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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ich verstehe kein einziges Wort.«
    NUN, EIN LANGER TAG LIEGT HINTER UNS.
    Unten zogen noch mehr Wolken dahin.
    »Großvater?«
    JA?
    »Bist du jetzt wieder im Dienst?«
    SO SCHEINT ES. DIE PFLICHT RUFT.
    »Dann brauche ich dich also nicht mehr zu vertreten? Ich bezweifle,
    daß ich dabei gute Arbeit geleistet habe.«
    JETZT KÜMMERE ICH MICH WIEDER UM ALLES.
    »Du… hast gegen viele Gesetze verstoßen…«
    VIELLEICHT SIND MANCHE NUR RICHTLINIEN.
    »Wie dem auch sei: Meine Eltern sind gestorben.«
    ICH HÄTTE IHNEN NICHT MEHR LEBEN GEBEN KÖNNEN,
    NUR UNSTERBLICHKEIT. SIE HIELTEN DEN PREIS FÜR ZU
    HOCH.
    »Ich glaube, ich… verstehe.«
    DU KANNST MICH NATÜRLICH JEDERZEIT BESUCHEN.
    »Danke.«
    BEI MIR FINDEST DU JEDERZEIT EIN HEIM. WENN DU
    MÖCHTEST.
    »Im Ernst?«
    DEIN ZIMMER BLEIBT GENAU SO, WIE DU ES
    ZURÜCKGELASSEN HAST.
    »Danke.«
    IN HEILLOSEM DURCHEINANDER.
    »Entschuldige.«
    MAN KANN DORT KAUM DEN BODEN SEHEN. DU
    HÄTTEST WENIGSTENS EIN BISSCHEN AUFRÄUMEN
    KÖNNEN.
    »Tut mir leid.«

    Unten schimmerten die Lichter von Quirm. Binky landete weich.
    Susannes Blick glitt zu den dunklen Gebäuden des Internats.
    »Bin ich… die ganze Zeit über hier gewesen?« fragte sie.
    JA. DIE GESCHICHTE DER VERGANGENEN TAGE IST…
    ANDERS. DU HAST BEI DEN PRÜFUNGEN GUT
    ABGESCHNITTEN.
    »Tatsächlich? Wer saß denn im Klassenzimmer?«
    DU.
    »Oh.« Susanne zuckte mit den Schultern. »Welche Note bekam ich in
    Logik?«
    EINE EINS.
    »Das ist al es? Ich habe stets eine Eins mit Auszeichnung bekommen!«
    DU HÄTTEST DICH GRÜNDLICHER MIT DEM STOFF
    BESCHÄFTIGEN SOLLEN.
    Tod schwang sich in den Sattel.
    »Einen Augenblick«, sagte Susanne rasch. Einige Worte lagen ihr auf
    der Zunge und verlangten, ausgesprochen zu werden.
    JA?
    »Du hast mehrmals darauf hingewiesen, daß sich… äh… die Welt än-
    dert, wenn man das Schicksal einer einzelnen Person beeinflußt.«
    MANCHMAL MUSS DIE WELT VERÄNDERT WERDEN.
    »Oh. Äh… Großvater?«
    JA?
    »Äh… die Schaukel…«, sagte Susanne. »Die im Obstgarten. Ich mei-
    ne… sie war gut. Ja, eine gute Schaukel.«
    WIRKLICH?
    »Wenn ich damals darüber gelacht habe… ich war einfach zu jung.«
    HAT SIE DIR TATSÄCHLICH GEFALLEN?
    »Sie hat… Stil. Bestimmt gibt es keine anderen Kinder, die jemals eine
    solche Schaukel benutzen konnten.«
    DANKE.

    »Aber… das alles ändert nichts, weißt du. Die Welt ist noch immer
    vol er dummer Leute. Sie verzichten darauf, ihr Gehirn zu benutzen. Sie
    scheinen überhaupt nicht klar denken zu wol en.«
    UND BEI DIR LIEGT DER FALL ANDERS?
    »Ich bemühe mich wenigstens. Zum Beispiel… wenn ich während der
    letzten Tage unterwegs war – wer liegt dann in meinem Bett?«
    ICH GLAUBE, DU BIST NUR NACH DRAUSSEN GEGANGEN,
    UM IM MONDSCHEIN SPAZIERENZUGEHEN.
    »Oh. Dann ist ja alles bestens.«
    Tod hüstelte.
    ÄH, WENN ICH DICH UM ETWAS BITTEN DÜRFTE…
    »Ja?«
    NUN, EIGENTLICH IST ES LÄCHERLICH, ABER…
    »Ich bin ganz Ohr.«
    HAST DU VIELLEICHT EINEN… ÄH… KUSS FÜR DEINEN
    GROSSVATER ÜBRIG?
    Susanne starrte ihn groß an.
    Das blaue Glühen in Tods Augen wurde schwächer und sog den Blick
    des Mädchens an. Susanne sah in die leeren Augenhöhlen, fühlte sich in
    die Schwärze dahinter gezogen…
    … in eine Dunkelheit ohne Grenzen. Es gab kein passendes Wort, um
    sie zu beschreiben. Selbst die Ewigkeit entsprach einer menschlichen Vorstel ung. Al ein daß ein Name existierte, deutete auf eine Länge hin,
    wenn auch auf eine ziemlich lange. Diese Finsternis dagegen war dort,
    wo die Ewigkeit aufgab. Sie existierte da, wo Tod lebte. Allein.
    Susanne hob die Arme, zog den Kopf ihres Großvaters nach unten
    und küßte ihn auf den Kopf. Er war glatt und elfenbeinweiß wie eine
    Billardkugel.
    Sie drehte sich um und sah wieder zu den dunklen Gebäuden, um ihre
    Verlegenheit zu verbergen.
    »Hoffentlich habe ich daran gedacht, ein Fenster offenzulassen.«

    Eine Sache beschäftigte sie immer noch. Sie mußte Bescheid wissen,
    auch wenn es sie ärgerte, danach zu fragen. »Äh, die Leute, die ich…
    äh… kennengelernt habe… sehe ich sie jemals wieder…?«
    Sie wandte sich um, doch hinter ihr stand niemand. Sie sah nur zwei
    Hufabdrücke auf dem Kopfsteinpflaster und beobachtete, wie das Glü-
    hen verschwand.
    Al e Fenster waren geschlossen. Susanne trat zur Tür und ging im
    Dunkeln die Treppe hoch.
    »Susanne!«
    Das Mädchen spürte, wie es aus einem Reflex heraus unsichtbar zu
    werden begann. Es unterdrückte die

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