Roman
vorsichtig auf die Couch.
»Ruft einen Notarzt! Schnell!«, brüllte Ben.
Ich kramte mein Handy aus der Tasche und wählte die Notrufnummer, während Ben und Alex hektisch versuchten, Lizzy wach zu bekommen. Josie rannte in die kleine Küche und kam mit einem Glas Wasser zurück, während Ginger und Red die Tür bewachten, damit niemand hereinkam.
Nach Stunden, wie es schien, meldete sich endlich jemand. Ich beantwortete die Fragen zum Unfallort, die die Frau in der Notrufzentrale mir stellte, dann erkundigte sie sich nach dem Grund meines Anrufs.
»Wir brauchen dringend einen Notarzt, schnell, es geht um meine Freundin Lizzy Murphy. Sie ist bewusstlos geworden und wacht nicht mehr auf. Sie hat eine Lebensmittelvergiftung und … und … was?«
Ben machte mir ein Zeichen und sagte gleichzeitig etwas, und in meiner grenzenlosen Panik verstand ich nicht gleich, was er mir klarzumachen versuchte. Erst beim vierten oder fünften Versuch begriff ich und wiederholte mit tonloser Stimme, was er gesagt hatte.
»Und sie ist schwanger«, stieß ich hervor. »Lizzy ist schwanger.«
Lektion 140
Shit happens – manchmal genau dann, wenn man es am wenigsten erwartet
»Er kommt! Ich höre ihn!«
Wir wurden alle mucksmäuschenstill und horchten auf das Martinshorn des Rettungswagens. Sekunden später bog er in den Hinterhof. Vorne feierten noch immer hundert Gäste, ohne zu ahnen, was sich in ihrer unmittelbaren Nähe abspielte.
Red ließ die Sanitäter herein, die sich sofort um Lizzy kümmerten. Sie bestürmten uns mit Fragen, während sie ihren Puls maßen und ihr eine Sauerstoffmaske über das Gesicht stülpten.
»Ist sie mit dem Kopf aufgeschlagen?«
»Nein.«
»Hat sie sich sonst wo verletzt?«
»Nein.«
»Hat sie sich übergeben?«
»Nein.«
»Ist sie zwischendurch mal zu sich gekommen?«
»Nein.«
»Wie lange ist sie schon schwanger?«
»Seit fast drei Monaten.«
Die Antwort kam von Alex, und ich warf einen erstaunten Blick in Gingers Richtung. Sie schien das Gleiche zu denken wie ich.
Die Fragen wirbelten mir nur so durch den Kopf. Wer war der Vater? Seit wann hatte Lizzy eine Beziehung? Wieso wussten wir nichts davon? Und wieso hatte sie uns nicht gesagt, dass sie schwanger war? Ich verstand gar nichts mehr.
Die Sanitäter hoben Lizzy von der Couch auf eine Trage. Ich wandte mich ab – ich konnte nicht verhindern, dass mir Tränen in die Augen schossen.
Einer der beiden Rettungsassistenten tippte mir auf die Schulter. »Entschuldigen Sie, Madam, haben Sie sich auch verletzt?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, nein, alles in Ordnung.«
»Und wo kommt dann das Blut auf Ihrem Kleid her?«
Erschrocken drehte ich mich wieder zu ihm um.
»Blut? Auf meinem Kleid? Keine Ahnung.«
Auf einmal hörte ich Reds Stimme. »Lou, er hat recht. Hinten auf deinem Kleid ist ein großer Blutfleck … du lieber Himmel!«
Ich verrenkte mir den Hals, um etwas erkennen zu können, und dann sah ich es auch – einen roten Fleck, der sich am unteren Rücken auf dem Kleid ausbreitete.
Die Sanitäter nickten sich zu. Einer rollte Lizzy hinaus, der andere wandte sich wieder an mich.
»Lassen Sie mal sehen, vielleicht ist es nur eine kleine Verletzung.«
Ich wurde ungeduldig. Und wenn schon! Es war sicher bloß eine Hautwunde, von der ich nicht mal was merkte. Er sollte sich lieber um Lizzy kümmern. Wieso verschwendete er seine Zeit mit mir, wo er doch längst mit Lizzy auf dem Weg ins nächste Krankenhaus sein sollte?
»Mir geht es gut, wirklich«, versuchte ich ihn abzuwehren.
»Lou, lass ihn doch mal nachschauen!« Reds Stimme klang ungewöhnlich bestimmt und duldete keinen Widerspruch.
Der Sanitäter schob den Stoff meines Kleids ein Stück zur Seite. Dann nahm er eine Kompresse aus seiner Tasche.
Es brannte ein bisschen, als er die Haut vorsichtig säuberte. Josie, Red und Ginger standen neben mir und sahen gespannt zu. Wieso dauerte das so lange? Lizzy musste ins Krankenhaus.
»Wie lange haben Sie dieses Muttermal am Rücken schon?«
Die Frage überraschte mich völlig. Klar wusste ich, dass ich da hinten einen Leberfleck hatte, aber es war nicht gerade eine Körperstelle, die man sich oft im Spiegel besah.
»Keine Ahnung.« Ich zuckte mit den Schultern. »Mein ganzes Leben lang, glaube ich.«
»Hat es früher schon mal geblutet?«
»Nein.« Jetzt war ich wirklich erstaunt. »Noch nie.«
Red kam näher, und ich sah einen Ausdruck in seinem Gesicht, der mir ganz und gar nicht gefiel.
»So hat er
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