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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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aber…«
    QUIEK!
    Der Rabe plusterte sich auf.
    »Ich bin als Dolmetscher hier«, erklärte er.
    »Hat er ihn gefunden?« fragte Albert.
    Der Rattentod quiekte eine Zeitlang.
    »Er hat überal gesucht«, übersetzte der Rabe, »ohne eine Spur von ihm
    zu entdecken.«
    »Dann will er nicht gefunden werden«, stellte Albert fest. Er strich das
    Fett aus einer mit Totenschädelsymbolen geschmückten Pfanne. »Die
    Sache gefällt mir immer weniger.«
    QUIEK.
    »Die Ratte meint, das sei noch nicht das Schlimmste«, sagte der Rabe.
    »Die Ratte meint, du solltest hören, was seine Enkelin angestellt hat…«
    Die Ratte quiekte. Der Rabe sprach.
    »Ich wußte es!« platzte es aus Albert heraus. »Den Jungen retten !Sie hat überhaupt keine Ahnung! Na schön! Jetzt kümmere ich mich um die Sache. Der Herr glaubt also, er könnte sich einfach so aus dem Staub ma-
    chen, wie? Wohin er auch verschwunden ist – der alte Albert findet ihn!
    Was euch beide betrifft… Ihr wartet hier!«

    In Pseudopolis hingen bereits die Poster. Neuigkeiten reisten schnel ,
    erst recht, wenn T.M.S.I.D.R. Schnapper für die Pferde bezahlte…
    »Hallo, Pseudopolis!«
    Die Stadtwache mußte alarmiert und eine Kette von Eimerträgern zum
    Fluß gebildet werden. Asphalt hielt vor der Tür von Buddys Garderobe
    Wache, in der Hand eine Keule, in der ein Nagel steckte.

    Albert stand vor einer Spiegelscherbe im Schlafzimmer und kämmte sich
    energisch das Haar. Es war weiß. Besser gesagt, vor langer Zeit mochte

    es einmal weiß gewesen sein. Jetzt hatte es eine Farbe wie der Zeigefin-
    ger eines Nikotinsüchtigen.
    »Es ist meine Pflicht, jawohl«, brummte er. »Weiß gar nicht, wie er oh-
    ne mich zurechtkäme. O ja, er erinnert sich tatsächlich an die Zukunft,
    aber dauernd bringt er die Dinge durcheinander. Er denkt über ewige
    Wahrheiten und so nach, doch wer muß letztendlich alles in Ordnung
    bringen, hm? Der alte Albert.«
    Er betrachtete sein Spiegelbild.
    »Also gut!« sagte er.
    Unter dem Bett stand ein ramponierter Schuhkarton. Albert zog ihn
    vorsichtig heran und nahm den Deckel ab. Er war zur Hälfte mit Baum-
    wol e gefüllt, und darin, einem zerbrechlichen Ei gleich, ruhte eine Le-
    bensuhr.
    Sie trug den Namen Alberto Malich eingraviert.
    Der Sand darin war mitten im Rieseln erstarrt. Die obere Hälfte war
    fast leer.
    In Tods Domäne stand die Zeit still.
    Es gehörte zur Vereinbarung. Er arbeitete für Tod, ohne daß die Zeit
    verging – es sei denn, er kehrte in die Welt der Lebenden zurück.
    Ein Zettel lag neben dem Glas. Ganz oben darauf stand die Zahl 91,
    und ihr folgten 73… 68… 37… 19.
    Neunzehn!
    Wie dumm von ihm. Er hatte sein Leben stunden- und minutenweise
    verstreichen lassen, in letzter Zeit immer häufiger. Zum Beispiel die Sa-
    che mit dem Klempner. Und dann die Einkäufe. Dem Herrn gefiel es
    nicht, einkaufen zu gehen, weil man ihn nur selten bediente. Außerdem
    hatte Albert dann und wann Urlaub gemacht. Es gefiel ihm, die Sonne
    wiederzusehen, Wind und Regen zu spüren. Tod gab sich zwar alle Mü-
    he, aber er bekam es einfach nicht richtig hin. Das galt auch fürs Gemü-
    se: Die Produkte des Gartens schmeckten nicht wie gewachsen.
    Noch neunzehn Tage Leben. Genug für diese speziel e Aufgabe.
    Albert schob das Stundenglas in die Tasche, streifte sich den Mantel
    über und stapfte die Treppe hinunter.

    »Du«, sagte er und zielte mit dem Zeigefinger auf den Rattentod. »Du
    hast keine Spur von ihm gefunden? Es muß doch etwas geben. Konzen-
    trier dich.«
    QUIEK.
    »Was hat er gesagt?«
    »Er glaubt, sich an Sand zu erinnern.«
    »Sand«, wiederholte Albert. »Na, das ist doch schon was. Wir beginnen
    unsere Suche beim Sand.«
    QUIEK?
    »Wo auch immer Tod sich aufhält – er hinterläßt Abdrücke. Von Ein-
    drücken ganz zu schweigen.«

    Ein rhythmisches, schabendes Geräusch weckte Klippe. Im trüben Licht
    der Morgendämmerung zeichnete sich die Gestalt von Glod ab. Der
    Zwerg schwang einen Pinsel.
    »Was du da machst?«
    »Ich habe Asphalt gebeten, mir Farbe zu besorgen«, sagte Glod. »Diese
    Räume sind eine Schande.«
    Klippe stemmte sich auf den El enbogen hoch und ließ den Blick
    durchs Zimmer schweifen.
    »Wie du die Farbe des Bodens nennst?«
    »Nilgrün.«
    »Hübsch.«
    »Danke«, sagte Glod.
    »Auch die Gardinen sind nicht schlecht.«
    Die Tür schwang auf. Asphalt kam mit einem Tablett heran und trat
    die Tür hinter sich zu.
    »Oh, entschuldige.«
    »Schon gut«, erwiderte Glod. »Ich

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