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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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hast, als du gekommen bist – wie ein Kaninchen in den Fängen eines Wolfes.«
    Mit einem Ruck ziehe ich meinen Arm von Shane weg. »Dann war es also meine Schuld, weil ich im wahrsten Sinne des Wortes zum Anbeißen war? War damals, zu deinen Lebzeiten, so etwas wie Vergewaltigung beim ersten Date etwa unbekannt?«
    Shane zieht seine Hand zurück, legt sie in den Schoß. »Es geht mir nicht darum, es zu entschuldigen. Ich will’s dir doch nur erklären. Was passiert ist war allein meine Schuld, und es tut mir sehr leid.«
    Es gibt nur wenige richtig schlagfertige Antworten auf eine ernst gemeinte Entschuldigung. »Warum hast du mich nicht umgebracht?«
    »Weil du klug gewesen bist. Du hast aufgehört, dich zu wehren. Du hast aufgehört, dich wie ein Opfer zu verhalten. In dem Moment, als du keine Beute mehr warst, hatte ich die Chance, wieder zu mir zu kommen.« Shane hält inne. Er wartet auf eine Antwort, eine Reaktion. Die aber bleibt aus. »Ich verspreche dir, dich nie wieder zu beißen, es sei denn, du bittest mich darum.«
    »Warum sollte ich dir vertrauen? Wie kann ich denn wissen, dass du nicht wieder grrr wirst und mir die Kehle herausreißt?«
    »Das kannst du nicht wissen, und du wärst dumm, wenn du mir trauen würdest. Aber ich kann mir dein Vertrauen wieder verdienen, wenn du mich lässt.«
    Ich höhne: »Gerade eben hast du mir erzählt, du hättest mich beinahe umgebracht. Und jetzt willst du … tja, was eigentlich? Ein Date mit mir haben? Ich will wirklich nicht noch einmal mit dir allein sein!«
    Shane schaut sich um. »Tja, hier ist momentan auch niemand außer uns.«
    »Wir sitzen an einer gut beleuchteten Straßenkreuzung mitten in Sherwood. Du kannst mich nicht in aller Öffentlichkeit beißen, nicht mal im halböffentlichen Raum! Wenn ich schreie, fliegst du auf – und mit dir all deine Freunde.« Ich steche mit einem imaginären Pflock in die Luft.
    »Danke für das Bild!« Er steht auf und streckt sich. Ich kann seine Muskeln geradezu ein Lied von ihrer neu gewonnenen Kraft singen hören. »Erlaube mir, dich jetzt nach Hause zu bringen.«
    »Es ist nicht weit bis dahin.«
    »Das ist die Zeit, wo die meisten Monster auf den Straßen unterwegs sind.«
    »David sagt, ihr sechs wäret die einzigen Vampire in Sherwood.« Ich springe auf die Füße und mache mich auf den Weg zu meiner Wohnung.
    Shane holt mich ein. »Das sind wir auch. Aber da gibt es auch noch die, die außerhalb der Stadt leben und uns am liebsten immer im Auge behalten. Sie sind der Meinung, wir gäben uns momentan zu sehr mit den Tagwandlern ab.«
    »Tagwandler. Sonnenkinder. Wie nennt ihr uns hinter unserem Rücken?«
    »Abendessen.«
    Das verschlägt mir vorerst die Sprache. Ich breche das Schweigen erst wieder, als wir meine Tür erreicht haben.
    Ich krame die Schlüssel heraus. »Okay, dann danke dafür, dass du meine Körperflüssigkeiten beschützt hast, wenn nicht sogar meine Unschuld.«
    »Du hast mich menschlich genannt.«
    »Wie?«
    »Du hast gesagt, wenn ich für Skywave arbeiten würde, wäre ich eine menschliche Jukebox.«
    »Oh. Sorry. Hab nicht dran gedacht, dass ›menschlich‹ für jemanden wie dich wahrscheinlich eine Beleidigung ist.«
    »Nein, ist es nicht, nicht für mich.« Er zieht ein zusammengefaltetes Stück Papier aus der Tasche – die Liste mit den Sendern. »Ich habe gemacht, worum David und du mich gebeten habt. Ich habe mir den Müll angehört, den Skywave produziert. Aber jetzt musst du etwas für mich tun.«
    Eilig mache ich einen Schritt rückwärts. »Wird dabei notärztliches Eingreifen nötig sein?«
    »Hör dir morgen früh meine Sendung an!«
    »Du willst, dass ich um drei Uhr morgens aufstehe?«
    »Um fünf Uhr fünfundvierzig, genau genommen. Also nur für die letzten paar Minuten.«
    Mit gespielter Schüchternheit hole ich zitternd Luft und fasse mir mit der Hand ans Herz. »Meine Güte, Mr. McAllister, Sie werden doch nicht vorhaben, mir einen Song zu widmen?«
    »So was wäre unprofessionell.« Shane macht einen Schritt auf mich zu. »Du sollst einfach nur wissen, dass der Song, den ich als letztes jeden Morgen auflege, für dich ist.«
    Er nimmt meine Hand und zieht sie an die Lippen. Mit geschlossenen Augen küsst er mich auf die Stelle zwischen meinem Mittelfinger- und meinem Ringfingerknöchel. Etwas in mir wird aufgeschreckt, krümmt sich, windet sich.
    Shane lässt meine Hand sinken, hält sie aber unverändert fest umklammert. Mit kaum merklichem Ruck zieht er mich zu

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