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Rom - Band II

Rom - Band II

Titel: Rom - Band II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , A. Berger
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Zerstörung des Papsttums vollziehen mußte. Seine letzte Berechnung, um die Stütze der Jesuiten wieder zu erobern, bestand also darin, daß er von seinen Vertrauten verbreiten ließ, er werde nicht allein das Prinzip der weltlichen Herrschaft unversehrt erhalten, sondern er verpflichte sich auch, diese Herrschaft wieder zu erwerben. Er hatte einen Plan, den man sich ins Ohr flüsterte – einen trotz scheinbarer Zugeständnisse zu sicherem Sieg führenden, in seinen Ergebnissen niederschmetternden Plan. Er wollte aufhören, den Katholiken das Abstimmen und Kanditiren zu verbieten, zuerst hundert, dann zweihundert, dann dreihundert Mitglieder in die Kammer entsenden, hierauf die savoyische Monarchie umstoßen und eine Art riesiger Föderation der italienischen Provinzen errichten, deren erhabener und höchster Präsident der wieder in den Besitz Roms getretene heilige Vater sein würde.
    Als Prada zu Ende war, begann er abermals zu lachen, indem er seine weißen Zähne zeigte, die so wenig dazu beschaffen waren, die Beute loszulassen.
    »Sie sehen, wir müssen uns wohl verteidigen, denn er gedenkt uns hinauszuwerfen. Glücklicherweise gibt es bei allen solchen Dingen kleine Hindernisse. Aber solche Träume üben nichtsdestoweniger eine ungeheure Wirkung auf gewisse überreizte Gehirne, wie zum Beispiel das des Santobono. Sehen Sie, das ist einer, den Sanguinetti mit einem Worte, wenn er wollte, sehr weit führen könnte ... Ah, er hat gute Beine! Sehen Sie doch da hinauf! Er ist schon bei dem kleinen Palast des Kardinals angelangt, er tritt ein – jene ganz weiße Villa dort mit den gemeißelten Balkonen.«
    In der That erblickte man den kleinen Palast, eines der ersten Häuser von Frascati; es war ein modernes Gebäude im Renaissancestil, dessen Fenster auf die Unendlichkeit der römischen Campagna hinausgingen.
    Es war elf Uhr, und da Pierre sich von dem Grafen verabschiedete, um selbst hinaufzugehen und seinen Besuch abzustatten, hielt dieser einen Augenblick seine Hand in der seinen fest.
    »Wissen Sie, wenn Sie sehr nett wären, so würden Sie mit mir frühstücken ... Wollen Sie? Suchen Sie mich, sobald Sie frei sind, in dem Restaurant, dort, mit der rosa Fassade auf. Ich werde in einer Stunde meine Geschäfte geregelt haben und entzückt sein, wenn ich nicht allein essen muß.«
    Anfangs weigerte, wehrte sich Pierre, aber er besaß gar keine mögliche Ausrede und mußte sich endlich, wider Willen, von dem wirklichen Zauber Pradas gewonnen, ergeben. Sobald sie sich getrennt hatten, brauchte er nur eine Straße zu durchschreiten, um vor der Thür des Kardinals anzulangen. Der letztere war sehr leicht zugänglich, teils aus natürlichem Mitteilsamkeitsbedürfnis, teils auch aus Berechnung, um den Populären zu spielen. Besonders in Frascati öffnete sich seine Thür weit, sogar vor der einfachsten Sutane. Der junge Priester wurde daher sofort vorgelassen; er war über diesen Empfang ein wenig erstaunt, da er sich der schlechten Laune des Bedienten in Rom entsann, der ihm von der Reise abgeraten, weil Seine Eminenz nicht gern gestört werden wollte, wenn er leidend war. In Wirklichkeit war nicht die Rede von Krankheit, denn alles in dieser behaglichen, von Sonnenlicht überfluteten Villa lächelte und glänzte. Der Wartesalon, in dem man ihn allein gelassen hatte, war mit schrecklichen, roten Sammetmöbeln ausgestattet und besaß weder Luxus noch Bequemlichkeit, aber er wurde von dem schönsten Licht der Welt erhellt und ging auf diese außerordentliche, so kahle, so flache Campagna hinaus, die in der fortwährenden Fata Morgana der Vergangenheit eine traumhafte Schönheit ohne gleichen besaß. Darum stellte er sich auch, während er auf das Vorgelassenwerden wartete, an eines der weit offenen, auf einen Balkon gehenden Fenster und versenkte den Blick in das endlose Meer der Wiesen, bis zu dem in der Ferne weiß schimmernden Rom, das der Dom von S. Peter – ein kleiner, funkelnder Fleck, kaum so groß wie der Nagel des kleinen Fingers – ganz beherrschte.
    Er war kaum dorthin getreten, als das Geräusch eines Gespräches, dessen einzelne Worte ganz deutlich bis zu ihm drangen, ihn überraschte. Er beugte sich vor und begriff zuletzt, daß es Seine Eminenz selbst sei, der, auf dem Nebenbalkon stehend, mit einem Priester sprach, von dem er nur die Sutane sah. Uebrigens hatte er sofort Santobono erkannt. Seine erste Bewegung war, sich aus Diskretion zurückzuziehen, aber dann hielten ihn die Worte, die er hörte,

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