Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shari Low
Vom Netzwerk:
am Wochenende in der Stadt? Ich war ganz sicher, dass Atomic Kitten in Glasgow war. Und Kylie. Zwei Männer im Anzug kamen aus dem Raum und liefen an uns vorbei. Ich hörte einen leichten irischen Akzent heraus.
    Westlife! Oh mein Gott, das musste Westlife sein! Wenn Lizzy jetzt hier wäre, sie würde ausflippen! Sie war die einzige verheiratete Frau, die ich kannte, die das Foto einer Boygroup am Kühlschrank hängen hatte. Sie hatte ein Herz um Marks Gesicht gemalt und schmetterte jedes Mal Uptown Girl , sobald sie anfing zu staubsaugen. Offenbar half das gegen die Monotonie.
    Ich hatte gerade meinen ersten Mutmach-Drink heruntergestürzt, als ich den Maître mit einem Paar auf uns zukommen sah, das äußerlich perfekt harmonierte. Dieselbe Größe, dieselbe Haarfarbe, dieselbe Gesichtsfarbe, derselbe Klamottenstil. Unglaublich! Ich presste die Lippen zusammen, um zu verhindern, dass irgendetwas Ungehöriges aus meinem Mund kam.
    Halt die Klappe, halt die Klappe!
    Unauffällig überprüfte ich die Lage sämtlicher Messer auf dem Tisch – für alle Fälle.
    »Lou, das sind meine Mum und mein Dad. Mum und Dad, das ist Lou.«
    Sehr förmlich. Und nein, es war nicht seine Kapitänsstimme.
    Lächle! Sei nett! Mach einen guten Eindruck! Eine Hitzewelle stieg aus meiner Brust, mit der Folge, dass meine Seidenbluse von meiner Haut angesogen wurde. Wenn sich jetzt irgendwo eine feuchte Stelle bildete, war ich geliefert.
    Wir schüttelten uns gegenseitig die Hände und setzten uns. Alles würde gut. Ich war schließlich keine sechzehn mehr. Ich war eine erfolgreiche Unternehmerin, eine kosmopolitische Frau von Welt, die sich nicht von einem Paar einschüchtern ließ, das in einem früheren Leben mal Bruder und Schwester gewesen sein könnte – oder auch nicht. Plötzlich registrierte ich, dass sie auch in der Abteilung glänzende Gesichter und üppige Augenbrauen gleich gut ausgestattet waren
    Bleib ruhig! Sei cool!
    »Also, Lorna«, begann Penelope mit Margaret Thatchers Stimme. Kein guter Start. »Peter hat mir erzählt, dass Sie einen kleinen Friseursalon in der Vorstadt besitzen. Das ist sehr vernünftig. Ich meine, was macht es für einen Sinn, in die Stadt zu kommen? Hier gibt es doch viel zu viel erstklassige Konkurrenz.«
    Ich hatte das grässliche Gefühl, dass es gar nicht gut laufen würde.
    Als das Dessert schließlich serviert wurde, war meine Angst, sie könne mich erdolchen, weg. Denn wenn ich auch nur eine Sekunde länger bleiben musste, würde ich die Sache selbst in die Hand nehmen und den Freitod wählen. Peters Mutter war hochnäsig, sie war arrogant, sie war unendlich überzeugt von sich, und sie war eine Meisterin zweideutiger Komplimente. Sie hatte über sich gesprochen, über ihre Wohltätigkeitsarbeit, über sich, über ihren Urlaub, über sich, über Peters Erfolge von 1967 bis heute. Und über ihren Anteil daran. Oh, und meine Frisur war angeblich entzückend und perfekt für eine Frau mit rundem Gesicht. Und zu allem Überfluss war sein Vater quasi stumm, und Peter schien auf einmal auf den Stand eines Zwölfjährigen zurückgefallen zu sein. Kurz bevor der Nachtisch serviert worden war, hatte er es tatsächlich zugelassen, dass sie sich zu ihm beugte, seine Krawatte zurechtrückte und ihm die Haare aus der Stirn strich.
    Irgendwo zwischen dem Krabbencocktail und der klebrigen Karamell-Mousse war meine Meinung von ihm derart abgestürzt, dass er das Kamasutra in Kapitänsstimme hätte herunterbeten können, ohne dass sich bei mir auch nur ein Nippel geregt hätte. Was hatte ich bloß in ihm gesehen außer … okay, gut, er war Pilot. Wenn das das Ergebnis einer oberflächlichen Persönlichkeit war, dann musste ich dringend wieder Kontakt zu meiner spirituellen Seite aufnehmen.
    Der Lärm aus dem Separee unterbrach mich in meinen Gedanken. Westlife sang nun irgendwas über eine eigene Welt und wurde laut gefeiert. Wie gern hätte ich da drin gesessen und nicht hier draußen bei diesen Horrorgestalten. Lieber Gott, schaff mich hier weg! Ich schwöre, ich werde auch immer brav sein. Ich werde alten Damen über die Straße helfen. Ich werde Sozialdienst verrichten. Ich werde jeden Abend beten. Ich werde Josie davon abhalten, Leute anzurufen, die sie nicht mag, und dann einfach aufzulegen. Aber bitte erlöse mich. Erlöse mich! Biiiitttttte!!!!
    »Lou! Lou! Lou! Lou!«
    Es fiel mir schwer, nicht laut zu lachen. Aus dem privaten Separee schwankte Ginger, als völlig betrunkene Glasgower Version eines

Weitere Kostenlose Bücher