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Rom - Band III

Rom - Band III

Titel: Rom - Band III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , A. Berger
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augenscheinlichen Triumphes der jüngeren im tiefsten Herzen den endlosen Schmerz bewahren, daß sie die ältere und die Vasallin sei.
    »Auf jeden Fall zählen Sie auf mich,« fuhr Pierre liebreich fort. »Dieser wütende Streit der zwei Völker ist in der That ein großer Schmerz, eine große Gefahr ... Aber ich werde nichts über euch sagen als das, was ich für die Wahrheit halte. Ich bin nicht im stande, etwas anderes zu sagen. Aber ich fürchte sehr, daß ihr sie nicht liebt, daß ihr weder durch euer Temperament noch durch die Gewohnheit auf sie vorbereitet seid. Die Dichter aller Nationen, die herkamen und mit der überlieferten Begeisterung ihrer klassischen Bildung über Rom sprachen, haben euch mit solchem Lob berauscht, daß ihr, wie mir scheint, wenig dazu angethan seid, die volle Wahrheit über euer heutiges Rom zu hören. Wenn man auch noch so sehr auf eure Hoffart Rücksicht nähme, so müßte man doch zur Wirklichkeit der Dinge gelangen und eben diese Wirklichkeit wollt ihr nicht zugeben; denn ihr seid in das Schöne verliebt und sehr empfindlich, gleich jenen Frauen, die sich bewußt sind, nicht mehr schön zu sein und wegen der geringsten Bemerkung über ihre Runzeln verzweifelt sind.«
    Orlando war in ein kindliches Lachen ausgebrochen.
    »Gewiß, man muß die Dinge immer ein wenig verschönern. Wozu denn von häßlichen Gesichtern reden? Wir lieben auf der Bühne nur hübsche Musik, hübsche Tänze, hübsche Stücke, die Vergnügen machen. Das übrige, alles was unangenehm ist – guter Gott, das muß verborgen werden!«
    »Aber ich gestehe gerne sofort den Hauptfehler meines Buches zu,« fuhr der Priester fort. »Dieses italienische Rom, das ich vernachlässigte, um es dem päpstlichen Rom, von dessen Wiedererwachen ich träumte, zu opfern, existirt, ist schon so mächtig, so triumphirend, daß es sicherlich das andere Rom ist, das vom Schicksal dazu bestimmt ward, mit der Zeit zu verschwinden. Wie ich schon bemerkte, besteht der Papst vergeblich darauf, unwandelbar in seinem immer rissiger werdenden, vom Ruin bedrohten Vatikan zu bleiben – alles um ihn entwickelt sich, und die schwarze Gesellschaft ist bereits eine graue Gesellschaft geworden, indem sie sich mit der weißen mischte. Das habe ich nie mehr gefühlt als bei dem Feste, das der Fürst Buongiovanni zur Verlobung seiner Tochter mit Ihrem Großneffen gab. Ich verließ es ganz entzückt, ganz eingenommen für eure Sache.«
    Die Augen des Greises funkelten.
    »Ah, Sie waren dabei! Nicht wahr, es war ein unvergeßliches Schauspiel und Sie zweifeln nicht mehr an unserer Lebenskraft, an dem Volke, das wir sein müssen, sobald die Schwierigkeiten von heute besiegt sind? Was liegt an einem Vierteljahrhundert, was liegt an einem Jahrhundert! Italien wird in seinem alten Glanz auferstehen, sobald das große Volk von morgen aus der Erde gesproßt sein wird! ... Freilich verabscheue ich diesen Sacco, weil ich ihn für die Verkörperung der Ränkeschmiede, der Genüßlinge halte, deren Begierden alles zurückhielten, indem sie sich auf die warme Beute unserer Eroberung stürzten, die uns so viel Blut und so viel Thränen gekostet hatte. Aber in meinem vielgeliebten Attilio, der wirklich Fleisch von meinem Fleisch ist, lebe ich wieder auf; er ist so zärtlich und so tapfer, er wird die Zukunft, das Geschlecht der Wackeren sein, deren Kommen das Land belehren und reinigen wird ... Ach, möge doch das große Volk von morgen aus ihm und dieser Celia, dieser anbetungswürdigen, kleinen Prinzessin erstehen! Stefana, meine Nichte, eine im Grunde vernünftige Frau, hat sie mir neulich hergebracht. Wenn Sie gesehen hätten, wie dieses Kind mir um den Hals fiel, mich mit den süßesten Namen nannte und sagte, daß ich der Pate ihres ersten Sohnes sein würde, damit er so heiße wie ich und ein zweitesmal Italien rette ... Ja, ja, möge es um diese nahe Wiege Friede werden, möge der Bund dieser teuren Kinder die unlösliche Vermählung zwischen Rom und der ganzen Nation sein, möge durch ihre Liebe alles wieder gut werden, alles wieder aufleuchten!«
    Die Thränen waren ihm in die Augen gestiegen. Pierre, den diese in dem zerschmetterten Helden noch brennende, unauslöschliche Flamme der Vaterlandsliebe tief rührte, wollte ihm ein Vergnügen machen.
    »Das ist der Wunsch, den ich selbst bei ihrem Verlobungsfeste ausgesprochen habe; ich sagte zu Ihrem Sohne beinahe dasselbe wie Sie. Ja, möge ihre Ehe bleibend und fruchtbar sein, möge aus ihr das große

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