Roman
Gary Barlow vögeln und Michael Hutchence heiraten.«
Damit gab Lizzy sich natürlich nicht zufrieden. »Wieso würdest du Marti Pellow aus dem Weg gehen?«
»Weil es schon mal einen Superstar aus unserer Stadt gab, der meine Qualitäten im Bett besungen hat – ein zweites Mal brauche ich das nicht. Außerdem habe ich Love Is All Around in diesem Sommer ungefähr zehntausendvierhundertmal gehört. Ich kann es nicht mehr ertragen.«
Nancy Drew war so anständig, sich jeglichen Kommentars zu enthalten und ihr Verhör fortzusetzen.
»Gary Barlow würdest du vögeln?«
»Weil er so nett ist. Er würde sich nie beklagen, selbst wenn er mich noch so mies fände.«
Lizzy dachte darüber nach. Ich gab mir echt Mühe, nicht die Augen zu verdrehen, aber es gelang mir nicht so recht.
»Sag mal, müssen wir das ausgerechnet jetzt erörtern? Es ist halb sieben. Um sieben kommen unsere Gäste, und wir sind noch längst nicht fertig. Ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber wir haben hier gerade ziemlich viel Stress.«
»Deshalb stelle ich dir ja diese Fragen. Um dich ein bisschen abzulenken. Autsch! Mensch, gerade hatte ich ein richtiges Aliens -Erlebnis – erinnerst du dich noch an die Stelle, wo dieses Monster aus dem Bauch der glatzköpfigen Frau kommt?«
Sie atmete tief durch, legte eine Hand auf den Gummiball, den sie unter ihr schulterfreies silbernes Lurexkleid gequetscht hatte, horchte kurz in sich hinein und lächelte dann, als sei nichts gewesen.
»Also, wieso willst du Michael Hutchence heiraten?«
»Schnuckelig, sexy, ein bisschen verwegen und genau meine Größe. Ich könnte mir seine Lederhose ausleihen.«
»Prima Basis für eine lebenslange Verbindung.« Lizzy grinste und verzog im nächsten Moment schmerzhaft das Gesicht. Ich schwankte zwischen Sorge, Hilflosigkeit und Stressgefühlen. »Baby, ich liebe dich, das weißt du. Aber wenn du heute Abend gebärst, werde ich dich für den Rest meines Lebens aus meinem Adressbuch löschen und leugnen, dich je gekannt zu haben, das schwöre ich dir. Ich werde auf der Straße an dir vorbeilaufen. Ich werde …«
Kichernd legte Lizzy die Hände auf ihren Bauch und überkreuzte die Beine. »Bring mich nicht zum Lachen, Lou! Meine Blase ist im Moment völlig unberechenbar.«
Ich verzog das Gesicht. Wetten, so was war Vidal Sassoon nie passiert. Twiggy hatte bei der Eröffnung seines ersten Salons garantiert keinen dicken Bauch gehabt und damit gedroht, auf den Fußboden zu pinkeln.
Aber selbst ein Fall von drohender Inkontinenz konnte meine gute Laune nicht trüben. Mein eigener Salon! Ich trug ein sensationell enges orangefarbenes Minikleid, das perfekt zu meinem im Sonnenstudio erarbeiteten mediterranen Teint passte, und vor mir lag der aufregendste Abend meines Lebens. Die Eröffnung meines eigenen Friseursalons! Angesichts dieses überwältigenden, einmaligen Ereignisses sah ich großzügig darüber hinweg, dass er eigentlich der Bank gehörte, deren Kooperation auf einer leichten Manipulation der Wahrheit beruhte, die man frei übersetzt auch als betrügerischen Akt hätte bezeichnen können.
Das Problem war nämlich Folgendes: Diese ganzen Yuppies aus den Achtzigern hatten sich inzwischen alle vom Kapitalismus losgesagt und fanden sich selbst, indem sie auf Bongos trommelten und in spirituellen Camps auf den Äußeren Hebriden meditierten – keine Kunst, wenn man Abermillionen auf dem Konto hatte. Und die wenigen hypernervösen Banker, die übrig geblieben waren, liehen nur noch den Leuten Geld, die es eigentlich nicht brauchten. Mein Businessplan wurde bei sechzehn Banken von sechzehn Gentlemen in grauen Anzügen abgelehnt, die allesamt der Meinung gewesen waren, ich hätte kein Geld.
Tja, liebe Mr. Banker, genau das ist der Grund, weshalb ich Ihre Dienstleistungen in Anspruch nehmen möchte. Wenn ich nicht verarmt wäre, würde ich wohl kaum einen Kredit beantragen.
Am Ende half mir meine persönliche Superheldin aus der Patsche.
»Ich bürge für dich«, schlug Tante Josie vor.
Ich weiß genau, dass sie das nur getan hat, weil ich seit einer Stunde deprimiert mit dem Kopf auf ihrem Küchentisch gelegen hatte und sie unbedingt das Abendessen servieren wollte.
Ganz langsam hob ich den Kopf und blinzelte in ihre Richtung. »Danke, Tante Josie! Das ist wirklich sehr nett von dir. Echt. Aber ich fürchte, dass die Bank mit einer Rückzahlung in Form von Karamellwaffeln nicht zufrieden sein wird.«
Sie nutzte die Sekunde, in der sich mein
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