrafen. Es ist vor unseren Augen untergegangen, ehe wir es erreichen konnten. Du kannst das deinem Herrn mitteilen."
„Samuel wird es bestellen! Samuel weiß, wer das Boot benutzt hat. Mann sicher ertrunken. Herren ihn nicht gesehen?"
„Wir haben die Umgebung abgesucht, aber niemand finden können. Die Insassen müssen vorher über Bord gesprungen sein."
„Es war nur ein Mann darin, der aber gut schwimmen konnte. Mann vielleicht verletzt worden und ertrunken deshalb. Samuel schnell seinem Herrn alles berichten wollen."
„Wenn dein Herr Näheres von uns wissen will, so sage ihm, daß wir mit der Jacht angekommen sind, die im Hafen liegt. Wir wollen morgen schon wieder weiter."
„Samuel alles bestellen werden," erwiderte der Neger, grüßte und verließ eilig das Lokal.
Der Wirt hatte seinen Platz hinter der Theke wieder eingenommen. Wir wurden nicht weiter beachtet.
„Hast du das Gesicht des Negers beobachtet, Rolf, als du davon sprachst, daß die Besatzung des Motorbootes von uns nicht gefunden worden ist?"
„Gewiß! Es ging wie ein Aufatmen oder Frohlocken über die Züge des Schwarzen. Es muß hier um Dinge gehen, die so wichtig oder so einträglich sind, daß ein Menschenleben keine Rolle spielt. Paß auf, wir werden
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