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Rom - Band III

Rom - Band III

Titel: Rom - Band III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , A. Berger
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Persönlichkeit einherzuschreiten; nur im Hinblick auf den fortwährend bevorstehenden, für unvermeidlich gehaltenen Krieg leiden wir derzeit so grausam unter den zermalmenden Budgets einer großen Nation. Ach, dieser Krieg, der nicht gekommen ist, hat unser bestes Blut, Mark und Gold aufgezehrt, ohne daß wir irgend welchen Nutzen davon hatten! Heute bleibt uns nichts mehr übrig, als mit einem Verbündeten zu brechen, der mit unserer Hoffart gespielt hat, ohne uns je in etwas zu nützen, ohne daß wir von ihm je etwas anderes erhielten als Mißtrauen und unheilvolle Ratschläge ... Aber all das war unvermeidlich und das will man in Frankreich nicht zugeben. Ich kann frei darüber sprechen, denn ich bin ein erklärter Freund Frankreichs; man grollt mir sogar deswegen. Erklären Sie also Ihren Landsleuten, die eigensinnig nicht begreifen wollen, daß wir am Tage nach der Eroberung Roms, in dem rasenden Verlangen, unsern einstigen Rang wieder einzunehmen, unsere Rolle in Europa spielen, uns als eine Macht bethätigen mußten, mit der man fortan zu rechnen hätte. Ein Zögern war nicht erlaubt; alle unsere Interessen schienen uns Deutschland zuzutreiben; das drängte sich mit blendender Gewißheit auf. Das harte Gesetz des Kampfes ums Leben lastet auf den Völkern ebenso verhängnisvoll wie auf den Individuen; das erklärt, das rechtfertigt den Bruch der beiden Schwestern, das Vergessen so vieler gemeinsamer Bande, der Rasse, der Handelsbeziehungen, ja sogar der geleisteten Dienste ... Zwei Schwestern! Ja, und jetzt zerreißen sie, jetzt verfolgen sie einander mit solchem Haß, daß auf beiden Seiten alle gesunde Vernunft abhanden gekommen zu sein scheint; mein armes, altes Herz blutet vor Schmerz, wenn ich die Artikel lese, die eure und unsere Zeitungen wie vergiftete Pfeile mit einander tauschen. Wann wird denn dieses brudermörderische Gemetzel enden? Wer von den beiden wird zuerst begreifen, wie notwendig der Frieden, das Bündnis der lateinischen Rassen ist, wenn sie inmitten der immer höher steigenden Wut der anderen Rassen am Leben bleiben wollen?«
    Und mit der Gutmütigkeit des vom Alter entwaffneten Helden, der sich in die Träume geflüchtet hat, fügte er heiter hinzu:
    »Hören Sie, mein lieber Herr Froment, Sie müssen mir versprechen, uns zu helfen, sobald Sie nach Paris zurückkehren. Schwören Sie mir, daß Sie in Ihrem Arbeitsfelde, wie klein es auch sein mag, für den Frieden zwischen Frankreich und Italien wirken werden. Denn es gibt keine heiligere Arbeit. Sie haben drei Monate unter uns gelebt, Sie können sagen, was Sie gesehen, was Sie gehört haben. O, thun Sie das ganz offen! Wenn wir unrecht haben, so habt ihr es sicherlich auch. Ei Teufel, Familienzwistigkeiten können ja nicht ewig dauern!«
    »Gewiß,« antwortete Pierre befangen. »Leider sind sie gerade die zähesten. In der Familie, wenn das Blut sich gegen das eigene Blut erbittert, kommt es bis zu Messer und Gift. Dort ist ein Verzeihen nicht möglich.«
    Er wagte nicht, seinen ganzen Gedanken auszusprechen. Seit er in Rom war, seit er hörte und urteilte, faßte sich ihm dieser Streit zwischen Frankreich und Italien zu einem schönen, tragischen Märchen zusammen. Es gab einmal zwei Prinzessinnen, die eine mächtige Königin, die Herrin der Welt, geboren hatte. Die ältere, die von der Mutter das Reich geerbt hatte, sah zu ihrem geheimen Kummer, daß die jüngere, die sich in einem benachbarten Lande niedergelassen, nach und nach an Reichtum, Kraft und Glanz zunahm, während sie selbst, gleichsam vom Alter geschwächt, zerstückelt, abnahm und so erschöpft, so zerbröckelt war, daß sie an dem Tage, da sie eine letzte Anstrengung machte, um die Weltherrschaft wieder zu erobern, sich geschlagen sah. Was für eine Bitterkeit, was für eine immerwährend offene Wunde war es für sie, da sie mit ansehen mußte, wie ihre Schwester sich von den schrecklichen Erschütterungen erholte, ihre blendende Pracht wieder gewann und durch ihre Kraft, ihre Anmut und ihren Geist über die Erde herrschte! Das würde sie nie verzeihen, mochte diese beneidete und gehaßte Schwester welche Haltung immer gegen sie einnehmen. Das war die unheilbare Wunde in ihrer Brust; das Leben der einen wurde durch das Leben der andern vergiftet, und dieser Haß des alten Blutes gegen das junge Blut würde sich erst mit dem Tode beruhigen. Vielleicht würde die ältere Schwester sogar an dem nahen Tage, da Friede zwischen ihnen entstünde, angesichts des

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