Rom kann sehr heiss sein
Verbindung«, sagte Einar. »Macht nichts. Er scheint sich auf das Spiel einzulassen. Er schlägt ein Spiel mit offenen Karten vor. Das tut man gewöhnlich nur, wenn man noch ein paar Asse im Ärmel hat. Wir werden die Einladung annehmen. Nimm vorsichtshalber deine Waffe mit. Wo hast du sie eigentlich untergebracht?«
»Hinter der Reihe pornografischer Bücher, die meine Vermieterin auf einem Regal versammelt hat.«
Pünktlich fanden wir uns im Immobilienbüro von Signora Falsini in der Via Nazionale ein. Cecilia Falsini begrüßte uns überschwänglich. Mir schüttelte sie noch einmal kondolierend die Hand. »Ihr Vater war ein wunderbarer Mann. Er hatte etwas, das jede Frau berühren musste. Eine wahrhafte Männlichkeit, die nichts mit dem virilen Gehabe meiner Landsleute zu tun hat.« Als sie sah, wie betreten ich dreinschaute, lächelte sie und ergänzte: »Einiges davon ist zweifellos auf den Sohn übergegangen.«
In Cecilia Falsinis Büro arbeiteten eine ganze Reihe junger Männer und Frauen. Sie saßen an Computern oder telefonierten. Auch der schwarzhaarige Schönling war dabei, den wir für den Liebhaber der Chefin hielten. Große Poster von herrlichen Stränden und Berglandschaften bedeckten die Wände. Es herrschte eine lockere Stimmung, doch war sie irgendwie steril wie in einer Klinik für Reiseträume.
»Sind Sie immer noch an einem Domizil in den Bergen interessiert?«, fragte Signora Falsini. »Ich hätte da vielleicht etwas für Sie. Ich muss Sie unbedingt demnächst einmal dort oben herumfahren.«
Wir gingen zur Tiefgarage. Signora Falsini war von burschikoser Eleganz, und sie verstand es perfekt, durch ein raffiniertes Make-up ihren knabenhaften Typ perfekt zur Geltung zu bringen. Wir stiegen in ihren großen Lancia ein. Auch der Schönling war mit uns gekommen. Er hatte einen Gitarrenkoffer dabei. Cecilia Falsini stellte uns kurz vor. »Meine rechte Hand, Enrico Gonzaga. Er ist ein echter Neapolitaner. Wer weiß, vielleicht wird er heute Abend noch etwas von seiner Sangeskunst zum Besten geben. Aber man darf Enrico nicht drängen. Es ist besser, ihm genügend Wein einzuschenken.« Sie lachte kokett, und Gonzaga starrte finster auf seinen schwarzen Gitarrenkoffer. Ich saß neben ihm. Während wir auf engen, kurvigen Straßen immer höher in die Berge kamen, begann er ein Gespräch mit mir, das er, wie mir schien, ausschließlich aus Gründen der Höflichkeit führte und nicht, weil es ihn interessierte. Einar auf dem Beifahrersitz plauderte angeregt mit Signora Falsini. Immer wieder war ihr befreiendes Lachen zu hören, wenn mein Freund wieder einmal eine seiner geistreichen Bemerkungen gemacht hatte.
Die Luft wurde zunehmend klarer; der Himmel war von einem tiefen Violett, das im Westen in ein sattes Blutrot überging. Einzelne Sterne waren bereits zu sehen. Als wir in die Auffahrt von Falsinis Villa einbogen, standen dort schon mehrere große Limousinen. Überall im Garten, unter den Olivenbäumen und Eichen brannten Fackeln. Der Hausherr kam uns entgegen und begrüßte uns herzlich. Er trug einen salopp geschnittenen, hellen Leinenanzug. Sein markantes, gebräuntes Gesicht mit den leicht gewellten, weiß-grauen Haaren strahlte souveräne Zufriedenheit aus. Ein junger, kräftiger Mann in weißer Jacke hielt uns ein Tablett hin mit perlendem Prosecco. Er war köstlich, ungewöhnlich leicht und doch voll im Geschmack. »Das ist die Hausmarke meines Mannes«, sagte Cecilia Falsini. »Er hat eigene Weinberge im Piemont. Die Flaschen sind unverkäuflich. Alles landet in seinem großen Keller. Sie müssen ihn sich später unbedingt ansehen.«
Wir mischten uns unter die Gäste. Ich stellte mich neben einen älteren Herrn, der mir interessanter vorkam als die meisten anderen der Anwesenden. Er war glatzköpfig, schlank, hatte flinke Wieselaugen, die ebenso viel Neugier wie Humor verrieten. Er stellte sich als Amerikaner vor, Schriftsteller von Beruf. Seine Mutter war Römerin. Seine Jugend hatte er am Genfer See verbracht, in New York und auf Long Island. Wir kamen schnell ins Gespräch. Diesmal war es nicht Höflichkeit, sondern offensichtliche Sympathie, die ich zu spüren meinte und die zu meiner eigenen Eloquenz beitrug. Mister Flanagan war hier, um ein Buch über die römischen Viadukte zu schreiben. »Es sind keine Zweckbauwerke«, sagte Flanagan. »Jedenfalls nicht primär. Es ist Landschaftskunst. Das Prinzip, Bögen übereinander zu stellen, ist von einmaliger Genialität. Form und Zweck
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