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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wie Verstehen huschte über Buddys Gesicht.
    »So wie der Schneevater den Geist des Winterfestes symbolisiert?«
    fragte er.
    »Ja. Nun…« Susanne suchte nach den richtigen Worten. »Ich bin in
    dieser Branche tätig. Details sind unwichtig.«
    »Soll das heißen, du bist kein Mensch?«
    »O doch. Aber ich… erfülle eine Pflicht. Stell dir ruhig vor, ich wäre
    eine Muse – schaden kann’s nicht. Ich bin gekommen, um dich zu war-
    nen.«
    »Eine Muse für Musik Mit Steinen Drin?«
    »Nein, eigentlich nicht. Hör jetzt endlich zu… He, ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Keine Ahnung.«
    »Du siehst ziemlich mitgenommen aus. Die Musik ist gefährlich…«

    Buddy zuckte mit den Achseln. »Oh, du meinst sicher die Musikergilde.
    Herr Schnapper sagte, deshalb brauchten wir uns keine Sorgen zu ma-
    chen. Morgen verlassen wir die Stadt und…«
    Susanne trat vor und griff nach der Gitarre.
    »Ich meine das hier!«
    Die Saiten bewegten sich und jaulten.
    »Rühr die Gitarre nicht an!«
    »Sie hat dich übernommen«, erwiderte Susanne und warf das Instru-
    ment aufs Bett. Buddy hob es schnell auf und spielte einen Akkord.
    »Ich weiß, was du sagen willst«, murmelte er. »Alle sagen es. Auch
    Glod und Klippe glauben, die Gitarre sei böse. Aber sie irren sich!«
    »Vielleicht ist sie nicht in dem Sinne böse, aber sie stellt zweifellos eine Gefahr für dich dar.«
    »Ich werde damit fertig.«
    »Die Gitarre wird mit dir fertig.«
    »Wer bist du, daß du es wagst, solche Worte an mich zu richten? Eine
    Zahnfee hat mir keine Vorschriften zu machen!«
    »Früher oder später bringt das Ding dich um! Da bin ich ganz sicher!«
    »Soll ich aufhören zu spielen?«
    Susanne zögerte. »Nun, nicht unbedingt. Wenn du aufhörst…«
    »Eins weiß ich: Ich brauche keinen mysteriösen, okkulten Frauen zu-
    zuhören! Wahrscheinlich existierst du nicht einmal! Ich schlage vor, du
    fliegst jetzt zu deinem magischen Schloß zurück, in Ordnung?«
    Susanne reagierte mit vorübergehender Sprachlosigkeit. Sie hatte sich
    längst damit abgefunden, daß ein großer Teil der Menschheit – vor al em
    jene Individuen, die sich morgens rasierten – hoffnungslos verblödet
    war. Trotzdem fühlte sie sich beleidigt. Niemand durfte es wagen, so mit
    dem Tod zu reden. Zumindest nicht lange.
    »Na schön.« Sie streckte die Hand aus und berührte Buddy am Arm.
    »Irgendwann siehst du mich wieder, al erdings unter Umständen, die dir
    nicht sonderlich gefallen werden. Und weißt du, warum? Ich will’s dir
    sagen. Zufälligerweise bin ich…«

    Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich. Sie bekam den seltsamen Ein-
    druck, nach hinten zu fal en, während sie völ ig still stand. Das Zimmer
    glitt an ihr vorbei in die Finsternis und drehte sich um Buddys entsetzte
    Miene.
    Die Dunkelheit explodierte, dann wurde es hel .
    Kerzen flackerten.

    Buddy tastete mit der Hand nach der Stelle, an der er eben noch Susanne
    gesehen hatte.
    »Wo bist du? Wohin bist du verschwunden? Wer bist du?«

    Klippe sah sich um.
    »Ich dachte, ich etwas gehört hätte«, brummte er. »He, einige der Mu-
    sikinstrumente waren sehr ungew…«
    »Ja, ich weiß«, sagte Glod. »Schade, daß ich nicht die Rattenflöte aus-
    probiert habe. Ich bin hungrig.«
    »Ich meine, es sich handelt um mythi…«
    »Ja.«
    »Und wieso sie sich jetzt befinden in einem Laden für gebrauchte Mu-
    sikinstrumente?«
    »Hast du deine Steine nie verpfändet?«
    »O doch«, erwiderte Klippe. »Das al e Musiker machen, früher oder
    später. Manchmal nur dadurch bekommt man die nächste Mahlzeit.«
    »Na bitte. Du hast es selbst gesagt. Irgendwann trifft es jeden Musiker,
    früher oder später.«
    »Ja, aber Buddys Gitarre…sie markiert ist mit der Nummer Eins… «
    »Ja.«
    Glod blickte zu einem Straßenschild hoch.
    »Die Straße Schlauer Kunsthandwerker. Hier sind wir richtig. Sieh nur:
    Viele Werkstätten sind noch immer geöffnet, selbst um diese Zeit.« Er
    rückte den Sack zurecht. Etwas klackte darin. »Du nimmst dir die eine
    Seite vor, ich die andere.«

    »Ja, in Ordnung. Aber… ich meine, die Nummer Eins. Selbst das Tri-
    tonshorn die Nummer Zweiundfünfzig trug. Wem die Gitarre gehörte?«
    »Keine Ahnung«, entgegnete Glod und klopfte an die erste Tür. »Ich
    hoffe nur, daß der Eigentümer nicht kommt und sie zurückverlangt.«

    »Und das ist der Ritus von AshkEnte«, sagte Ridcully. »Eigentlich ganz
    einfach. Man muß nur darauf achten, ein frisches Ei zu nehmen.«
    Susanne

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