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Rom - Band III

Rom - Band III

Titel: Rom - Band III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , A. Berger
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reißen sollten, um ihre befreite, zu einer einzigen Familie vereinte Menschheit darin unterzubringen! Das war die Krone von allem; nie würde es einen phantastischeren Beweis für das hoffärtige, herrschsüchtige Blut geben, das die Adern dieser Rasse verbrannt hat, seit Augustus ihr das Erbe seines unumschränkten Reiches und zugleich die wütende Anlage zu dem Glauben hinterließ, daß die Welt ihr gesetzlich gehöre und daß sie stets die Mission habe, sie wieder zu erobern. Das kam aus dem Boden selbst, das war ein Saft, der alle Kinder dieses historischen Humus berauscht hat, der alle antrieb, aus ihrer Stadt die einzige Stadt, diejenige zu machen, die regiert hat, die strahlend zu den von den Orakeln geweissagten Zeiten regieren wird. Und Pierre entsann sich der vier päpstlichen Buchstaben, des S. P. G. R. des alten, glorreichen Rom, das er überall in dem gegenwärtigen Rom wiedergefunden hatte. Es stand wie ein dem Schicksal erteilter Befehl, endgiltig zu siegen, auf allen Mauern, allen Abzeichen, bis zu den Schubkarren des städtischen Wegeamtes, die des Morgens den Kehricht fortführten. Pierre begriff nun die seltsame Eitelkeit dieser von der Größe der Ahnen verfolgten, von der Vergangenheit ihres Rom hypnotisirten Leute, mit der sie erklären, daß es alles in sich schließt, daß sie selbst nicht dahin gelangen, es kennen zu lernen, daß es die Sphinx ist, die eines Tages die Erklärung des Weltalls zu geben haben wird. Es ist so groß und so edel, daß alles darin größer und edler wird, daß sie in dieser lebhaften Illusion der Legende, in der es lebt, dieser unentwirrbaren Verwirrung von all dem, was groß hätte sein können und all dem, was nicht mehr groß ist, zuletzt von der ganzen Erde diese abgöttische Ehrfurcht von Rom verlangen.
    »Aber ich kenne Dein viertes Rom,« fuhr Orlando, wieder heiter werdend, fort. »Es ist das Rom des Volkes, die Hauptstadt der allgemeinen Republik, von der schon Mazzini träumte. Freilich fügte er den Papst hinzu ... Siehst Du, mein Junge, wenn wir, die alten Republikaner, uns rallirt haben, so kam das daher, weil wir besorgten, das Land im Revolutionsfall in die Hände der gefährlichen Narren fallen zu sehen, die Dir den Kopf verdrehten. Meiner Treu, so haben wir uns in unsere Monarchie ergeben, die sich von einer guten, parlamentarischen Republik nicht merklich unterscheidet ... Nun, auf Wiedersehen. Sei vernünftig, denk daran, daß Deine arme Mutter stürbe, wenn Dir etwas zustieße ... Komm her, ich will Dir trotzdem einen Kuß geben.«
    Angiolo errötete bei dem liebevollen Kuß des Helden wie ein junges Mädchen. Dann, nachdem er den Priester höflich mit einer Kopfbewegung begrüßt hatte, ohne ein Wort hinzuzufügen, entfernte er sich mit seiner sanften Miene, der Miene eines wachen Träumers. Ein Schweigen entstand. Da die Blicke des alten Orlando auf die auf dem Tische zerstreut liegenden Zeitungen gefallen waren, sprach er wieder von dem schrecklichen Trauerfall im Palast Boccanera. Ach, diese Benedetta, die er in den traurigen Tagen, da sie bei ihm wohnte, wie eine teure Tochter angebetet hatte! Was für ein blitzähnlicher Tod, was für ein tragisches Los, so von dem Tode des Mannes, den sie liebte, hinweggerafft zu werden! Und da ihm die Erzählungen der Zeitungen sonderbar vorkamen, da das Dunkle, was er da herausfühlte, ihn schmerzte und quälte, fragte er gerade nach näheren Einzelheiten, als sein Sohn Prada plötzlich, vom zu raschen Treppensteigen atemlos, eintrat. Sein Gesicht war von Unruhe verzerrt. Er hatte seine Bauunternehmer soeben mit ungeduldiger Rohheit fortgeschickt, ohne auf die ernste Lage, auf sein gefährdetes, dem Zusammenbrechen nahes Vermögen Rücksicht zu nehmen; er erlag einem solchen Verlangen, oben, bei seinem Vater zu sein, daß er ihnen nicht einmal zuhörte und sich nicht darum kümmerte, ob das Haus über seinem Kopf zusammenbrechen würde. Und als er oben, bei dem Greise war, galt sein erster, angstvoller Blick seinem Gesichte, um sich zu überzeugen, ob der Priester ihn nicht durch ein unvorsichtiges Wort zu Tode getroffen hätte.
    Er erbebte, als er sah, daß der Greis über das schreckliche Ereignis, von dem er sprach, zu Thränen gerührt war und zitterte. Einen Augenblick glaubte er, daß er zu spät komme, daß das Unheil schon geschehen sei.
    »O Gott, Vater, was fehlt Ihnen? Warum weinen Sie?«
    Und er warf sich zu seinen Füßen nieder, ergriff knieend seine Hände und sah ihn leidenschaftlich,

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