Roman
stoßen. Zur Auswahl stehen Robbie Williams, Jon Bon Jovi und Enrique Iglesias.«
»Lizzy, bitte! In weniger als einer halben Stunde kommen die Gäste und … du meine Güte! Ich hab gerade ein echt starkes Déjà-vu. Genau so war es am Eröffnungsabend meines ersten Salons.«
»Kann nicht sein.«
»Doch. Damals hast du so etwas Ähnliches gesagt. Der einzige Unterschied war der, dass du schwanger warst. Sehr schwanger.«
»Wow, das Leben ist manchmal schon seltsam! Wenn du in fünfzehn Jahren wieder eine Party machst, kannst du auf mich zählen.«
Ich massierte meinen unteren Rücken, wo sich ein leichter Schmerz bemerkbar machte. »Gott, ich hoffe nur, dass sich der Rest des Abends nicht wiederholt! Weißt du noch? Vic und Dan haben sich geprügelt, und Ginger war so betrunken, dass sie von der Empfangstheke gefallen ist. Zum Glück setzten dann bei dir die Wehen ein, und alle waren wunderbar abgelenkt.«
»Gern geschehen.« Lizzy grinste. »Wenn du möchtest, kann ich heute Abend ›Es brennt!‹ rufen und die Sprinkleranlage in Bewegung setzen, falls wieder irgendwas schiefläuft.«
Bei der Vorstellung stöhnte ich innerlich. So viel hing von diesem Abend ab. Fünf Jahre nachdem ich meinen ersten Salon geschlossen hatte, eröffnete ich nun einen neuen CUT , und irgendwie war ich noch nervöser als beim letzten Mal. Damals brauchte ich mich ja – abgesehen von der drohenden Verhaftung Tante Josies – schließlich nur um mich selbst zu sorgen. Wenn es schiefgegangen wäre, wäre es eben schiefgegangen. Ich war damals noch so jung und hätte genug Zeit gehabt, mich wieder zu erholen und etwas Neues anzufangen.
Das war jetzt anders. Dieses Mal würde es auch Red und Cassie und unsere Zukunft betreffen. Nicht zu vergessen meine ganzen früheren Angestellten, die alle ihre Jobs gekündigt hatten, um wieder für mich zu arbeiten. Es musste ein Erfolg werden. Was für ein Druck! Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie eine Migräne, doch nun hatte ich das Gefühl, dass es so weit war. Oder lag es an meinem engen, strassbesetzten Haarreif im Retrolook? Höchste Zeit für etwas Eigenmotivation. Ich war bereit. Alles würde gut. Das hier war der Höhepunkt jahrelanger Erfahrung, und es würde funktionieren.
In der Woche nach Cassies Taufe hatte ich angefangen, drei Tage in der Woche in einem Salon in Glasgow zu arbeiten, und ich hatte es genossen! Ich wäre noch lange dort glücklich gewesen, doch dann war etwas ganz Unerwartetes geschehen. Nach Gerichtsverhandlungen, die mehr als drei Jahre gedauert und mindestens ein Dutzend Falten auf meine Stirn gezaubert hatten, hatte das Gericht zu unseren Gunsten entschieden und den Gutachter, der bei unserem Hauskauf sämtliche Mängel übersehen hatte, dazu verdonnert, für alle Reparaturarbeiten aufzukommen.
Oh, happy days!
Wir hatten überlegt, das Geld anzulegen. Wir hatten überlegt, um die Welt zu segeln (ehrlich gesagt war das Reds Idee gewesen, und ich hatte gehofft, dass er es nicht ernst meinte). Auch über Cassies Vorschlag, Disneyland zu kaufen, hatten wir ernsthaft nachgedacht. Aber am Ende hatte Red die beste Idee gehabt: Er schlug mir vor, einen neuen Friseursalon zu eröffnen.
CUT 2!
Wir hatten ein schönes Ladenlokal ganz in der Nähe des alten Salons gefunden (der Kosmetiksalon war längst geschlossen, nachdem Chantelle mit einem Drogenbaron nach Marbella geflüchtet war). Ironischerweise war das neue Domizil früher eine Bank gewesen. Und zwar genau die, an die ich mich damals, als ich den Kredit brauchte, als Erstes gewandt hatte. Nach irgendwelchen Internetgeschäften war sie in die Schieflage geraten, und zurückgeblieben war ein Sandsteingebäude, das praktisch danach schrie, in etwas ganz Tolles verwandelt zu werden.
Und es war toll geworden – Josie sei Dank, mal wieder. Auch wenn ihr Beitrag dieses Mal eher gestalterisch-kreativer statt dubios-finanzieller Art gewesen war. Sie hatte einen Teilzeitjob als Reinigungskraft in einem exklusiven Unterwäscheladen in Glasgow angenommen, der einer fantastischen Frau namens Mel gehörte, und uns zur Eröffnung eingeladen. Es war wie ein Besuch in Marie Antoinettes dekadentestem Boudoir gewesen. Das Ladenlokal war eine Sinfonie aus tiefen Rot-, Gold- und Schwarztönen, eine spektakuläre Mischung aus französischem Vintage-Schick und gotischer Verführung, mit üppig bestickten Polstersesselchen im Stil Louis XV , verspielten Kerzenleuchtern und vergoldeten Schalen. Mel hatte es perfekt
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