Roman
Kopf ein paar Millimeter über der Tischplatte befand, sofort aus und schob mir einen Teller Fischstäbchen und Fritten unters Kinn.
»Zerbrich dir darüber nicht den Kopf! Vereinbare einen Termin für mich, und ich werde das regeln.«
»Es funktioniert niemals. Du bist doch noch ärmer als ich.«
Ein Brotkorb in Form eines Huhns landete auf dem Tisch. Frustriert brach ich ein Stück Baguette ab, das an einer Stelle steckte, wo es kein gottesfürchtiges Huhn geduldet hätte.
»Mach den Termin und überlass den Rest mir«, versprach sie.
Weiterer Widerstand war zwecklos, also gehorchte ich und meldete uns zu einem weiteren Akt der Erniedrigung an. So kam es, dass sich Josie am folgenden Montag in den Klamotten, die sie sonst nur zu Beerdigungen und feierlichen Anlässen des Königshauses trug, beim Filialleiter der Spar- und Geizkragenbank für den freundlichen Empfang bedankte. Anschließend füllte sie gefühlte hundertvierundneunzig Formulare aus, zeigte ihr Sparbuch und ihre Geburtsurkunde vor und schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln. Ich rechnete fest damit, dass er uns aus seinem Büro lachen würde, eskortiert von mehreren Securityleuten, die dafür sorgten, dass wir das Gebäude nie wieder betraten. Aber nein.
»Das scheint alles in bester Ordnung zu sein, Mrs. Cairney. Und Miss Cairney«, wandte er sich an mich, »natürlich muss ich Ihren Antrag noch dem Abteilungsleiter vorlegen, aber ich sehe keinen Grund, warum er ihn ablehnen sollte. Noch vor Ende der Woche werden Sie das Geld auf Ihrem Konto haben.«
»Aber …«
Ich hatte das Wort kaum ausgesprochen, als Josie aufstand, ihm die Hand schüttelte, sich mit ihrer vornehmsten und feierlichsten Stimme (sonst ebenfalls Beerdigungen und feierlichen Anlässen des Königshauses vorbehalten) bedankte und mich praktisch aus der Tür stieß.
»Oh mein Gott, wir haben es geschafft! Ich meine, du hast es geschafft! Wir haben das Geld. Ich liebe dich so!«
Ich hüpfte über den Gehweg und stolperte beinahe über den alten Trunkenbold, der vor der Metzgerei in der High Street auf einem alten Autoreifen hockte.
»Was für ein Glück!«, jubelte ich. »Irgendwie scheinen sie die Bedingungen geändert zu haben. Oder hast du heimlich Geld auf deinem Konto angehäuft?« Ich schlug mir auf den Mund, als ich plötzlich klarsah. »Natürlich! Du hast beim Bingo den Jackpot gewonnen!«
Plötzlich kam Bewegung in den Pin-up-Boy von Michelin. Er richtete sich auf und lallte: »Könnt ihr mir einen Zehner leihen, Mädels?«
Josie sah sich rasch um, wie eine Hauptdarstellerin aus Mord ist ihr Hobby . »Nein, ich habe keinen Jackpot gewonnen. Die alte Kuh Minnie Brown hat gewonnen und uns nicht mal einen Drink spendiert. Unmögliches Benehmen, wenn du mich fragst.«
Sie warf eine Pfundnote in Richtung des Michelin-Manns, ignorierte seinen verächtlichen Blick und zog mich an der Hand die Straße entlang.
»Komm, Schätzchen, wir haben noch ’ne Menge zu erledigen.«
»Zum Beispiel feiern?«, schlug ich vor.
Auch wenn der Kredit noch nicht auf meinem Konto war, konnte ich es mir leisten, in der neuen Bar auf der anderen Straßenseite eine Runde Cocktails zu spendieren.
»Und ob!« Josie nickte. »Und dann müssen wir Donna Maria sagen, dass du ihr Mietangebot annimmst, und wir müssen Pläne für den neuen Laden machen …« Sie zerrte mich auf die andere Straßenseite, dann vollendete sie ihren Satz: »… und danach muss ich die Geburtsurkunde und das Sparbuch in die Schublade deiner Mutter zurücklegen, bevor sie merkt, dass sie weg sind.«
»Kennen die Jungs von Take That Mr. Patel?«, fragte Red mit einer Kopfbewegung in Richtung des kleinen, drahtigen Inders, der zu Everything Changes But You ein paar eindrucksvolle Verrenkungen vollführte.
Der Salon füllte sich allmählich, und meine Angst, niemand würde zur Eröffnung kommen, verwandelte sich zunehmend in die Sorge, dass ich nicht genug Platz und Alkohol und Essen für alle haben könnte. Nicht mal die Anwesenheit von Red und Mr. Patel konnten mich beruhigen, ich stand kurz vor dem Durchdrehen. Das Einzige, was mir half, war die Tatsache, dass jeder, der hereinkam, absolut begeistert war.
Natürlich war ich voreingenommen, aber ich fand, dass der Salon super aussah. Das riesige Neonschild an der Tür verkündete in großen Lettern, dass CUT ab sofort geöffnet war. Der ramponierte alte Linoleumboden war durch matte schwarze Fliesen mit Metalliceffekt ausgetauscht worden. Die beiden langen Wände
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