Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shari Low
Vom Netzwerk:
informiert zu sein und Ginger sowieso.
    »Wieso weiß ich nichts davon?« Es war heraus, ehe ich es verhindern konnte.
    Lizzy flüsterte mir zu: »Du warst lange Zeit nicht ansprechbar und …«, sie wandte sich jetzt wieder an Ginger, »… oh, Süße, unsere Gebete wurden erhört. Du bist sicher erleichtert, nicht?«
    Ginger nickte. »Du hast ja keine Ahnung. Ich hatte noch nie in meinem Leben so eine Angst.«
    Unter dem Tisch drückte ich ihre Hand. Offensichtlich war sie völlig fertig von der ganzen Anspannung, denn eine solche Geste der Zuneigung führte bei Ginger gewöhnlich dazu, dass sie die Augen verdrehte und brummte: Lass das, ich brauch keine Streicheleinheiten. Jetzt sagte sie keinen Ton. Sie zog auch ihre Hand nicht zurück, nichts. Ich war völlig irritiert. Wo war ich gewesen? Ginger befand sich offenbar mitten in einer wichtigen emotionalen Lebensphase, und ich hatte nichts davon mitbekommen.
    Zu meinem Erstaunen wurde mir klar, dass Lizzy recht hatte – ich war in letzter Zeit so gut wie nie zu Hause, weil Marc es bevorzugte, in seiner Wohnung zu sein. Klar, sie war größer. Und sauberer. Und ohne permanentes Kindergeschrei. Aber vielleicht könnten wir ja ein oder zwei Nächte in der Woche bei mir verbringen, um ein wenig Gleichgewicht in die Sache zu bringen. Ich würde ihm das morgen vorschlagen.
    Ginger sah Lizzy an. »Wie kommt’s, dass du ihr noch nichts davon erzählt hast?«
    »Wir haben seit Ewigkeiten keine Gelegenheit gehabt zu quatschen.«
    Lizzy klang ein bisschen defensiv und … etwa auch ein kleines bisschen beleidigt? Das war lächerlich! Wir hatten doch erst kürzlich einen gemütlichen Abend zusammen, vor … eh … Mist, wann war das noch gewesen?
    »Und ich konnte leider auch nicht im Salon vorbeischauen. Nicht mit meinem gebrochenen Knöchel.«
    Lizzy hatte einen gebrochenen Knöchel? Einige Kilo Gips machten sich auf eine mühsame Reise, die auf dem Boden begann und mit einem dumpfen Laut auf der Tischplatte endete. Unverkennbar der Beweis dafür, dass meine andere beste Freundin tatsächlich einen gebrochenen Knöchel hatte.
    Mein Mund öffnete und schloss sich wie das ausgeleierte Maul eines Schellfischs, ehe ich ein »Wie ist das passiert?« herausbrachte.
    »Ich bin gefallen, als ich …«
    Erleichterung stellte sich ein, als mir klar wurde, dass es offenbar ein normaler, ganz alltäglicher Vorfall gewesen war. Ich hatte also nichts Wesentliches in ihrem Leben versäumt – die Erstbesteigung der Eigernordwand zum Beispiel.
    »… auf der Bühne stand. In einem Club. In New York.«
    WAS ?
    War ich im Koma gewesen? Oder auf einer Zeitreise? Oder im Knast? Moment mal. Als ich das letzte Mal mit Lizzy gesprochen hatte, hatte sie sich die Augen aus dem Kopf geheult, weil Prinzessin Diana gerade gestorben war, und das war im August gewesen. Jetzt hatten wir Oktober. Zwei Monate!
    Wie konnte es sein, dass zwei Monate vergangen waren, ohne dass ich auch nur fünf Minuten mit meinen besten Freundinnen geredet hatte?
    Aber es war eben nicht so einfach. Ich arbeitete viel. Und abends war ich meist völlig erledigt. Und wenn Marc freihatte, unternahmen wir gern etwas zusammen, nutzten die Zeit und …
    Ein Erinnerungsfetzen tauchte plötzlich vor mir auf. Ich sah mich im Regen stehen, in einem dämlichen babyrosa Rock und einem weißen Shirt, und darauf warten, dass Red kam, um meinen Reifen zu wechseln. Damals hatte ich meine Freundinnen wegen meines Freunds vernachlässigt, und jetzt musste ich feststellen, dass ich es wieder getan hatte. Was. Für. Ein. Mist.
    Nun gut, das würde sich ab sofort ändern. Ich spürte, wie mich ein Ruck durchfuhr, der meine Prioritäten neu ordnete. Es könnte aber auch ein plötzlicher Blutzuckerspiegelabfall gewesen sein, dem der Sekt auf nüchternen Magen gar nicht guttat.
    Wichtig war, dass ich es rechtzeitig gemerkt hatte. Ich musste mich einfach nur bemühen, etwas mehr Kontakt zu den Mädels zu halten, ohne dass Marc dabei zu kurz kam. Dinnerpartys waren das Stichwort. Machten das heutzutage nicht alle, die über dreißig waren? Auch wenn Marc so was hasste und ich die kulinarischen Fähigkeiten einer, na ja, sagen wir mal, Käsepflanze besaß – das war keine Entschuldigung. Ich würde meine Freundinnen einladen, mein Interesse an ihrem Leben bekunden und mir Mühe geben, sie nicht mit schlecht gekochtem Essen umzubringen.
    Ich war verantwortlich für mein Leben und würde mich entsprechend verhalten. Es war mein Leben. Meins. Ich

Weitere Kostenlose Bücher