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Rom - Band III

Rom - Band III

Titel: Rom - Band III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , A. Berger
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die sich, bei all ihrer Verzweiflung tapfer und thätig, nicht niedergelegt hatte, und erzählte ihm die Ereignisse der Nacht und des Morgens. Aus prüdem Respekt vor dem Anstand hatte Donna Serafina einen neuen Versuch gemacht, um die beiden Leichen von einander trennen zu lassen. Dieses nackte Weib, das im Tode so fest den ebenfalls entkleideten Mann umschlang, verletzte ihre ganze Schamhaftigkeit. Aber es war keine Zeit mehr dazu; die Todesstarre war eingetreten, und was nicht im ersten Augenblick gethan worden war, konnte ohne eine furchtbare Entweihung nicht mehr geschehen. Ihr Liebesband war so mächtig, daß man, um sie von einander zu lösen, ihnen das Fleisch hätte abreißen, die Glieder zerbrechen müssen. Und der Kardinal, der bereits einmal nicht gestattet hatte, ihren Schlummer, ihren Ewigkeitsbund zu stören, hatte sich beinahe mit seiner Schwester gezankt. Unter seinem Priesterkleide fand er sich als Sohn seiner Rasse wieder, stolz auf die Leidenschaften von einst, die schönen, heftigen Liebschaften, die schönen Dolchstiche. Wenn die Familie zwei Päpste, große Feldherrn aufzähle, so hätten sie auch große Liebende verherrlicht, sagte er. Niemals würde er diese beiden Kinder anrühren lassen, die in ihrem Schmerzensleben so rein gewesen, die das Grab allein vereinigt hatte. Er war Herr in seinem Palaste. Man würde sie in dasselbe Schweißtuch einhüllen, in denselben Sarg einschließen. Die religiöse Feier würde zu S. Carlo stattfinden, in der benachbarten Kirche, deren Kardinalstitel er besaß, wo er ebenfalls der Herr war. Wenn es sein müßte, würde er bis zum Papst gehen. Und so gewaltig war sein so laut ausgesprochener Wunsch, daß alles im Hause sich ihm beugen mußte, ohne sich eine Geberde oder einen Laut zu erlauben.
    Nun hatte sich Donna Serafina mit der letzten Toilette der Toten beschäftigt. Der Sitte gemäß, war die Dienerschaft dabei anwesend; Victorine, als die älteste und geliebteste Dienerin, hatte der Familie geholfen. Man hatte sich damit begnügen müssen, die beiden Liebenden zuerst in das aufgelöste Haar Benedettas, dieses duftende, dichte, lange, einem königlichen Mantel gleichende Haar zu hüllen; dann hatte man sie mit demselben weißseidenen, unter dem Halse zusammengezogenen Leichentuch bekleidet, das aus ihnen im Tode ein einziges Wesen machte. Nun hatte der Kardinal von neuem gefordert, daß man sie in seine Gemächer hinabtrage und in der Mitte des Thronsaales auf ein Paradebett lege, damit ihnen als den letzten des Namens, den zwei tragischen Verlobten, mit denen der einst so aufsehenerregende Ruhm der Boccanera in die Erde zurückkehrte, die letzte Huldigung erwiesen werde. Uebrigens hatte sich Donna Serafina diesem Plan sofort untergeordnet; denn sie hielt es für wenig anständig, daß man ihre Nichte, selbst als Tote, in diesem Zimmer, auf dem Bette eines jungen Mannes erblicke. Die hergerichtete Darstellung der Vorgänge war bereits im Umlauf; man erzählte sich von dem plötzlichen Absterben Darios, den ein ansteckendes Fieber in wenigen Stunden weggerafft, von dem wahnsinnigen Schmerz Benedettas, die auf seiner Leiche verschieden sei, indem sie ihn ein letztesmal in die Arme drückte, von den königlichen Ehren, die man ihnen erwies, von der schönen Totenhochzeit, die man ihnen bereitete, während sie beide auf demselben ewigen Ruhebette lagen. Ganz Rom, von dieser Geschichte von Liebe und Tod erschüttert, würde vierzehn Tage lang von nichts anderem sprechen.
    In der Eile, die Pierre hatte, diese Unglücksstadt zu verlassen, wo er die letzten Fetzen seines Glaubens lassen mußte, wäre er am liebsten noch am selben Abend nach Frankreich abgereist; aber er wollte die Beisetzung abwarten und hatte daher seine Reise auf den nächsten Abend verschoben. Den ganzen Tag würde er noch hier, in diesem zusammenbrechenden Palaste, bei dieser Toten zubringen, die er geliebt hatte, und sich bemühen, für sie Gebete in der Tiefe seines leeren, zermalmten Herzens wiederzufinden.
    Als er in das erste Stockwerk hinabgestiegen war und vor den Empfangsräumen des Kardinals stand, kam ihm die Erinnerung an den ersten Tag, da er hier erschienen war. Er empfing denselben Eindruck eines einstigen, nun abgenützten und vom Staube der Vergangenheit bedeckten fürstlichen Prunkes. Die Thüren der drei ungeheuren Vorzimmer standen weit offen, und die Säle mit ihren hohen, dunklen Decken waren infolge der frühen Morgenstunde noch leer. Im ersten, im Bedientensaal,

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