Roman
blau.
Indem ich ihr einen Stapel Wäsche in die Hand drücke, gelingt es mir, sie für ein paar Minuten nach oben zu schicken, sodass ich Toby befreien kann. Aus ihrer Sicht kommt er gerade aus dem Wohnzimmer, als sie wieder runterkommt.
Lexi steht mit verschränkten Armen da und mustert Toby.
»So. Und wer ist das?«
»Das ist Toby Delaney.« Ich habe keine Ahnung, warum ich seinen vollen Namen sage. Als befänden wir uns in einem Stück aus der Jane-Austen-Zeit oder so.
»Hallo, Toby Delaney«, sagt sie.
Sie trägt einen schwarzen Stretch-Minirock, spitze, nach oben gebogene Schuhe und eine Biker-Lederjacke. Für meine Mutter wäre das definitiv ein »Prostituierten«-Outfit.
Toby lehnt sich jetzt gegen die Arbeitsplatte, die Hände im Schoß gefaltet. Eine Geste, die sagt: »Sehe ich aus wie ein Mann, der gerade Sex auf dem Küchenboden hatte?«
»Hi …?«
»Alexis«, antwortet sie.
Alexis? Seit wann will sie Alexis genannt werden?
Sie zieht sich einen Küchenstuhl heran und setzt sich, streckt ihre langen, nackten Beine aus. Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, sie flirtet.
»Cooler Name«, findet Toby. »Und? Wie war der Bodycombat-Kurs? Damals, als wir alten Säcke noch jung waren …« Ha! Der hat Nerven. Weniger von den »alten Säcken« und dem »wir«, vielen Dank. »… hieß das Aerobic- oder Steppkurs. Alle schleppten diese Stepp-Dinger mit sich rum.«
Lexi kichert. Eine Mischung aus Nervosität und vielleicht auch einer gewissen Freude darüber, dass ein gut aussehender älterer Mann mit ihr redet.
Sie beugt sich vor und stützt ihr niedliches Kinn auf die Hand, sodass man ihre perfekten B-Körbchen-Brüste in einem Blümchen-Spitzen- BH sehen kann.
Ich gucke zu Toby. Seine Augen huschen hoch. Erwischt!
»Äh, dann bist du dieser Toby von dem Foto, oder?«, fragt sie, und ihr Akzent ist noch deutlicher zu hören, jetzt, wo sie offenbar betrunken ist.
Oh, das ist toll, wirklich toll. Jetzt glaubt er, ich bin besessen von diesem Foto.
»Was für ein Foto ist denn das?«
»Das aus Brighton«, antworte ich knapp. »Solltest du jetzt nicht vielleicht duschen gehen, Lexi?« Ich sehe sie wütend an, aber sie ignoriert mich oder ist zu betrunken, um den Wink zu verstehen.
»Es wird dir nicht gerecht«, stellt sie fest. Sie blickt Toby aus ihren mit Wimperntusche verschmierten Augen an. Sie flirtet tatsächlich. Mein Gott, ich könnte sie umbringen! »Wusstest du, dass manche Leute auf Fotos besser aussehen und manche total blöd und in echt viel besser?«, lallt sie weiter. »Also, du gehörst definitiv zur zweiten Gruppe.«
Toby lacht geschmeichelt. Ich werfe ihm einen bösen Blick zu.
Sie zieht die Lederjacke aus und lehnt sich auf ihrem Stuhl zurück, dabei schiebt sie ihn leicht vom Tisch weg. In dem Moment sehe ich sie. Tobys Tommy-Hilfiger-Boxershorts, festgeklemmt unter dem vorderen rechten Stuhlbein! Ich schaue zu Toby rüber. Hat er sie auch bemerkt?
»Danke«, erwidert Toby. »Wenn das ein Kompliment war, was ich mal annehme. Das ist sowieso alles die Schuld deiner Schwester …« Er zwinkert mir zu, worauf ich mit einem angespannten Lächeln reagiere. Ich deute mit dem Kopf in Richtung Boden. »Sie macht lausige Fotos.«
Lexi murmelt etwas, denkt aber bereits an die nächste Frage. Sie hat ein Publikum und ist entschlossen, es zu behalten.
»Wie war denn der Buchclub?«, fragt sie. (Wie lange würde das alles noch so weitergehen?)
»Großartig«, antworten wir einstimmig.
»Und wo sind die anderen?«
»Schon gegangen«, behaupten wir, erneut einstimmig.
»Aber sie waren hier«, füge ich völlig unnötigerweise hinzu.
Lexi nickt desinteressiert und blickt sich im Raum um, bis ihre glasigen Augen schließlich an Toby hängen bleiben.
»Unwasmachstduberuflich?«, lallt sie.
Mein Gott, wann hält sie nur endlich den Mund? Ich schaue wieder zu der Unterhose. Der Stuhl hat sich etwas bewegt, sodass noch mehr Stoff zu sehen ist. Mein Herz klopft aufgeregt.
»Ich arbeite im Vertrieb. Ich verkaufe genau wie deine Schwester Zeug an Supermärkte, aber ich bin viel besser als sie«, lügt er, woraufhin ich die Augen verdrehe.
»Wow!«, sagt Lexi.
Wow? Von meinem Job war sie nicht so begeistert.
»Dann bedeutet das, du musst eine Menge, du weißt schon, Reden halten?«
»Präsent…«
»…ationen«, wollte er sagen, aber da kickt Lexi ihre Schuhe weg, die mit einem Klatschen auf dem Holzboden landen, nur wenige Zentimeter von der Unterhose
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