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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Magengrube. Er taumelte
    zurück, tastete vergeblich nach Halt und fiel.
    In der Dunkelheit bekam er etwas zu fassen, das sich wie ein dünner
    Zweig anfühlte.
    Einige Sekunden lang hing er über dem Abgrund, bevor seine Füße
    Halt fanden. Es gelang ihm, mit der anderen Hand einen gesplitterten
    Zaunpfosten zu ergreifen.
    Er sah, wie die Kutsche ihre rasende Fahrt fortsetzte. Weiter vorn be-
    schrieb die Straße eine scharfe Kurve.
    Klatschmaul kniff die Augen zu und hielt sie geschlossen, bis der
    Schrei verklungen war, bis auch das Knirschen und Krachen aufhörte.
    Daraufhin hob er die Lider und beobachtete, wie ein brennendes Rad
    durch die Schlucht rollte.
    »Meine Güte«, sagte er. »Welch ein Glück, daß ich mich hier… an…
    etwas… festhalten… konnte…«
    Er hob den Blick. Und hob ihn noch etwas mehr.
    DA HAST DU VÖLLIG RECHT.

    Herr Clete setzte sich in den Trümmern der Kutsche auf. Um ihn herum
    loderten Flammen. Ich kann wirklich von Glück sagen, daß ich überlebt
    habe, dachte er.
    Eine dunkle Gestalt trat durchs Fenster und näherte sich.
    Clete musterte sie. An so etwas hatte er nie geglaubt. Er hatte nie an irgend etwas geglaubt. Aber wenn er an etwas geglaubt hätte… dann hätte er sich etwas Größeres vorgestel t.
    Er sah auf das hinab, was er für seinen Körper hielt. Der Leib erwies
    sich als durchsichtig und verblaßte immer mehr.
    »Na so was«, sagte Clete. »Hätt-hätt-hätt.«

    Die Gestalt im schwarzen Kapuzenmantel grinste und schwang ihre
    kleine Sense.
    SNH, SNH, SNH.

    Eine ganze Weile später kletterten Leute in die Schlucht hinab und ver-
    suchten, Cletes Reste vom übrigen Kram zu trennen. Viel war nicht von
    ihm übrig.
    Das eine oder andere Zeichen schien darauf hinzudeuten, daß er als
    Musiker in Ankh-Morpork gearbeitet und die Flucht ergriffen hatte…
    Oder war das eine Verwechslung? Wie dem auch sei: Jetzt lebte er nicht
    mehr. Oder?
    Niemand bemerkte gewisse andere Dinge, die sich im ausgetrockneten
    Flußbett sammelten. Ein Pferdeschädel lag zwischen den Felsen, außer-
    dem Federn und Glasperlen. Und eine Gitarre, wie ein Ei geplatzt. Es
    war kein Zusammenhang zwischen diesen Gegenständen festzustellen.

    Susanne öffnete die Augen. Wind strich ihr übers Gesicht. Rechts und
    links von ihr streckten sich fremde Arme nach vorn, stützten sie und
    hielten gleichzeitig die Zügel.
    Sie beugte sich vor. Tief unten zogen Wolken dahin.
    »Na schön«, sagte sie. »Und was passiert jetzt?«
    Tod schwieg einige Sekunden.
    DIE GESCHICHTE NEIGT DAZU, AUF DEN RICHTIGEN
    WEG ZURÜCKZUKEHREN. SIE REPARIERT SICH
    GEWISSERMASSEN SELBST. HIER UND DORT BLEIBEN
    VIELLEICHT EINIGE BEULEN ZURÜCK…
    MÖGLICHERWEISE ERINNERN SICH EINIGE LEUTE VAGE
    AN EIN KONZERT IM PARK. ABER DAS MACHT WEITER
    NICHTS. SIE ERINNERN SICH AN DINGE, DIE ÜBERHAUPT
    NICHT GESCHEHEN SIND.
    »Aber sie sind geschehen!«
    UND WENN SCHON.

    Susanne blickte auf die dunkle Landschaft hinab. An manchen Stel en
    verrieten Lichter Bauernhöfe und kleine Dörfer. Die dortigen Bewohner
    setzten ihr Leben fort, ohne sich um das zu kümmern, was weit oben
    flog. Susanne beneidete sie.
    »Nun, um nur ein Beispiel zu nennen…«, sagte sie.
    »Was passiert mit der Band?«
    OH, SIE KÖNNTE ÜBERALL SEIN. Tod sah auf Susannes Hinter-
    kopf. NIMM NUR DEN JUNGEN. VIELLEICHT HAT ER DIE
    GROSSE STADT VERLASSEN. VIELLEICHT SUCHT ER EINEN
    ANDEREN ORT AUF. STELL DIR VOR, DASS ER IRGENDWO
    ARBEITET, UM SICH SEINEN LEBENSUNTERHALT ZU
    VERDIENEN. VIELLEICHT WARTET ER AUF DEN
    RICHTIGEN AUGENBLICK. AUF DIE CHANCE, ETWAS AUS
    SEINEM LEBEN ZU MACHEN.
    »Aber er hätte sterben sol en, in der Geflickten Trommel !«
    NUR DANN, WENN ER SICH ZUM RICHTIGEN ZEITPUNKT
    IN IHR AUFHIELT. ABER VIELLEICHT HAT ER SIE GAR
    NICHT BESUCHT.
    »Bist du dazu imstande? Seine Existenz hätte enden sol en! Du hast doch gesagt, du kannst kein Leben schenken!«
    ICH NICHT. IM GEGENSATZ ZU DIR.
    »Wie meinst du das?«
    LEBEN KANN GETEILT WERDEN.
    »Aber jetzt ist er… weg. Und wahrscheinlich sehe ich ihn nie wieder.«
    DU WEISST, DASS DU IHM ERNEUT BEGEGNEST.
    »Woher willst du wissen, daß ich das weiß?«
    WEIL DU DICH AN ALLES ERINNERST. EBENSO WIE ICH.
    ABER DU BIST EIN MENSCH, UND DESHALB WIDERSETZT
    SICH DEIN GEIST, UM DEINER SELBST WILLEN. TROTZDEM
    DRINGT DAS EINE ODER ANDERE IN DEIN BEWUSSTSEIN.
    IN FORM VON TRÄUMEN UND VORAHNUNGEN. ODER VON
    GEFÜHLEN. MANCHE SCHATTEN SIND SO LANG, DASS SIE
    VOR DEM LICHT EINTREFFEN.

    »Ich fürchte,

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