Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
fragte Crash.
    »Jäa«, fügte Abschaum hinzu.
    Schnapper rückte die zehnte Schachtel auf ihrem Stativ zurecht.
    »Habt ihr Jungs schon mal einen Ikonographen gesehen?«

    »Oh, ja… ich meine jäa«, erwiderte Jimbo. »In den Apparaten hocken
    kleine Dämonen, und sie malen Bilder von den Dingen, die sie durch die
    Linsen sehen.«
    »Dies ist so ähnlich, nur für Geräusche«, meinte Schnapper.
    Jimbo schielte am Deckel vorbei.
    »Kann überhaupt keinen Dämon da drin erkennen«, sagte er.
    »Weil die Schachtel keinen enthält.« Diese Tatsache beunruhigte
    Schnapper ein wenig. Er hätte sich besser gefühlt, wenn irgendeine Art
    von Magie im Spiel gewesen wäre. Etwas Einfaches, das man problemlos
    verstehen konnte. Es gefiel ihm nicht, daß er sich mit so komplizierten
    Dingen wie der Wissenschaft auseinandersetzen mußte.
    »Na schön, Lutsch…«, begann er.
    »Der Heimliche Stoff«, sagte Jimbo.
    »Wie bitte?«
    »Der Heimliche Stoff«, wiederholte Jimbo. »So lautet unser neuer Na-
    me.«
    »Warum habt ihr ihn geändert? Ihr seid kaum vierundzwanzig Stunden
    lang Lutsch gewesen.«
    »Ja, aber wir dachten, daß uns der Name festhält.«
    »Wie könnte er euch festhalten? Ihr bewegt euch doch gar nicht.«
    Schnapper sah die jungen Leute ernst an, schließlich zuckte er mit den
    Schultern. »Na schön. Wie auch immer ihr heißt… Ich möchte, daß ihr
    jetzt euer bestes Lied singt, fal s ihr überhaupt mehrere kennt, und zwar
    vor diesen Schachteln… Moment… wartet noch…«
    Schnapper wich in die entfernteste Ecke des Zimmers zurück und zog
    sich dort den Hut über beide Ohren.
    »Jetzt könnt ihr loslegen«, sagte er.
    Von Taubheit gesegnet, beobachtete er die Band, bis nach einigen Mi-
    nuten geringer werdende Bewegungen darauf hindeuteten: Was auch
    immer verübt worden war – es schien nun zu Ende zu sein.
    Er inspizierte die Schachteln. Die Drähte darin vibrierten ein wenig,
    doch es erklangen kaum Geräusche.
    Der Heimliche Stoff sah ihm über die Schulter.

    »Funktioniert es, Herr Schnapper?« fragte Jimbo.
    Schnapper schüttelte den Kopf.
    »Ihr Jungs habt eben nicht das, was nötig ist«, sagte er.
    »Was ist denn nötig, Herr Schnapper?«
    »Keine Ahnung.« Er sah die Enttäuschung in den jungen Gesichtern
    und fügte hinzu: »Ihr habt etwas, aber nicht viel davon.«
    »Äh… bedeutet das, wir dürfen nicht beim Gratis-Konzert spielen,
    Herr Schnapper?« erkundigte sich Crash.
    »Vielleicht doch.« Schnapper lächelte gutmütig.
    »Vielen Dank, Herr Schnapper!«
    Der Heimliche Stoff kehrte auf die Straße zurück.
    »Wir müssen uns verdammt anstrengen, wenn wir die Leute beim
    Konzert beeindrucken wol en«, sagte Crash.
    »Meinst du etwa, wir sol ten lernen, wie man Musik macht?« fragte Jimbo erschrocken.
    »Nein!« erwiderte Crash sofort. »Musik Mit Steinen Drin passiert ein-
    fach. Wenn man versucht, sie zu lernen, bringt man es nie zu was. Nein, ich meine…« Er sah sich um. »Zum Beispiel bessere Kleidung. Hast du
    dich um die Ledermäntel gekümmert, Noddy?«
    »In gewisser Weise.«
    »Was soll das heißen, in gewisser Weise?«
    »Nun, das Leder ist… Wißt ihr, ich habe der Gerberei in der Fleißigen
    Straße einen Besuch abgestattet, und dort gab’s tatsächlich Leder, al er-
    dings… riecht es ein wenig…«
    »Na schön, wir nehmen uns das Zeug heute abend vor. Was ist mit den
    Leopardenfel hosen, Abschaum?«
    In Abschaums Gesicht zeigte sich so etwas wie transzendentale Sorge.
    »Ich habe welche, sozusagen«, erwiderte er.
    »Entweder hast du welche, oder du hast keine«, meinte Crash.
    »Nun, sie sind…« Abschaum zögerte kurz. »Weißt du, ich konnte kei-
    nen Laden finden, der auch nur etwas davon gehört hat. Aber erinnerst du dich an den Zirkus von letzter Woche? Ich hab mit dem Burschen gesprochen, der einen Zylinder trug, ja, und es fiel mir nicht schwer, mich
    mit ihm zu einigen…«
    »Abschaum…«, sagte Crash langsam. »Was hast du gekauft?«
    »Sieh die Sache mal so«, entgegnete Abschaum fröhlich schwitzend.
    »Es sind Leopardenfel hosen und ein Leopardenfel hemd und ein Leopar-denfellhut.«
    »Du hast einen Leoparden gekauft, nicht wahr?« fragte Crash mit einer
    Mischung aus Resignation und Zorn.
    »So etwas in der Art, ja.«
    »Meine Güte…«
    »Eine Art gutes Geschäft für zwanzig Dollar«, verteidigte sich Ab-
    schaum. »Mit Leoparden gehen al e wichtigen Dinge in Ordnung, meinte
    der Mann.«
    »Warum hat er ihn verkauft?« erkundigte sich

Weitere Kostenlose Bücher