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Rom - Band II

Rom - Band II

Titel: Rom - Band II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , A. Berger
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besaß, daß der Präfekt der Propaganda nicht die geringste Entscheidung traf, ohne seine Meinung zu hören?
    »Setzen Sie sich einen Augenblick, Herr Abbé. Sie kommen also zu mir auf Besuch, Sie haben eine Bitte an mich zu stellen.«
    Und während er sich anschickte, zuzuhören, blätterte er mit seinen mageren Fingern in den vor ihm angehäuften Akten; er warf einen Blick auf jedes Stück, wie ein General, ein Taktiker von tiefer Gelehrsamkeit, dessen Heer sich in der Ferne befindet und das er aus der Tiefe seines Arbeitszimmers zum Siege führt, ohne je eine Minute zu verlieren.
    Pierre, ein wenig befangen, weil er den selbstsüchtigen Zweck seines Besuches so klar formulirt sah, entschloß sich, der Sache ein rasches Ende zu machen.
    »In der That, ich erlaube mir, zu Eurer Eminenz zu kommen, um von Eurer Eminenz hohen Weisheit Rat zu erbitten. Eurer Eminenz ist es nicht unbekannt, daß ich in Rom bin, um mein Buch zu verteidigen. Ich würde sehr glücklich sein, wenn Eure Eminenz mich leiten, mir mit Dero Erfahrung beistehen wollten.«
    Er erzählte mit kurzen Worten, wie die Angelegenheit stand und verteidigte sich. Aber so wie er weiter sprach, sah er, daß der Kardinal das Interesse an der Sache verlor, an etwas anderes dachte und ihn nicht mehr verstand.
    »Ach ja, Sie haben ein Buch geschrieben – es war einmal abends bei Donna Serafina die Rede davon ... Das ist unrecht, ein Priester soll nichts schreiben. Wozu? ... Und wenn die Indexkongregation es verfolgt, so hat sie gewiß recht. Was kann ich dabei thun? Ich bin kein Mitglied der Kongregation. Ich weiß nichts, gar nichts.«
    Pierre, über diese Verschlossenheit, diese Gleichgiltigkeit verzweifelt, bemühte sich vergebens, ihn aufzuklären, zu rühren. Er bemerkte, daß dieser Geist, der in dem Gebiete, auf dem er sich seit vierzig Jahren bewegte, so ausgedehnt und scharfsinnig war, sich verstopfte, sobald man ihn aus seiner besonderen Thätigkeit herausführte. Er war weder wißbegierig noch geschmeidig. Aus den Augen des Kardinals schwand vollends jeder Lebensfunke, der Schädel schien sich noch mehr zusammen zu drücken, die ganze Physiognomie nahm ein düster albernes Aussehen an.
    »Ich weiß nichts, ich vermag nichts,« wiederholte er. »Ich empfehle nie jemand.«
    Dennoch machte er eine Anstrengung über sich.
    »Aber Nani steckt ja dahinter. Was rät Ihnen Nani?«
    »Monsignore Nani war so liebenswürdig, mir den Namen des Berichterstatters, Monsignore Fornaro, zu nennen. Er ließ mir gleichzeitig sagen, daß ich ihn besuchen möge.«
    Der Kardinal schien überrascht zu sein und gleichsam zu erwachen. In seine Augen kehrte wieder etwas Glanz zurück.
    »Ah, wirklich, wirklich! ... Nun, wenn Nani das gethan hat, so hat er eben eine Idee ... Besuchen Sie Monsignore Fornaro.«
    Er hatte sich aus seinem Lehnstuhl erhoben und verabschiedete den Besucher, der sich mit einer tiefen Verbeugung bedanken mußte. Uebrigens setzte sich der Kardinal, ohne ihn bis zur Thür zu geleiten, sofort wieder nieder und in dem toten Gemach war nichts mehr zu hören, als das leichte, trockene Geräusch seiner knochigen, in den Akten blätternden Finger.
    Pierre folgte gehorsam dem Rate. Er beschloß auf dem Rückweg in die Via Giulia über die Piazza Navona zu gehen. Aber in der Wohnung Monsignore Fornaros sagte ihm ein Diener, daß sein Herr eben ausgegangen sei und daß er, um ihn anzutreffen, frühzeitig, gegen zehn Uhr, vorsprechen müßte. Er konnte also erst am nächsten Vormittag empfangen werden. Vorher hatte er Sorge getragen, Erkundigungen über den Prälaten einzuziehen und wußte nun das Notwendige über ihn: er war in Neapel geboren, hatte seine Studien bei den Barnabitenvätern dieser Stadt begonnen, in Rom, im Seminar fortgesetzt und war endlich lange Zeit Professor an der gregorianischen Universität gewesen. Dermalen war Monsignore Fornaro Rat mehrerer Kongregationen, Kanonikus von S. Maria Maggiore, wurde von dem unmittelbaren Ehrgeiz verzehrt, das Kanonikat von St. Peter zu erlangen und hegte den fernen Traum, eines Tages Sekretär des Konsistoriums zu werden – ein Amt, das zur Kardinalswürde, zum Purpur führte. Ein bedeutender Theologe, setzte er sich nur dem einzigen Vorwurf aus, daß er manchmal der Literatur opfere; er schrieb nämlich für religiöse Revuen Artikel, die er so klug war, nicht zu zeichnen. Er galt auch für sehr weltlich.
    Sobald Pierre seine Karte abgegeben hatte, wurde er empfangen und vielleicht wäre ihm der Verdacht

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